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1610 02 - Kinder des Hermes

1610 02 - Kinder des Hermes

Titel: 1610 02 - Kinder des Hermes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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hielt sie ihre blutige Klinge. »Ich hörte niemanden mehr. Falls hier mehr Männer als Pferde waren, so ist der Rest verschwunden.«
    »Vielleicht sind das ja tatsächlich alle gewesen. Offensichtlich hat Fludd zwar geahnt, dass wir hier entlangkommen könnten, seine Männer aber nur unsere wahrscheinlichen Handlungen auswendig lernen lassen.« Ich ging wieder zum Höhleneingang zurück.
    Caterina war so klein im Mondlicht, dass ich fast über sie stolperte, bevor ich sie sah.
    Ihr Gesicht war unberührt, wenn auch blutüberströmt. Schläfe und Hinterkopf fehlten größtenteils. Ich zog den Handschuh aus und fühlte ihre rasch abkühlende Haut.
    Traurig sagte Dariole hinter mir: »Ich habe sie umgebracht, Messire, nicht wahr? Ich war es, die gesagt hat, wir sollten gehen.«
    »Sie wusste es, Mademoiselle.« Ich stand auf. Mir war bewusst, wie hart meine Stimme klang, doch ich konnte nichts dagegen tun. »Denkt nach. Das hat Fludd nicht vorhergesehen. Hätte er es getan, hätte er keine Pistolenkugel an eine alte Frau verschwendet, die man auch so hätte niederringen können. Sie hat das vorausberechnet.«
    Ich drehte mich um und blickte zu Dariole, dem Samurai und dem König.
    »Sie hat sich an mir vorbeigedrängt«, fuhr ich fort. »Sonst wäre ich als erster draußen gewesen. Die Pistole war für mich bestimmt, und ich denke, der zweite Mann hatte es dann auf Euch abgesehen, Sire. Aber die Pistole war für mich. Sie hat sie auf sich genommen, wohlwissend, dass wir uns so würden befreien können – wir alle.«
    Dariole kniete sich neben mich und schloss Caterina die Augen.
    Ihre eigenen Augen funkelten im Mondlicht, als sie schließlich wieder zu mir aufblickte. »Messire, wenn Fludd berechnet hat, dass dies hier geschehen könnte … dass Ihr als erster herauskommen würdet, sodass seine Männer erst Euch und dann den König erschießen könnten … Was geschieht jetzt? Was geschieht nun, nachdem Caterina das geändert hat?«

Rochefort: Memoiren
Neunundzwanzig
    Hätte ich einen Louisdor für jedes Mal bekommen, da ich durch die Nacht habe reiten müssen, nachdem alle meine Pläne in sich zusammengebrochen waren, ich wäre der reichste Mann Frankreichs.
    Dariole ritt hinter mir neben dem König. Saburo saß auf seinem Pferd wie ein Sack Korn, doch zum Glück war sein Tier ausgesprochen kooperativ. Die Zügel eines Ersatzpferdes hatte ich an meinen Sattel gebunden, und ich dankte Gott für den Neumond, dessen Licht das Reiten überhaupt erst ermöglichte.
    In der idealen Welt, von der Platon spricht, reitet eine Gruppe von Menschen, die einen Plan gefasst hat, geradewegs auf ihr Ziel zu, führten den Plan aus und hat Erfolg oder scheitert. In meiner Erfahrung sieht das jedoch anders aus: Ist ein Plan erst einmal gefasst, streiten die Leute sich über die Einzelheiten, diskutieren endlos miteinander, ändern ihre Meinungen, ihre Taktiken und verursachen weit größere Verwirrung in ihren Reihen, als es der Feind je könnte.
    »Ich werde Robert Fludd finden!« Im Mondlicht vermochte ich ihr Gesicht nicht deutlich zu sehen, aber Darioles Stimme klang stur und entschlossen. »Es ist mir egal … Ich werde ihn töten. Er muss irgendwo hier sein. Er wird wissen wollen, ob er gewonnen hat.«
    Und, sinnierte ich, solchen Gruppen von Menschen gehört normalerweise auch keine Frau an, kein Fremder und erst Recht kein regierender König.
    »Fludd könnte Gott weiß wo hier in der Gegend sein«, schnappte ich, »oder in London, Rom, Moskau … Ich verbiete es!«
    Erschrocken stellte ich fest, dass ich mich wie ein älterer Ehemann anhörte oder gar wie ein gestrenger Vater. Ich hielt die Luft an und hoffte, dass ich für Dariole eher wie der Hauptmann eines sehr kleinen Trupps klang, der gerade einen der wenigen aus seinen Reihen verloren hatte.
    »Wenn man Euch gefangen nehmen würde«, fügte ich hinzu, »würdet Ihr uns verraten. Vertraut mir. Ihr würdet uns verraten.«
    »Was können sie mir wohl jetzt noch antun?«
    Sie klang wie ein schmollender Märtyrer, was mir sowohl wehtat als auch das Verlangen in mir weckte, sie an den Schultern zu packen und kräftig zu schütteln.
    »Um Euch zum Sprechen zu bringen? Oh, das wäre leicht, Mademoiselle. Nehmen wir einmal an, ich würde Euch den Daumen ins Auge drücken, bis der Augapfel aus der Höhle springt. Was würdet Ihr mir nicht sagen, um das andere Auge zu behalten?«
    Nichts durchbrach die darauffolgende Stille außer die Hufe der Pferde und das leise Klirren des

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