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1610 02 - Kinder des Hermes

1610 02 - Kinder des Hermes

Titel: 1610 02 - Kinder des Hermes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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Zaumzeugs. In offenem Gelände hätte das gereicht, um uns zu verraten, nicht so jedoch in dem Wald, in dem wir uns nun befanden.
    Ich wollte Euch keine Angst einjagen, Mademoiselle, dachte ich. Und dann: Nein … Ich wollte Euch genug Angst einjagen, um Euch von überstürzten Handlungen abzuhalten – so wie man es bei jüngeren Offizieren auf ihrem ersten Feldzug macht.
    Auf Französisch fügte ich hinzu: »Seid dankbar dafür, dass ich wie ein Soldat denke. Würde ich wie der Spion denken, der ich bin, würde ich vielleicht zu dem Schluss kommen, dass Ihr mit Eurem Ungestüm eine Gefahr für mich darstellt. Als Konsequenz davon würde ich Euch vermutlich eine Kugel durch den Kopf jagen, wie es Suor Caterina widerfahren ist, und ich wäre schon zwei Meilen weit weg, bevor irgendjemand etwas bemerkt. Außerdem hätten wir so auch noch ein weiteres Ersatzpferd.«
    Ein leises Schnaufen kam aus der Dunkelheit.
    »Mademoiselle?«
    »Ein weiteres Ersatzpferd?« Ihre Stimme klang schwer. Was sie sich verkniff, erkannte ich, war ein Lachen. »Ihr seid ein ausgesprochen pragmatischer Mensch, Messire.«
    Ich war sicher gewesen, dass sie beleidigt sein würde. Und wieder einmal überrascht sie mich.
    »Ich bin ein pragmatischer Mensch«, sagte ich. »Es ist schon einiges an Zeit vergangen. Wir sind schon weit auf der Straße nach Bristol vorangekommen. Ich werde nicht nach Wookey zurückkehren, auch wenn Ihr glauben solltet, dass Robert Fludd dort ist.«
    Sie spornte ihr Pferd an, bis sie schließlich Stiefel an Stiefel neben mir ritt. »Ich nehme an«, sagte sie, »in diesem Chaos würde ich ihn ohnehin nicht finden, selbst falls er dort sein sollte. Scheiße. Ihr habt Recht, Messire.«
    Ich legte die Hand auf die Brust, erschrak kurz, weil ich dort nackte Haut statt eines Wamses fühlte, verneigte mich vor ihr, so gut es mir im Sattel möglich war, und lächelte ob ihres überraschten Gesichts.
    »Ihr gebt zu, dass ich Recht habe? Mademoiselle, ein Mann meines Alters vermag solch einen Schreck nur schwer zu ertragen!«
    Sie begann weder zu schmollen – wie ich es halb erwartet hatte –, noch warf sie mir diesen leeren Blick zu, den ich vor ihrer Entführung nicht von ihr gekannt hatte. Im Mondlicht hatte ich den Eindruck, als würden sich ihre Mundwinkel bewegen.
    »Ihr seid wie ein Glücksspiel, Rochefort – selbst mit Würfeln, an denen das Pech förmlich klebt, muss man irgendwann einmal gewinnen.«
    »Ihr seid zu freundlich zu mir …«
    »Ich weiß. Das war ich schon immer, Messire. Ich bin einfach nachlässig.«
    Ihre Worte in Verbindung mit dem unschuldigen Tonfall ließen mich ein wenig zu laut für die nächtliche Stille lachen.
    Dann änderte sich ihre Stimme plötzlich wie auch ihr Gesichtsausdruck, so weit ich das im Mondlicht erkennen konnte. »Er weiß nicht, dass er verloren hat – falls dem denn wirklich so ist. Nehmen wir einmal an, er hätte von Caterina gewusst; dann könnte das alles immer noch zu seinem Plan gehören.«
    »Vielleicht.« Das konnte ich nicht leugnen. Ich lud die Pistolen nach, die wir den Toten abgenommen hatten, wobei ich mich hauptsächlich auf meinen Tastsinn verließ.
    »Suor Caterina hat geglaubt, dass ich seinen Plan ›unwahrscheinlich‹ machen würde. Und dann das, was sie getan hat … Ich kann es immer noch nicht glauben!« Dariole beugte sich im Sattel vor. »Wisst Ihr was, Messire? Wisst Ihr, was ich machen würde, wenn ich Fludd wäre? Egal für wie unwahrscheinlich ich irgendetwas auch halten würde, ich würde zusätzliche Berechnungen anstellen – nur für den Fall – und einen Ersatzplan entwerfen.«
    »Bei genauerer Betrachtung ist er auch keineswegs gescheitert.« Ich steckte die Pistolen in die Sattelholster. »Er lebt wie auch der Prinz, und James wird für tot gehalten … Ihr habt ja gehört, wie sie das ständig gebrüllt haben. Sollte der König nicht in die Hauptstadt zurückkehren und das bald … Nun, dann ist Fludd nur in einem gescheitert: Dann ist es ihm nicht gelungen, James hier zu töten.«
    Dariole blickte in der Dunkelheit zum König zurück.
    Der Samurai ritt auf der anderen Seite zu mir heran.
    »Furada könnte einen Mann gefangen nehmen, einen Mann von Hauptmann …« Saburos Aussprache des Namen ›Spofforth‹ war vollkommen unverständlich. »Unter der Folter wird er verraten, dass wir nach Norden gegangen sind.«
    Ich nickte. »Bristol ist unser offensichtliches Ziel. Deshalb beabsichtige ich auch, diese Straße nur zu überqueren, wenn

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