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1610 02 - Kinder des Hermes

1610 02 - Kinder des Hermes

Titel: 1610 02 - Kinder des Hermes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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ihm sagte, und der Stuart-König nickte mehrere Male.
    »Ihr dürft Euch wieder erheben.« Er winkte Saburo aufzustehen. »Wir wissen Euer freundliches Angebot durchaus zu schätzen, Master Saburo Tanaka.«
    »Hai!«
    Das sprach für James, dachte ich. Mon Dieu ! … Wäre er zwanzig Jahre jünger und wäre sein Sohn nicht in das Komplott verwickelt gewesen, ich glaube, er hätte das Abenteuer genossen.
    »Wir sollten jetzt gehen, Sire«, sagte ich und hob die Hand.
    In Höhlen werden Echos verzerrt. Es war unmöglich, die Richtung zu erkennen, doch irgendwo in weiter Ferne wurde eine Muskete abgefeuert.
    »Lauft!«
    Ich folgte den anderen. Dabei stieß ich immer wieder mit den Ellbogen gegen Felsen, während ich versuchte, ein möglichst schnelles, aber auch sicheres Tempo einzuhalten.
    Nicht schnell genug. Aber überall konnten Löcher lauern, Spalten, Kanten, und falls wir uns verlaufen sollten …
    Und da waren noch Caterina und James, und die beiden waren nicht gerade jung.
    »Suor Caterina!« Ich hielt die Laterne in die Höhe und drängte mich an die Spitze der Gruppe. »Wo entlang? Sind wir noch auf dem richtigen Weg?«
    »Ja! Cielo , ja! Lauf weiter, Valentin!«
    Das Licht fiel auf den Kalkstein, und ich sah Tierbilder auf den dunklen Höhlenwänden.
    Vor uns schimmerte Wasser, still wie Eis.
    Ich tauchte meine Hand hinein, tastete nach dem Führungsseil, warf es Saburo und dem König zu und raffte dann meinen Rock bis zur Hüfte. Als Mademoiselle Dariole und Caterina an mir vorübergingen – das Mannweib reichte der alten Italienerin seinen Arm –, blickte ich ein letztes Mal zurück und folgte ihnen dann ins Wasser hinein.
    Das Platschen unserer Schritte in dem unterirdischen See oder Fluss durchbrach die uralte Stille. Sollte irgendwo noch geschossen werden, so hörten wir zumindest nichts davon. Als wir das andere Ufer erreichten, hob ich erneut die Laterne, und wir betraten eine lange, niedrige Höhle. Der Ausgang muss irgendwo da vorn sein …
    Auf dem steilen Kalksteinhang wurde ich zum ersten Mal seit meinem sechsten Lebensjahr von einer Frau überholt.
    Die alte Frau ist in Panik! »Caterina!«
    Fluchend kletterte ich ihr hinterher und überließ es dem Rest, mir zu folgen. Ich hielt die Laterne weiterhin hoch, um zu sehen, wo ich hintrat – und ich erkannte, dass die Dunkelheit vor mir kein Felsen war, sondern der Höhlenausgang.
    Keuchend erreichte Caterina den Ausgang.
    Ein Pistolenlauf erschien an der Felskante und funkelte im Laternenlicht. Irgendjemand drückte ihn der alten Frau gegen die Schläfe.
    Flammen und Rauch schossen hervor.
    Ein Knall durchbrach die Stille.
    Caterinas Gehirn spritzte auf die gegenüberliegende Wand mit einem Geräusch wie Regen, der gegen eine Fensterscheibe prasselt.
    Den Bruchteil einer Sekunde lang herrschte vollkommene Stille bis auf das Tropfen von Blut und Gehirnmasse auf den Kalksteinboden.
    Ich rannte den Hang hinauf. » Ambuscade !«
    Caterinas Leib fiel zu Boden. Mit dem Schwert in der Hand sprang ich über ihn hinweg.
    Mit schierem Glück schlug ich einem zweiten Angreifer schon im ersten Ansturm die Muskete aus der Hand. Ohne dass er Zeit gehabt hätte zu reagieren, rammte ich ihm das Rapier ins Herz.
    Er sackte genauso in sich zusammen, wie Caterina es getan hatte.
    Seine Muskete verschwand in der Dunkelheit. Die Lunte flackerte und verlosch. Ein paar Grashalme fingen Feuer und verglühten. Ich roch verbranntes Gras, Blut, Exkremente … Tod. Rasch warf ich die Laterne beiseite, sodass sie zerbrach. Brennendes Öl verteilte sich auf den Felsen. Ich riss Spofforths Steinschlosspistole aus dem Mieder. Im Licht des Ölfeuers sah ich sich bewegende Gestalten; ich hatte keine Ahnung wie viele es waren …
    Wieder schabte ich mit dem Ellbogen über die Felswand; diesmal absichtlich, um mich zu orientieren, bis ich mich in die schützenden Schatten kauern konnte. Ein hervorstehender Splitter kratzte über meine nackte Schulter, schmerzhaft genug, dass ich wusste, er hatte Blut gefordert. Ich warf mich zur Seite, und der Mann, der mir nachgekommen war, stolperte über mich. Er stieß mein Schwert beiseite, und schon rangen wir miteinander.
    Der Neumond kam hinter einer Wolke hervor. Auf einer Seite hörte ich Rufen, und eine Laterne flackerte auf. Ich rollte mit dem Mann im taunassen Dunst über den Boden.
    Er packte meine linke Hand, die Hand mit der geladenen Pistole. Natürlich. Dazu ist er ausgebildet worden …
    Dann kam mir die Erkenntnis: Die erste

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