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1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist

1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist

Titel: 1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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bevor alle Vorbereitungen getroffen werden, um König James zu ermorden.«

Rochefort: Memoiren
Neunzehn
    »Messire Saburo, wie es aussieht, werde ich London für kurze Zeit verlassen müssen …«
    Ich hielt unvermittelt inne, als ich den Mann aus Nihon auf dem Boden unseres Quartiers knien sah, vor sich ein in seine Einzelteile zerlegtes Wams.
    Ich blinzelte. » Was …?«
    »Ich will Kleider waschen.« Saburo verzog verärgert das Gesicht. »Die sind zu fest zusammengenäht. All die kleinen Stiche! Macht Ihr das alle zwei, drei Tage?«
    »Ich mache das überhaupt nicht«, antwortete ich fasziniert. »Warum im Namen des gütigen Gottes …? Nein. Vergesst es. Messire, ich werde eine Woche aus London fort sein, maximal zehn Tage.«
    Der Samurai blickte zu mir hinauf und setzte sich auf die Fersen zurück. »Was ist falsch gelaufen?«
    »Was ist …?« Eine Sekunde lang hätte ich mir das Haar büschelweise ausreißen können. »Was konnte überhaupt falsch laufen? Das war der Plan eines Narren, vollkommener Unsinn. Jeder Mann mit auch nur einem Funken Verstand, hätte sofort gesehen, dass das nicht funktionieren kann!«
    Saburo legte das Messer beiseite. Er stand auf und schnitt eine Grimasse. »Furada ist ein Narr?«
    »Und was für einer.« Ich lief auf und ab und ignorierte das verstümmelte Kleidungsstück. »Sagt Ihr es mir, Messire Saburo … Ein Plan, der besagt, dass der Sohn des Königs den König vor Publikum erstechen soll! Und dann noch ein Diener, den man ins gleiche Kostüm wie den Prinzen steckt, um ihm die Schuld in die Schuhe zu schieben – in ein derart teures und aufwendiges Kostüm, dass jeder Schneider sich daran erinnern wird!«
    »Ihr erstecht den Diener«, warf Saburo ein, »der schon tot ist. Das sind zwei Stichwunden, Roshfu-san.«
    »Ja, das auch noch!« Ich versetzte der Wand einen kräftigen Tritt und wirbelte herum, um mich ans Fenster zu setzen. Zwanzig Fuß unter mir bellten die Hunde. Ihr warmer Geruch wehte zu mir hinauf. »Aber … Aber ich sehe keine andere Möglichkeit, Messire Cecil zu besänftigen, als diese Reise zu unternehmen …«
    Ich drehte mich zu Saburo um. »Soll ich Euch etwas von Master Fludds Geld dalassen?«
    »Hai.« Saburo nickte höflich. »Jeder Mann braucht Münzen. Ich muss jetzt bezahlen. Bis zur Reisernte in Nihon habe ich kein Geld; dann kann ich alles zurückzahlen. Das Geld wird länger brauchen, bis es hier ist, aber mein Wort ist gut. Trotzdem bekomme ich keinen Kredit. Das ist nicht richtig. Sie vertrauen mir nicht!«
    »Willkommen in der echten Welt … in dieser zumindest.« Ich nahm meine Börse vom Gürtel, wog sie in der Hand und schüttete die Münzen auf den Tisch, um sie besser aufteilen zu können. »Habt Ihr schon irgendetwas Neues gehört, was Eure Audienz beim König betrifft?«
    »Hai. Lord-daimyo Seso hat mich wieder an den Hof eingeladen. Es gibt viele Männer, mit denen ich reden muss. Er sagt, ich werde König-Kaiser James bald sehen.«
    »›Bald‹ ist so ein Wort bei Hofe. Ich bezweifele, dass Ihr James vor meiner Rückkehr gesehen haben werdet.«
    Es ist vermutlich ganz gut, dass ich mich vor meiner Abreise nicht mehr mit Cecil treffen kann, sonst würde meine Zunge mich vermutlich verraten und kundtun, was ich von dieser Dummheit halte, ausgerechnet jetzt in die englische Provinz zu fahren! Ich brauche mehr Informationen aus Paris …
    Schritte auf der Treppe lenkten mich ab. Mademoiselle Dariole platzte voll beladen in den Raum. »Ich hab's, aber ich kann nicht näh… Oh. Hallo, Messire.«
    Sie ließ einen Stapel alter Kleider fallen – oder Bettleinen, Stoff, alles sehr einfach gehalten.
    Inzwischen hatte ich den Inhalt meiner Börse aufgeteilt. »Monsieur Saburo, ich hatte mir eigentlich vorgestellt, Euch in englischer Hofkleidung zu sehen.«
    Er nahm eines meiner Hemden. Schweiß hatte den Stoff unter den Armen und am Hals gelb gefärbt. Er hielt das Hemd in meine Richtung und schüttelte es. »Käfereier!«
    »›Käfereier‹?«
    »Das …« Er strich mit dem Daumennagel über die Seitennaht. Ihm fehlte offenbar das richtige Wort. »Voller Käfereier!«
    »Das sind Floheier, Messire«, erklärte ich ihm beruhigend. »Man kann sie über einer Kerze verbrennen, Milben übrigens auch.«
    »Dreckige Gaijin!«
    Mit einem Tritt verstreute er die Einzelteile des Wamses über den Boden. Vorsichtshalber ließ ich ihm die Münzen da, ohne sie noch einmal zu erwähnen, und packte meine Sachen zusammen.
    »Geht Ihr

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