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1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist

1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist

Titel: 1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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nicht zu sagen, ob er amüsiert war, verwirrt oder besorgt.
    »Eure Forderungen?« Nun klang er eindeutig amüsiert.
    »Geld. Eine Schiffspassage.« Ich zuckte mit den Schultern. »Alles andere würde den Tod für mich bedeuten, Monsieur Fludd, und ich halte nicht viel von Selbstmord.«
    »Natürlich. Gehen wir davon aus, dass alles zu Eurer Zufriedenheit arrangiert werden kann. Wie beabsichtigt Ihr, König James zu töten?«
    Ich konnte nicht anders, als zusammenzuzucken. »Monsieur, wenn Ihr schon davon sprechen müsst, dann nicht so laut.«
    »Kein Mensch hört uns zu. Ich habe das berechnet. Zu genau diesem Zeitpunkt können wir uns vollkommen frei miteinander unterhalten.«
    Die Geheimhaltung war mir egal. Ich wollte es ihn einfach nicht wissen lassen. Deshalb nickte ich auch nur zögerlich. Einen Augenblick lang stand ich einfach nur da und sah auf ihn hinab. Er verschränkte die Arme wieder und lächelte ermutigend.
    »Ihr werdet mich für einen Narren halten.« Das sagte ich in einem Tonfall, der ihr Misstrauen ob meiner falschen Bescheidenheit wecken sollte. Umso wütender würden sie sein, wenn ich wirklich Unsinn redete.
    Haltet mich ruhig für unfähig. Werft mich einfach raus. Mit den Männern, die ihr mir hinterherschickt, um mich umzubringen, werde ich schon fertig werden. Ich weiß, welche Vorsichtsmaßnahmen es zu treffen gilt …
    »Was nun also den Plan betrifft …«, begann ich. »Ich werde Euch erst einmal sagen, was ich nicht tun werde. Ich werde nicht mit mehr Männern arbeiten, als heute hier sind, und ich werde nicht versuchen, mehr Menschen zu töten als König James. Wo viele Menschen sterben sollen, gibt es immer einen Verschwörer, der einen Freund warnen will. Es wird keine zweite Pulververschwörung geben.«
    Die Mathematiker nickten. Bis jetzt ergaben meine Worte einen Sinn.
    »Auch werde ich mir keinen Fanatiker suchen wie Ravaillac. Euer König James ist … vorsichtiger als der verstorbene Heinrich von Navarra.«
    Ich sah, wie sie alle statt ›vorsichtig‹ ›ängstlich‹ hörten und zufrieden waren.
    »James ist in seiner Kutsche wachsam, in seinem Schlafgemach und in seinem Audienzsaal.« Hier zuckte ich mit den Schultern. »Seine Schwäche, Messires, besteht in seiner Vorliebe für die Jagd und für Zeremonien. Mein Plan ist, mir beides zunutze zu machen.«
    Der Mann des Grafen, John, blickte mich voller unterdrückter Gefühle an. Ob er sich nun von diesem Scheißegal-Soldaten und Meuchelmörder beleidigt fühlte, den ich spielte, oder ob etwas anderes der Grund dafür war, wusste ich nicht.
    Ich ließ meinen Blick über die Männer schweifen. »Nun denn. Wenn James Stuart das nächste Mal auf Jagd geht, lasst den zukünftigen König Heinrich seinem Vater eine Nachricht schicken, dass die Jagd in dem Landstrich besonders gut ist, in dem er gerade jagt. Ich nehme allerdings an, dass es Euch schwer fallen wird, ein Gebiet zu finden, in dem der König noch genug Hasen und Rehe am Leben gelassen hat.«
    Zu meiner Überraschung grinste Warner bei diesen Worten.
    »Lasst den Prinzen diese Nachricht schicken«, fuhr ich fort, »und wenn König James dann dort ist, lasst den Prinzen sagen, er habe ein Fest vorbereitet sowie ein Maskenspiel zu Ehren des Königs. Ihr müsst eine Grotte, Höhle oder Lichtung finden, wo dieses Maskenspiel stattfinden kann. Jeder kennt James' Vorliebe für Maskenbälle und weiß, dass er, die Königin und seine Kinder nichts lieber mögen, als sich zu verkleiden.«
    Solange das Maskenspiel die Familie Stuart glorifiziert, erinnerte ich mich von meinem Besuch mit Sully. Aber das ist kein besonderer Fehler dieses Königshauses.
    »Prinz Heinrich soll seinen Vater zu dem Fest einladen.« Ich atmete unmerklich ein, so ruhig wie ich es tat, wenn ich um größere Summen spielte. »Die Höflichkeit verlangt dann, den König auch zur Teilnahme an dem Maskenspiel einzuladen, wenn er schon einmal da ist. Ich rate James zur Rolle eines antiken, göttlichen Königs. Und unter dem Schutz der Masken … Zack! …«
    Ich machte eine derart schnelle Bewegung mit meiner rechten Hand, dass Hues und Warner unwillkürlich zusammenzuckten.
    »Zwei Zoll Stahl zwischen Wams und Hose und in die königlichen Nieren und König James ist so tot wie all die anderen Herrscher, die Ihr in der Westminster Abbey beigesetzt habt.«
    Die Geräusche der Karren, Ochsen und Pferde und die Rufe der Männer … All das schien irgendwie aus dem kleinen Areal verbannt zu sein, in dem ich

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