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1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist

1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist

Titel: 1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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Dutzend Mal in der Woche.
    Nachdem ich zwei Herausforderer getötet und den Rest ins Hospital geschickt hatte, wurde es wieder ein wenig ruhiger, doch mein Hass ließ nicht im Mindesten nach. Ich hasste den jungen Dariole auf jene gefühllose, bittere Art, wie man sie nur denjenigen gegenüber empfinden kann, die einen besiegt haben. Ich konnte mir die Geschichte erzählen, wie ich wollte, sie endete immer damit, dass ich verloren hatte und gedemütigt worden war.
    Dass er mich hätte töten können … und dass ich, wie kurz auch immer, Angst vorihm gehabt hatte, konnte ich mir noch weniger verzeihen. Ich nahm jede Möglichkeit wahr, noch einmal gegen ihn anzutreten – und wirkte dabei wie ein dummdreister Straßenschläger. Ich, ein erwachsener Mann, der einem kleinen Jungen nachstellte. Ein paar Gefechte wurden von der Staatsmacht vorzeitig unterbrochen, und jedes Mal grinste der dickliche junge Mann mich an, als wäre ich gerettet worden.
    Tatsache war jedoch, dass ich ihn jedes einzelne Mal ohne Probleme hätte töten können, nun da die Initiative nicht auf seiner Seite war und ich sie auch nicht verloren hatte – nur beweisen konnte ich das nicht. Die Einmischung der Büttel, die des Königs Frieden durchsetzen wollten, rettete ihn, nicht mich. Aber ich konnte das nicht sagen. Denn das einzige Mal, da wir bis zum Ende gekämpft hatten, war ich es gewesen, der geschlagen worden war.
    Lachen folgte mir, und ich war mir dessen bewusst. Ich versuchte, alles zu ignorieren, was nicht direkt nach einem Duell verlangte. Ließ es sich jedoch nicht vermeiden, schickte ich meine Gegner mit blutverschmierter Befriedigung tot oder verwundet nach Hause zurück. Doch ›Sullys schwarzer Hund‹ folgte mir auch, und ich glaube, ich habe mich noch nie so sehr geschämt wie in dem Augenblick, als der Herzog mich zu sich rief und von mir verlangte, ihm diesen Spitznamen zu erklären.
    Und nun, da ich Paris verlassen musste – Gott allein wusste, für wie lange –, verlangten die Umstände von mir, Dariole zu töten. Ich musste.
    Es war kein Kampf, bei dem das Zuschauen gelohnt hätte (obwohl ich der Meinung bin, dass dem nie so ist). Er war ausgesprochen unspektakulär abgesehen von jenem letzten Fehler, den alle Fechter kommen sehen – dem Fehler, der einem das Leben kostet.
    Der Junge lenkte meine Spitze geschickt an seinem Gesicht vorbei, zu schnell für einen gewöhnlichen Duellanten, doch inzwischen wusste ich, dass ich bei ihm mit dem Ungewöhnlichen rechnen musste.
    Gleichzeitig riss er den Unterarm hoch und fing damit den Schlag meiner Pistole ab, ohne auch nur zusammenzuzucken.
    Und im selben Augenblick stieß er ebenfalls zu. Er zielte mit der Klinge auf meine Brust, sprang in meine Deckung hinein und trat mich in die Bauch.
    Ich muss gestehen, dass das etwas war, womit ich nun wirklich nicht gerechnet hatte. Er war ein junger Mann, noch nicht ganz ausgewachsen. Er muss gewusst haben, dass er mir im Ringen körperlich weit unterlegen war. Er musste sich auf die Reichweite seines Rapiers verlassen, wollte er von mir nicht zu Brei verarbeitet werden. Es war der größte Schock meines Lebens – und ich kann behaupten, dass ich in Gedanken noch immer bei Heinrich und Ravaillac war –, als er meinen Hieb parierte und es ihm gelang, mir mit seinen schweren Stiefeln in den Unterleib zu treten.
    Nur eine Handspanne tiefer, und der Schmerz hätte mich blind gemacht. Auch so noch schnappte ich nach Luft und klappte nach vorn, und in dem Versuch, meinen Fehler wieder gutzumachen, machte ich es zu gut: Ich wich viel zu schnell zurück.
    Eines der vielen Dinge auf dem Boden war eine zweirädrige Karre, die mit Forken und Säcken an der Wand stand. Es geschah alles viel zu schnell, als dass ich etwas dagegen hätte tun können. Ich blieb mit dem Bein an der im Stroh versteckten Deichsel hängen, fiel nach hinten, den Jungen fast in meinen Armen, und konnte weder mein Schwert weit genug zurücknehmen, um es ihm in den Bauch zu rammen, noch meinen Dolch aus dem Gürtel ziehen.
    Erst im letzten Augenblick gewann ich mein Gleichgewicht wieder und wand mich wie ein Fisch, um dem Dolchstoß auszuweichen, mit dem Dariole auf mein Gesicht zielte.
    Es ist nicht immer von Vorteil, groß und schwer zu sein. Ich hatte zu viel Schwung, geriet abermals ins Stolpern, und als ich auf den Boden fiel, krachte irgendetwas gegen meinen Hinterkopf. Benommen roch ich Federn und Hühnermist, alte Pferdeäpfel und menschlichen Schweiß

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