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1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist

1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist

Titel: 1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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und davon wiederum der Großteil Soldaten oder berufsmäßige Spieler; Duellanten größtenteils – alles Männer mit zu viel Zeit zum Töten und zu wenig Geld. Dariole (diesen Spitznamen sollte er rasch bekommen) kam mit einer Bande junger Männer herein.
    Ich hielt ihn für nicht älter als vierzehn oder fünfzehn, für einen Jüngling, und das war mein Fehler. Er machte Bemerkungen in meine Richtung, als ich mir neuen Wein holen ging. Zuerst war er übertrieben vertraulich, dann grenzten seine Kommentare an Beleidigung, und ich ignorierte ihn.
    Er trug Waffen, doch die waren brandneu. Ich vermutete, dass das Leder noch quietschte. Das war Papas braver Junge, der sein erstes Schwert spazieren trug. Bisher hatte er sich vermutlich nur im Übungssaal geschlagen.
    Mein Schweigen ließ ihn an diesem Punkt verstummen. Manchmal ist ein bestimmter Ruf doch zu etwas nutze. Gut eine Viertelstunde später begann er jedoch erneut und nannte mich ›Rochefort‹, ohne mir die Höflichkeit zu erweisen, dem ein ›Sire‹ oder ›Monsieur‹ voranzustellen. Inzwischen hatte ich ihn mir genauer angeschaut und war zu dem Schluss gekommen, dass er eher sechzehn oder siebzehn war. Er war ein leicht Übergewichtiger junger Mann in weizenfarbenem Wams und losem Kittel. Das Haar trug er für einen Edelmann ungewöhnlich kurz – knapp bis zur Schulter –, und seine Oberlippe zierte nur der Schatten eines Barts. Er drehte sich auf der Bank in meine Richtung und fragte mich, wie gut ich noch als Duellant sei … in meinem Alter.
    Derart angesprochen zu werden, ist nichts Neues für mich, und lächelnd blickte ich zu meinen Gefährten. Sie erwiderten mein Lächeln. Jeder Duellant, der sich einen gewissen Ruf erworben hat, bekommt Derartiges zu hören. Junge Männer, die nicht wissen, wohin mit ihrer Kraft, und so jeden herausfordern wollen, der in dem Ruf steht, schon viele Menschen getötet zu haben. Und da ich solch einen Ruf genoss, fühlte ich mich berechtigt, den Jungen erneut zu ignorieren.
    Das ging so weiter, bis ich wieder einmal Wein holen ging, und der junge Kerl und seine Gesellen begannen, mich direkt zu verspotten.
    »Sullys schwarzer Hund«, sagte er und grinste selbst wie ein Köter. Offensichtlich spielte er damit auf mein Haar an, meine dunkle Haut und mein übliches Gewand. »Wuff, wuff, Messire! Ab zu Eurem Herrchen!«
    Auch wenn ich dazu geneigt gewesen wäre, diese persönliche Beleidigung zu übergehen – aber warum hätte ich das tun sollen? Offenbar legte er es ja auf einen Kampf an – doch den Angriff auf Sully, meinen Gönner, konnte ich nicht ignorieren.
    Später ist man ja bekanntlich immer klüger, und jetzt weiß ich auch, dass ich Dariole ernster hätte nehmen sollen.
    ›Dariolet‹ war offenkundig ein Pseudonym – der Junge war eindeutig von adeliger Herkunft und vermutlich voller romantischer Träume und in dem Wunsch nach Paris gekommen, sich einen Namen als Duellant, Soldat oder was auch immer zu machen, wovon Sechzehnjährige nun einmal träumen. Da Riolet , ›vom Fluss‹ … Das deutete daraufhin, dass seine edle Familie an einem der großen Flüsse Frankreichs beheimatet war, an der Loire, seinem Akzent nach zu urteilen.
    Er saß an einem langen Tisch, vor sich eines der Küchlein, die ihm seinen Spitznamen ›Dariole‹ eingebracht hatten, und ich beschloss, ihm meine Überlegenheit zu demonstrieren. Nachdem er mich also offen beleidigt hatte, ohne dass eine Reaktion von mir gekommen wäre, gab er sich damit zufrieden, mir wieder den Rücken zuzukehren und verächtlich zu schnaufen. Kaum hatte er das getan, reichte ich einem Zuschauer höflich den Wein, packte Darioles Kopf und drückte ihn mit dem Gesicht voran in das Küchlein.
    Ich war einen Fuß größer und mehrere Stein schwerer als der Junge, und so fiel es mir nicht schwer, seinen Körper mit meinem hinunterzudrücken und auf dem Tisch festzuhalten. Ermutigt von den Pfiffen und dem Grölen der Zuschauer nutzte ich meinen Griff um sein schulterlanges Haar, um seinen Kopf hochzuziehen und ihn dann mit dem Gesicht durch den Brei zu reiben. Dabei ließ ich mir genüsslich Zeit, sehr zum Vergnügen der Umstehenden.
    Nachdem das erledigt war und der fluchende, spuckende Junge sich noch immer nicht bewegen konnte, packte ich ihn am Gürtel, hob ihn daran und an seinen Haaren hoch und warf ihn quer durch den Raum.
    Das war die Bestrafung für ein Kind, und er hätte sich darüber freuen sollen. Hätte ich ihn wie einen Erwachsenen

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