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1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist

1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist

Titel: 1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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Mordanschlägen, Messire? Ist das so eine Art Berufsrisiko?«
    Ich hätte die Wahrheit nie so offen sagen sollen, auch nicht vor lauter Enthusiasmus, die beiden lebend zu sehen. Paradoxerweise musste ich mich schwer beherrschen, nicht zu lächeln. So gab ich mich mit einem ernsten Nicken zufrieden, während ich mich innerlich unerklärlich freute. »Genau, Mademoiselle. Verschwörungen sind mein Beruf. Nachdem ich König Heinrich von Frankreich ermordet habe, bin ich offenbar ein gefragter Mann.«
    » Merde !«, rief sie.
    Instinktiv trat ich noch in derselben Sekunde einen Schritt zurück.
    Tanaka Saburos Hand griff nach dem Heft des langen, krummen Schwertes. Er riss die Klinge aus der Scheide und holte zum Schlag aus …
    »Nicht seinen Herrn!« Dariole trat zwischen uns, als würde sie eine Rüstung tragen.
    »Mademoiselle!« In diesem Augenblick sah ich, dass sie Schwert, Wehrgehänge und Dolch in der freien Hand hatte. Das Rapier steckte in der kaputten Scheide und hielt sie so zusammen. Sie hob die Waffen wie zum Schutz.
    Die gekrümmte Klinge kam über Saburos Kopf zum Stillstand.
    »Sein König ist nicht sein Herr! Sully ist sein Herr! Der Herzog. Auf dem Boot? Erinnert Ihr Euch? Ich habe es Euch erzählt.«
    »Hm?«, grunzte der Samurai. Jede Faser seines Körpers verriet, wie schnell er war. Derart überrascht, dachte ich, kann ich nicht blankziehen, bevor er zuschlägt. Ich kann nicht ziehen, bevor er sie erschlägt. Ist er verrückt geworden?
    »Wir haben darüber gesprochen. Auf dem Schiff.« Dariole ließ ihre Waffen sinken und schaute Saburo an. Ihr Gesichtsausdruck war furchtlos und wunderbar geduldig. »König Heinrich war nicht Messire Rocheforts Herr. Es ist also nicht so, als hätte er seinen Herrn getötet. Es ist … Es ist wie damals, als Ihr und Euer Herr zur Ostarmee übergelaufen seid und gegen Euren Herrscher gekämpft habt. Und Ieyasu hat gewonnen?«
    Mit einer fließenden Bewegung steckte Saburo das Schwert wieder weg. »Hai!«
    Er senkte die Augenlider. Wäre er ein Europäer gewesen, hätte ich ihn in diesem Augenblick für verlegen gehalten. Vor lauter Staunen – und mein Herz schlug noch immer ein wenig schneller – fand ich keine Worte, um das kurze Schweigen zu brechen, das nun folgte.
    Ich hatte noch nicht einmal Zeit gehabt, mein Schwert zu ziehen, erkannte ich. Nach dem Strand hätte ich es besser wissen müssen …
    Saburo stieß ein kehliges Grunzen aus und verneigte sich höflich. »Es tut mir Leid. Ich habe Schande befürchtet. Ich kann keinen Ronin haben, der Schande über mich bringt. Es tut mir Leid. Ich entschuldige mich.«
    Ich verneigte mich ebenfalls, allerdings wie man es im Louvre oder in Fontainebleau tat. »Monsieur, ich nehme Eure Entschuldigung an.«
    Offenkundig hatte Mademoiselle Dariole einen Weg gefunden, die knappe Sprache des Fremden zu verstehen, während ich meine Zeit auf der St. Willibrod mit Nachdenken verbracht hatte. Plötzlich fragte ich mich, worüber sie sonst noch gesprochen haben mochten.
    Dariole schwang herum und legte ihre Waffen an. Während ihre vor Kälte weißen Finger damit beschäftigt waren, blickte sie mir in die Augen. »Und? Diese Verschwörung? Ich nehme an, sie haben versucht, Euch auf die harte Tour zu überzeugen, stimmt's?«
    Aber es weiß ja ohnehin jeder über mich Bescheid. Warum ihr nicht auch noch ? Ich berührte mein Gesicht und meine noch immer pochende Nase und nickte zustimmend. Obwohl Saburo unablässig die Stirn in Falten legte, wenn er mich ansah, und trotz Mademoiselle Darioles impertinenten Fragen fühlte ich mich erleichtert, dass die beiden Verrückten noch lebten.
    Und dass sie mich auch noch verteidigt hat und das ausgerechnet gegen Monsieur Saburo … Der Anblick eines vertrauten Gesichts muss ihr Urteilsvermögen beeinträchtigt haben.
    Offener als selbst ich erwartet hatte, sagte ich: »Offensichtlich habe ich in einer Hinsicht in der Tat versagt, Mademoiselle. Ich kann nicht weglaufen, sei es offen oder geheim, ohne sofort wieder zurückgebracht zu werden …«
    »Oh, das habt Ihr also gemacht.« Dariole grinste mich an. »So … Was werdet Ihr jetzt tun, Messire?«
    Die Antwort darauf fiel mir sofort ein.
    »Ich denke, ich sollte das Offensichtliche tun«, sagte ich, »und Monsieur Fludds Verschwörung augenblicklich den englischen Behörden melden.«

Rochefort: Memoiren
Vierzehn
    »Mademoiselle … Monsieur Dariole.« Ich korrigierte mich ihrer Kleidung entsprechend. »Ihr seid weniger …

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