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1612 - Der letzte Flug der LIATRIS SPICATA

Titel: 1612 - Der letzte Flug der LIATRIS SPICATA Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gerast, in der andere physikalische Bedingungen herrschten als im normalen Kontinuum. Außerdem gab es noch die These vom Blauen Loch - was immer das auch sein mochte - und die absurde Vorstellung, die LIATRIS SPICATA hänge in einem dimensionsfreien Subäther fest.
    Um diesen Vorstellungen und Phantasien ein Ende zu machen, hatte Kommandant Escobar Valdez den Raumanzug angezogen und wartete nun darauf, daß endlich die äußere Schleusentür des Schiffes geöffnet wurde.
    Das schlimmste war, daß man von allen. Nachrichtenverbindungen abgeschnitten war. Der Funk funktionierte nicht, die völlig an die Syntrons gekoppelten Optiken lieferten keine Bilder, von den Projektionen der ebenfalls syntronabhängigen Massetaster und Energiescanner ganz zu schweigen. Wer wollte, konnte sich der mehr als nur beängstigenden Vorstellung hingeben, daß möglicherweise gar nichts mit der LIATRIS SPICATA selbst passiert war, sondern daß irgendein Verhängnis vielmehr den Rest der Welt, des Universums, des Kosmos betroffen hatte. „Du kannst anfangen, Kommandant", quäkte es aus dem kleinen Lautsprecher in Escobars Helm. „Der Luftdruck ist jetzt niedrig genug."
    „Ich fange an!" gab Escobar Valdez bekannt. „Wie liege ich in der Zeit?"
    „Sehr gut!" lautete die Antwort. „Vier Minuten vor dem Plan, du brauchst dich also nicht zu beeilen!"
    Valdez machte sich an die Arbeit, das schwere Schott von Hand zu öffnen.
    Er hatte Angst.
    Nicht vor dem freien Weltraum. Valdez hatte schon etliche Male im SERUN-Anzug Weltraumspaziergänge unternommen, und er schätzte das Gefühl, das er dabei hatte - den überwältigenden Anblick der Zehntausende von Sternen, vor allem in den inneren Regionen der Milchstraße, und dazu das Wissen, jeden dieser Sterne anfliegen und erreichen zu können.
    Aber jetzt?
    Es war selbstverständlich nicht möglich, und doch - wenn er jetzt dieses Schott öffnete und hinausschritt in den offenen Raum, was dann? Was, wenn es dort nichts mehr gab? Einfach gar nichts mehr? Nicht nur die überwältigende Leere des Vakuums, nicht nur die Schwärze des Weltalls, die jedem Betrachter einen anschaulichen Begriff von wirklicher Unendlichkeit zu geben vermochte. Was, wenn es dort draußen nicht einmal mehr das gab?
    Was, wenn das ganze Universum nur noch aus der LIATRIS SPICATA und ihrer Besatzung bestand?
    Der Gedanke war gewiß absurd, aber nachdem er sich einmal eingestellt hatte, erreichte er ein erstaunliches Eigenleben, er grub sich langsam und unaufhaltsam in das Denken und Fühlen der Menschen ein.
    Bei Escobar Valdez löste diese Vorstellung eine ungeheure Angst aus. Es war nicht die Angst vor dem Tod oder vor dem Sterben, was zweierlei war, wenn auch zusammenhängend. Es war vielmehr die Furcht vor der möglichen Erkenntnis, daß diese ganze Existenz in sich selbst völlig sinnlos, absurd und irrelevant sein konnte. Vor allem sinnlos.
    Unwillkürlich stieß Valdez einen langen Seufzer aus. „Was ist, Kommandant?"
    Valdez schloß für ein paar Sekunden die Augen. „Ich habe die Sterne gesehen", sagte er leise. „Er hat die Sterne gesehen!" konnte er jemand in seinen Ohren rufen hören. „Die Sterne, sie sind noch da. Habt ihr's gehört, die Sterne sind noch da! Valdez hat die Sterne sehen können!"
    Das äußere Schott hatte sich jetzt weit genug geöffnet.
    Escobar Valdez hakte die Sicherheitsleine ein, dann zwängte er sich durch den Spalt.
    Mit der Schwerelosigkeit zu leben, hatte er in den letzten Wochen und Monaten gelernt; die Zeit vom 10. Januar bis zum heutigen Tag, Mitte Mai, hatte ausgereicht, sich daran zu gewöhnen.
    Dennoch stellte sich ein seltsames Beben in den Magenwänden von Escobar Valdez ein, als er das Schiff verließ.
    Da war die LIATRIS SPICATA. Sie trieb durch den Weltraum; ob mit hoher, geringer oder gar keiner Fahrt, das ließ sich mit bloßem Auge nicht feststellen. Es tat gut, den zerschrammten, versengten und verbeulten Stahl des Schiffes zu sehen.
    Wie gut, daß wir dich haben, altes Mädchen, dachte Escobar Valdez bei sich. Unwillkürlich stahl sich ein Lächeln auf seine hageren Züge.
    Die LIATRIS SPICATA drehte sich langsam um eine ihrer Achsen, ebenso der Kommandant.
    Auf diese Weise hatte Escobar Valdez einen Überblick.
    Er erkannte die Konstellationen der Gestirne wieder. Es gab keinen Zweifel, die LIATRIS SPICATA bewegte sich noch im Gebiet der Fentonville-Foundation. „Wir sind noch auf Foundation-Gebiet!" gab Valdez durch. „Sonst ist nichts zu sehen."
    Doch,

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