1612 - Der Vampir-Töter
steckte die Lampe wieder weg. Sein Gesicht zeigte keine Gefühlsregungen mehr. Es war hart geworden, denn jetzt schössen ihm wieder die Gedanken durch den Kopf, die ihn mit Frantisek Marek verbanden. Seine Lippen zuckten, ebenso wie sein Kehlkopf, als er den Speichel schluckte.
Diese Begegnung wühlte ihn nicht nur auf, sie spülte auch die Vergangenheit wieder hoch. Er hatte den Eindruck, dass sich seine Umgebung allmählich zurückzog und Platz für eine andere schuf, die mit einem Friedhof nichts zu tun hatte.
Hunter sah sich in einer anderen Umgebung. Aber nicht allein. In seiner Erinnerung war der tote Pfähler wieder bei ihm…
***
Es war zwar dunkel, aber nicht besonders spät für einen Besuch bei Jane Collins und der Blutsaugerin Justine Cavallo. Es war nicht sicher, ob wir das Richtige taten, aber wir hätten uns Vorwürfe gemacht, wenn wir nichts unternommen hätten.
Shao wusste mittlerweile auch Bescheid. Sie war jedoch in der Wohnung geblieben.
Sir James würden wir am nächsten Morgen einweihen, damit er versuchte, mehr über Ethan Hunter herauszufinden. Es hatte keinen Sinn, ihn schon jetzt zu kontaktieren, weil er für einen Tag und eine Nacht in eine Klinik gegangen war, um sich durchchecken zu lassen. Da sollte er seine Ruhe haben.
Irgendwo mussten wir jedoch mit unseren Recherchen anfangen, und Jane Collins hatte mich ja vor einem Verfolger gewarnt.
Ich hatte zwei Tabletten geschluckt, um den Druck im Kopf loszuwerden.
Suko fuhr den Rover durch das regennasse London und manchmal auch durch einige Dunstfelder hindurch.
Jane wohnte in Mayfair in einem Haus, das in einer ruhigen Straße lag, die durch eine Reihe von Bäumen aussah wie eine kleine Allee.
Bei den meisten Besuchen hatten wir zwischen zwei Bäumen einen Parkplatz gefunden. In dieser frühen Nacht hatten wir leider kein Glück.
Davon ließ sich Suko nicht beeindrucken. Er fuhr mit der Front zuerst auf den Gehsteig und parkte dort. Das Blaulicht legte er auf den Fahrersitz, nachdem wir ausgestiegen waren.
Jane Collins hatte uns bereits kommen sehen. Sie stand in der offenen Tür jenseits des Vorgartens und erwartete uns. Ihre Gestalt wurde von einem weichen Lichtschein umspült. Sie trug noch immer die Kleidung, die sie bei unserem Treffen angehabt hatte.
Als wir näher kamen, sahen wir schon den sorgenvollen Ausdruck auf ihrem Gesicht. Ohne ein Wort zu sagen, ließ sie uns eintreten.
Erst als wir die Tür geschlossen hatten, übernahm sie das Wort.
»Bei euch ist man vor Überraschungen nie sicher. Ich hätte nicht gedacht, dass unsere Begegnung so schnell Kreise ziehen würde, John.«
»Man steckt nicht drin.«
»Dann kommt nach oben. Ich habe Kaffee und Tee zubereitet.«
»Danke, das ist gut.«
Von Justine Cavallo war nichts zu sehen, aber wir würden sie wohl bald in unser Gespräch mit einbeziehen.
Wir stiegen die schmale Treppe in die erste Etage hoch zu Janes Wohnung.
Dort empfing uns der warme und gemütliche Schein zweier Lampen. Der Kaffee war bereits fertig, der Tee ebenfalls, der Tisch gedeckt und es sah so aus, als wären wir zu einer kleinen Party zusammengekommen.
Gebäck lag ebenfalls bereit. Es waren Mini-Croissants gefüllt mit Schinken. Ich aß drei davon, trank auch Kaffee und gab Jane dann einen Bericht über das Geschehene.
Sie saß mir schräg gegenüber und hatte beide Hände auf die Oberschenkel gelegt. Ihre Blicke hingen an meinen Lippen, und zwischendurch schüttelte sie immer wieder den Kopf, als könnte sie nicht fassen, was passiert war.
»So, und jetzt weißt du alles, Jane. Mach dir selbst ein Bild von der Lage.«
»Das ist ungeheuerlich. Ich habe den Stein ja ins Rollen gebracht. Aber wer ist dieser Ethan Hunter?«
»Einer, der es auf Vampire abgesehen hat und mit Frantisek Marek in Verbindung gestanden hat.«
»Aber Marek hat ihn nie erwähnt, oder?«
»So ist es.«
»Glaubst du ihm denn, John?«
»Ja, er wirkte sehr glaubwürdig. Jedenfalls war es ihm wichtig, Mareks Pfahl in seinen Besitz zu bekommen. Die Waffe, mit der Frantisek so viele Vampire vernichtet hat. Sie ist für Hunter so etwas wie eine Reliquie. Ich weiß nicht, wie intensiv sein Verhältnis zu Marek gewesen ist, aber Hunter muss von ihm schon sehr beeindruckt gewesen sein.«
»Ja, ja«, murmelte Jane und nickte. »Könnt ihr euch vorstellen, dass er ihm etwas schuldig ist?«
Suko, der seine Teetasse langsam sinken ließ, sagte: »Wir können uns alles vorstellen, alles.«
»Und was bedeutet das?«
»Dass
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