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1617 - Die Akonin

Titel: 1617 - Die Akonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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verloren.
    Sie zeigte wenig Neigung, den Konzern eines Tages zu übernehmen, und sie war auch gar nicht sicher, ob ihre Mutter Aia das zugelassen hätte. So vergingen weitere Jahre - Jahre, die sie so gut wie möglich nutzte. Nebenbei verbesserte sie ihre Qualifikation als Raumfahrerin und erwarb Kenntnisse auf allen möglichen Wissenschaftsgebieten, nicht nur als Galakto-Soziologin. Als Pilotin eines schnellen Rettungskreuzers unternahm sie ausgedehnte Fahrten.
    Die entscheidende Wende trat ein, als sie für ein paar Monate zu Hause weilte. Pedron und Aia Zarphis taten schon seit Tagen geheimnisvoll, so als stünde ein großes Ereignis ins Haus.
    Ahnungsvoll wappnete sich Henna gegen jede Überraschung. Insgeheim rechnete sie mit einem Ehekandidaten. Aia war die fehlende Moral und Sittlichkeit ihrer Tochter ohnehin ein Dorn im Auge. Besonders die Affare mit dem Arkoniden hatte Pedrons Ansehen in der Gesellschaft schwer beschädigt.
    Aber nun plötzlich war es, als sei nichts geschehen. Die bedeutsamen Dinge ereigneten sich im Blauen System immer unterhalb der Oberfläche. Das war etwas, das sie hier auf Sphinx in den letzten Jahren gelernt hatte. Sie wußte damit umzugehen. Schließlich bediente sie sich derselben Wege wie ihre Mitbürger auch; also war sie kein bißchen besser. Darin lag auch nicht Hennas Anspruch. Ihre Moral stand nicht höher als die anderer Akonen, sie war nur etwas anders gelagert. Henna besaß eigene Ziele, wozu noch immer das Kommando über ein eigenes Schiff gehörte. Und niemand als sie selbst hatte das Recht, diese Ziele neu zu stecken.
    Gegen Abend nahm Aia sie beiseite.
    Ihre Mutter führte sie in einen kleinen Raum, der garantiert frei von Abhörgeräten war, und setzte sich dort wie zu einem längeren Gespräch. Alles in diesem Haus bedeutete mittlerweile hohe Politik; was wiederum Henna mächtig auf die Nerven fiel. „Also?"
    Aia sah aus wie eine Frau, die ein Geheimnis erster Güte zu verraten hatte. „Hör zu... Man läßt dich rufen, Henna."
    „Wer?"
    „Der Große Rat von Akon. Genauer gesagt: die Rätin Alnora Deponar. Sie möchte in einer Stunde mit dir reden."
    Henna zuckte überrascht zusammen. „In einer Stunde? Ich glaube nicht, daß ich will."
    Aia lachte nur und sagte: „Du machst dich lächerlich. Sieh zu, daß du deinem Vater nicht auch noch das antust."
    Alnora Deponar.
    Allein der Klang des Namens löste in ihr ungute Assoziationen aus. Doch Henna hatte nicht die geringste Wahl; nicht, wenn eine Rätin nach ihr schickte. Sie ließ alles stehen und liegen, schritt durch den hauseigenen Transmitter und fand sich in einem der Ratsgebäude ein. Weshalb nicht in der Ratshalle selbst? Henna konnte das Geheimnisvolle dieser Aktion förmlich riechen.
    Gegen Abend erst kehrte sie in den Wohntrichter der Familie zurück. Sie verhielt sich einsilbig, fast scheu. Zunächst stellte weder Vater Pedron noch ihre Mutter Fragen. Dann jedoch wollte sich Aia nicht mehr beherrschen, allen guten Sitten zum Trotz. „Henna! Ich habe mit dir zu reden. Bitte komm ins gelbe Zimmer."
    „Nur wir beide?"
    „Dein Vater hat zu tun."
    Henna warf Pedron einen raschen, forschenden Blick zu, und sie hatte den fürchterlichen Eindruck, daß ihr Vater nicht zu widersprechen wagte.
    Das gelbe Zimmer wurde für halboffizielle Anlässe benutzt - ein sicheres Zeichen, daß ihr Schweigen die Eltern gekrankt hatte. Speziell natürlich Aia. Doch seit die Sache mit der Blauen Legion und Nots Matorin vorgefallen war, existierte dieses Vertrauen von ihrer Seite ohnehin nur noch bruchstückweise. „Nun? Was ist geschehen?"
    „Alnora Deponar hat mir mein erstes eigenes Kommando gegeben. Aufgrund meiner großen Verdienste um das akonische Volk."
    „Das ist ja wunderbar!"
    „Findest du, Mutter? Ich bin der Ansicht, daß diese Verdienste wirklich existieren. Aber ich hätte eigentlich nie gedacht, daß man sie anerkennen würde."
    „So kann man sich täuschen", antwortete Aia Zarphis vieldeutig. „Ich gratuliere dir jedenfalls."
    „Danke. Du kannst dir denken, daß es Bedingungen gab."
    „Ja. Das kann ich."
    „Du willst nicht wissen, welche?"
    „Nein. Ich wollte mich nur vergewissern, daß du sie in Kauf nimmst."
    Mit diesem Gespräch starb das letzte bißchen Zutrauen zu ihrer Mutter. Aber Henna war eine zähe Natur. Sie konnte überall erreichen, was sie sich vorgenommen hatte. Sie wollte nur oben mitschwimmen, und dazu gehörte ihr erstes Kommando als wichtiger Schritt.
    Im nachhinein war sie nicht

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