1617 - Die Akonin
einmal unzufrieden. Das Glück hatte sich gewendet, und sie würde ihren Preis bezahlen.
In den folgenden Jahren profilierte sich Henna Zarphis als eine der besten akonischen Raumschiffskommandantinnen. Gerade die Mischung aus technischem Können und der galaktosoziologischen Ausbildung machte sie interessant. Es gab nicht viele Akonen mit dieser Kombination - insofern wirkte sich die lange Vorarbeit günstig aus.
Alnora Deponar, die Rätin, trat selten in Erscheinung. Aber zu keiner Zeit hatte Henna das Gefühl, sie könne wirklich tun und lassen, was sie wollte. Es gab immer zwielichtige Gestalten in ihrer Nähe. Egal, dachte sie; dazu gehörte sie nun selbst, und sie hatte nicht einmal mehr Probleme damit.
Im Jahr 1198 NGZ trat sie das Kommando auf der MAGENTA an. Es handelte sich um einen Raumer modernster Bauart, ein mittelgroßes Forschungsschiff. Die Maschinenräume befanden sich in der unteren Schiffshälfte, während Mannschaftsquartiere und wissenschaftliche Abteilungen in der oberen Hälfte untergebracht waren.
Sie als Kommandantin fand sich als Mittlerin zwischen oben und unten wieder. Sie war diejenige, die zwischen Wissenschaft und Schiffsführung die Waage hielt Hauptsächlisch war die MAGENTA aus bluescher und akonischer Technik aufgebaut. In den Systemen der Akonen stand die Technik hoch, sie hatten eigentlich nicht unbedingt Hilfe notig, schon gar nicht von den Blues. Dennoch stammten die zwölf Beibootdiskusse vom Planeten Gatas, samt Hangars und Versorgungseinrichtungen. Den zweiten Block aus fremder Herstellung bildeten die Computer. Welche Ironie: Auf ihrem eigenen Schiff handelte es sich um Syntroniken von Siga, nicht vom Zarphis-Clan.
Darüber hinaus fand sich an Bord manche Überraschung - was milde ausgedrückt war.
Der Rat von Akon hatte der MA-GENTA viele technische Geheimnisse mitgegeben, das meiste auf den Gebieten Hyperortung und Hyperfunk. Im Lauf der Jahre hatte man sich die Position eines Marktführers erworben. Geräte dieser Art gab es nicht einmal an Bord terranischer Schiffe.
Henna Zarphis flog unter dem Oberkommando des Galaktikums. Jedenfalls offlziell; in Wahrheit jedoch tat sie nur das, was der Rat von Akon für richtig hielt. Nach außen hin verstand sie es meisterhaft, den Schein aufrechtzuerhalten. Galt es einmal, sich unbequemen Befehlen zu entziehen, so tauchte die MAGENTA mit dem Anschein fehlgeschlagener Experimente unter.
Hinterher kehrte sie regelmäßig wie ein Phönix aus der Asche zurück.
Kein Wunder, daß sich die MAGEN-TA eines gewissen mysteriösen Rufs erfreute.
Das Bordleben lief routiniert und ohne Panne ab. Selbst monatelange Wartezeit verlief ohne Krise in der Mannschaft. Es machte Henna Spaß, sich als gerechte und fähige Kommandantin zu beweisen. Sie war die unumschränkte Herrscherin an Bord.
Im Jahr 1199 schließlich änderte sich das gewaltig.
Gerade waren sie im Auftrag des Galaktikums unterwegs, als ein dringender Befehl die MAGENTA nach Sphinx rief. Henna sandte ordnungsgemäß eine Abmeldung an das Humanidrom, dann ließ sie mit Höchstgeschwindigkeit das Blaue System anfliegen. Der Metagrav gab bis zu 70 Millionen Überlicht her. Als sie Sphinx erreicht hatten, liefen die Triebwerke am Rand ihrer Kapazität.
Alnora Deponar persönlich erteilte ihr im Regierungssitz Befehle. In der MAGENTA wurde derweil eine technische Neuheit ersten Ranges eingebaut. Und sie, Henna Zarphis, erhielt Gelegenheit, den Prototyp zu testen!
Der erste Stolz jedoch verflog schnell, als sie erkannte, welche Bedingungen damit verknüpft wurden. Mit dem Gerät waren einundfünfzig neue Personen an Bord gekommen, angeblich eine Bedienungsmannschaft und ein sogenannter Sicherheitschef.
Dieser Chef erwartete sie in einer der Mannschaftsmessen. Ein unbekanntes Gesicht... Sie hatte ihn vorher nie gesehen. Henna schickte alle Mitglieder der Besatzung hinaus. Sie wollte mit dem anderen allein sein. „Mein Name ist Gendal Jumphar", sagte der Mann. „Du wirst dir diesen Namen gut merken, Henna. In Zukunft haben wir oft miteinander zu tun. Du wirst lernen, wie du dich mir gegenüber zu verhalten hast."
Der Mann erschien ihr wie der Prototyp all dessen, was sie haßte: Er gab sich selbstherrlich und autoritär, und das selbst der Kommandantin gegenüber. So, als sei ab jetzt er der eigentliche Herrscher an Bord.
Jumphar war um die 150 Jahre alt und fast zwei Meter groß. Seine dunkle Haut spannte sich um grobe Knochen. Er war so spindeldürr, daß jedes einzelne
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