162 - Ein Bildnis, das die Hölle schuf
ausführen mußte…«
»Sagte er, von wem er diesen Befehl bekam?« wollte Tucker Peckinpah wissen.
»Vom Gneel«, antwortete Eva Marie.
Der Industrielle warf mir einen fragenden Blick zu, doch ich schüttelte den Kopf. Der Mann war mir unbekannt.
»Wer ist der Gneel?« fragte Tucker Peckinpah.
Doch nun verwirrte sich Eva Maries Geist wieder. »Er… er würgt… mich… Keine Luft… O Gott… Messer… Der Gneel hat es ihm befohlen…«
»Wo finden wir diesen Gneel?« fragte der Industrielle eindringlich. »Bitte, Mrs. Campbell, wenn Sie es wissen, müssen Sie es uns sagen.«
»Keine Luft…«, keuchte die Frau und rang nach Atem, als würde sie ihr Mann wieder würgen.
»Niemand tut Ihnen etwas, Mrs. Campbell«, redete Peckinpah auf die Frau ein.
»Der Gneel…, in Stoddards Galerie… ›Die Angst im Frieden‹… Ein Gemälde…«
»Auf einem Bild ist der Gneel zu sehen?« fragte Peckinpah.
»Er hat Brian befohlen, mich zu töten, und Brian wollte es tun!« schrie Eva Marie. »Ich konnte nicht anders, er ließ mir keine Wahl, ich mußte ihn erstechen… Oh, Brian, warum hast du mich dazu gezwungen?« Sie schrie immer lauter und schriller. Dr. Carlsson bat uns, den Raum zu verlassen.
Er drückte auf einen Knopf, und eine Krankenschwester und ein Arzt eilten herbei, während wir auf dem Flur warteten. Peckinpah sah mich ernst an. »Nun, was halten Sie davon; Tony?«
Ich nickte. »Ich denke, das ist ein Fall für uns, Partner.«
***
Mit großen Augen starrte Edna Purviance auf die Fotografien, neben denen die Negative lagen. Kein nacktes weibliches Wesen war darauf zu sehen. Das waren Aufnahmen von geheimen Plänen! War Scott Aron ein Spion? Verdiente er damit sein Geld? Janes Verlobter brüllte mit Aron immer noch, doch Edna scherte sich nicht darum. Sie studierte die Pläne, und plötzlich kam ihr eine geniale Idee. Sie steckte Fotos und Negative in einen großen Umschlag, rollte ihn zusammen und schob ihn in ihre Handtasche.
Wenn sie es geschickt anstellte, brach der große Reichtum über sie herein. Wir werden viel Geld haben! schrie es in ihr, und ihr Herz jubelte. Ich brauche nicht jedem verdammten Penny hinterherzulaufen. Diese Pläne sind der Schlüssel zum Reich der erfüllten Wünsche.
Während sich Janes Verlobter und Scott Aron ein Schreiduell lieferten, verschwand Edna durch eine Hintertür. Sie stolperte über eine Holztreppe hinunter und lief, bis sie zu Hause war. Völlig außer Puste ließ sie sich in einen Sessel fallen und streckte die Beine von sich.
James trat ein, und er hatte wie üblich diesen glasigen Blick. In der Hand hielt er ein Glas, das halb mit Rotwein gefüllt war. »Wo bist du gewesen?« fragte er.
Ein Wunder, daß ihn das überhaupt interessierte.
»Ich wollte für uns ein paar Kröten verdienen«, antwortete Edna wahrheitsgetreu.
»Und? Wieviel hast du heimgebracht?«
»Nichts. Aber ich konnte mir etwas Besseres unter den Nagel reißen, etwas, das mehr wert ist als ein paar lausige Pfund. Es befindet sich in meiner Handtasche.«
»Mach’s nicht so spannend, zeig her!« verlangte der Maler.
Seine Frau öffnete die Tasche und entnahm ihr den gelben Umschlag.
Wenig später lagen die Fotografien nebeneinander auf dem Tisch. »Weißt du, was das ist, James? Geheimes Material. Ich habe es einem Mann names Scott Aron geklaut.«
Der Verlauf einer neu projektierten Autobahn war auf den Plänen eingezeichnet. Man hielt sie geheim, damit Spekulanten nicht die Möglichkeiten hatten, alle Grundstücke entlang der Motorway-Trasse billig aufzukaufen und später zu Höchstpreisen abzugeben. Ein Vermögen hätte sich auf diese Weise verdienen lassen.
Edna machte das ihrem betrunkenen Mann klar.
Scott Aron kam irgendwie an die Geheimpläne, und nun wäre er darangegangen, die entsprechenden Grundstücke zu einem lächerlich niedrigen Preis zu erwerben. »Aber er hat die Pläne nicht mehr«, sagte Edna. »Die haben jetzt wir.«
»Ich verstehe nicht, weshalb du so jubelst. In unseren Händen sind diese Pläne doch wertlos«, sagte James Purviance. »Oder besitzt du so viel Geld, daß du die Grundstücke kaufen kannst?«
»Ich sehe mehrere Möglichkeiten«, erklärte Edna mit leuchtenden Augen. Lange schon war sie nicht mehr so optimistisch und guter Laune gewesen. »Ohne uns läuft für Aron nichts mehr. Wenn er nicht durch die Finger gucken möchte, muß er uns als Partner akzeptieren. Wir machen Fifty-fifty mit ihm, das ist für ihn immer noch besser als überhaupt
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