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162 - Ein Bildnis, das die Hölle schuf

162 - Ein Bildnis, das die Hölle schuf

Titel: 162 - Ein Bildnis, das die Hölle schuf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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als würde man ein Stück aus einem Herzen herausreißen. Oft ist das sehr schmerzhaft.«
    »Hören Sie, Eric, Sie dürfen dieses Bild nicht verschleudern, klar?«
    »Ich habe nicht die Absicht.«
    »Ich will dafür 10.000 Pfund haben.«
    Der Galeriebesitzer schluckte. James Purviance schien den Blick für die Realität völlig verloren zu haben. Wie konnte er annehmen, daß irgend jemand bereit war, soviel Geld für das Werk eines unbekannten Künstlers auszugeben? Nicht einmal ein Drittel dieser hohen Summe wäre gerechtfertigt gewesen, aber das behielt Stoddard lieber für sich.
    »Ich werde sehen, was ich tun kann«, erwiderte er, und er dachte: Wenn einer kommt und 2000 Pfund gibt, rufe ich James an, und er wird von seinem hohen Roß heruntersteigen und den Preis akzeptieren.
    Purviance niçkte und ging.
    ***
    Die Galerie befand sich in der Nähe des Grosvenor Quare. Wir betraten sie, und das Gemälde »Die Angst im Frieden« fiel uns sofort auf, es sprang uns förmlich ins Auge. Obwohl ich kein Kunstexperte bin, erkannte ich gleich, daß das Bild das »gewisse Etwas« hatte. Doch das, was mich berührte, ging nicht von der hügeligen Landschaft, den Burgresten oder den Fachwerkhäusern aus, sondern zweifellos von dieser häßlichen grauen Figur, die neben einem abgestorbenen Baum stand. Das mußte der Gneel sein, von dem Eva Marie Campbell gesprochen hatte. Dieses klumpige Ungeheuer mit der faltigen Haut und dem langen Schwanz mußte irgendwie Einfluß auf den Bäcker genommen haben. Das Ergebnis war grauenvoll gewesen.
    Ich sah mir das Scheusal genau an. Sein Anblick rief die unterschiedlichsten Gefühle in mir hervor. Der Gneel stieß mich ab, zog mich auf eine unerklärliche Weise aber auch an, und wenn ich ihm in die dunklen Schattenaugen sah, war mir, als würde eine Eishand über meine Wirbelsäule streichen.
    Mit diesem Gneel stimmte eine ganze Menge nicht!
    Der Galeriebesitzer kam angeschwänzelt, und da er nicht wußte, wer sich von uns am meisten für das Gemälde interessierte, sprach er uns alle drei an. »Ein Meisterwerk. Der Künstler hat mit seinem Schaffen erst kürzlich die ›graue Phase‹ erreicht. Hier offenbart sich der Geist des Künstlers unmittelbar und auf unverfälschte Weise. Wenn Sie dieses Bild betrachten, wissen Sie haargenau, in was für einem angespannten seelischen Zustand sich der Maler befand, als er dieses großartige Werk schuf. Sie spüren die Kraft, die davon ausgeht. Wer dieses Bild kauft, der nimmt den Alptraum eines Genies mit nach Hause. Es ist allerdings nicht billig, das möchte ich vorausschicken.«
    Das Telefon läutete. Ausgerechnet jetzt, wo ich sie schon fast weichgeredet habe! schien der Galeriebesitzer zu denken. Ich sah den ungehaltenen Ausdruck in seinem schmalen Gesicht.
    »Entschuldigen Sie mich einen Moment«, sagte Stoddard und entfernte sich.
    »Ich kaufe das Bild«, sagte Tucker Peckinpah.
    »Er wird eine Menge Geld dafür haben wollen«, bemerkte ich.
    »Dieses Gemälde ist gefährlich, Tony, deshalb muß ich es fürs erste aus dem Verkehr ziehen. Ich werde es in mein Haus nehmen, wo Mr. Silver es sich dann eingehend ansehen kann. Vielleicht kann er das Geheimnis dieses Bildes lüften und die Gefahr ausschalten.«
    »Wir wissen nicht, was Sie damit heimtragen, Partner. Sie könnten sich dadurch einer großen Gefahr aussetzen.«
    »Ich habe mich noch nie gescheut, Risiken einzugehen, Tony, das wissen Sie. Das Bild darf hier keineswegs hängen bleiben. Was Brian Campbell getan hat, darf sich nicht wiederholen.« Der Industrielle lächelte. »Außerdem fehlt mir noch ein Gneel in meiner Sammlung.«
    Stoddard kam wieder und rieb sich die Hände. Er überlegte, wie er den Faden wieder aufnehmen konnte. Cruv sah den Gneel lange an, und mir fiel auf, daß sich seine Hand dabei fest um den Silberknauf seines Stocks krampfte. Weiß schimmerten die Knöchel durch die Haut. Auch dem Gnom schien beim Betrachten des Monsters nicht geheuer zu sein.
    Abermals wollte uns der Galeriebesitzer das »Meisterwerk« wärmstens ans Herz legen. Tucker Peckinpah ersparte ihm die Mühe, indem er sagte: »Ich nehme es.«
    Eric Stoddard lächelte verlegen und hüstelte nervös. »Wie ich vorhin schon erwähnte… Nun, Einmaliges hat eben seinen Preis, Sie verstehen?«
    »Wieviel?« erkundigte sich der Industrielle.
    Zögernd - und geduckt, als rechnete Stoddard damit, geohrfeigt zu werden - nannte der Galeriebesitzer den Betrag, und Peckinpah akzeptierte ihn, ohne mit der

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