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162 - Ein Bildnis, das die Hölle schuf

162 - Ein Bildnis, das die Hölle schuf

Titel: 162 - Ein Bildnis, das die Hölle schuf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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solchen Gelegenheiten nahm er die Unterlippe zwischen Daumen und Zeigefinger.
    »Nun, was sagen Sie, Eric«, fragte der Maler nach einer angemessenen Frist.
    »Es ist in der Tat eines Ihrer reifesten Werke«, gab Stoddard zu. »Sie lassen erkennen, daß Sie ein gutes Auge für Farbe und Form haben.«
    »Lassen Sie uns über die Besonderheit dieses Bildes sprechen.«
    »Das ist zweifellos dieses seltsame Wesen.«
    »Es ist ein Gneel.«
    Stoddard lachte gepreßt. »Sie tun so, als würde es diese Kreaturen tatsächlich geben.«
    »Diesen gibt es, und er lebt«, behauptete der Monster-Maler, Wieder lachte der Galeriebesitzer. »Wir wollen doch hoffen, daß dieser… Wie haben Sie ihn genannt?«
    »Gneel.«
    »Ja, daß dieser Gneel nur in Ihrer Phantasie existiert, nicht wahr? Wenn ich mir vorstelle, ich wandere durch diese wunderschöne Landschaft, und plötzlich kommt mir dieses unheimliche Individuum entgegen, ich glaube, ich würde ganz schnell auf einen dieser Bäume klettern. Schneller als jeder Affe.«
    »Die Menschen suchen Außergewöhnliches, ich biete es ihnen mit diesem Bild«, bemerkte der Künstler.
    Stoddard konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, daß ihn der Gneel anstarrte. Ein äußerst unangenehmes Gefühl beschlich ihn, und er beschloß, das Gemälde, das sein Schöpfer »Die Angst im Frieden« nannte, tatsächlich an gut sichtbarer Stelle aufzuhängen, damit sich so bald wie möglich ein Käufer fand, der Purviances Werk mitnahm.
    »Ich bin sicher, dieses Bild innerhalb kürzester Zeit verkaufen zu können«, meinte Stoddard.
    »Sie werden mir sagen, wer sich dafür entschied, nicht wahr?«
    »Das ist nicht üblich,«
    »Ich will es aber wissen«, fuhr Purviance den Galeriebesitzer unbeherrscht an.
    »Na schön, ich kann ja mal eine Ausnahme machen«, lenkte Stoddard ein.
    »Ich möchte mit dem Gneel nämlich in Verbindung bleiben.«
    »Wie stellen Sie sich das vor?« fragte Stoddard. »Wenn das Bild verkauft ist, gehört es Ihnen nicht mehr. Sobald Sie Ihr Geld bekommen haben, treten Sie alle Rechte an den neuen Besitzer ab.«
    »Ich könnte versuchen, es Ihnen zu erklären, Eric, aber ich fürchte, Sie würden es nicht verstehen.« Purviance ging, und Stoddard hängte das Gemälde an einen Platz, wo man es auch von der Straße aus sehen konnte.
    Zwei Tage später stand Brian Campbell vor dem Bild und konnte sich davon nicht losreißen. Campbell war Bäcker. Noch nie hatte er eine Galerie betreten, es war das erstemal. Er arbeitete nicht weit von hier, und das Bild war ihm im Vorbeigehen aufgefallen; es hatte ihn »angesprochen«. Er mußte stehenbleiben und ein paar Schritte zurückgehen. So etwas war ihm noch nie passiert. Und dann hatte ihn das Gemälde auch noch dazu verleitet, einzutreten. Nun stand er seit 15 Minuten vor dem Kunstwerk, sah schon lange nicht mehr die Landschaft, sondern nur noch den Gneel.
    Der Anblick dieses furchterregenden Wesens bannte ihn, er fühlte sich aus der Schwärze der Schattenaugen angestarrt, und der Gneel schlug eine böse Brücke zwischen ihnen. Der Bäcker vermeinte zu spüren, wie etwas in ihm gelöscht wurde. Sein gewohntes Verhalten wurde komplett umgedreht. Campbell spürte, wie er völlig neu »programmiert« wurde. Er dachte auf einmal anders, fühlte anders, war ein anderer. Eiseskälte kroch in sein Herz - Mitleid, Zuneigung, Liebe waren für ihn auf einmal fremde Begriffe, die keine Gültigkeit mehr hatten.
    Der Gneel erteilte ihm einen Befehl, und er war bereit, ihn auszuführen.
    Stoddard beobachtete Campbell sehr lange. Er hoffte, daß der Mann sich zum Kauf des Gemäldes entschließen würde. Mit einem freundlichen Lächeln trat er neben Campbell, um das Geschäft, wenn möglich, zu beschleunigen. »Kann ich Ihnen behilflich sein, Sir?«
    Campbell blinzelte; der Gneel hatte den Bann gelöst.
    »Ein wunderbar-schauriges Werk, von einem zeitgenössischen, äußerst begabten Künstler geschaffen«, pries Stoddard das Bild an. »Beachten Sie den feinen Strich. Wenn man von Kunst eine Ahnung hat, muß man sagen, daß dieser Maler eines Tages zu den ganz Großen gehören wird. Wohl dem, der dann schon ein Bild von ihm besitzt, es wird im Wert ungemein steigen. Man kann damit das Geschäft seines Lebens machen.«
    »Gibt es diese Landschaft wirklich?«
    »Angeblich irgendwo in Mitteldeutschland.«
    »Und dieses Wesen.«
    »Ein eigenwilliger Kontrast des Meisters.«
    »Es ist ein Gneel.«
    Stoddard sah den Bäcker überrascht an. »Woher wissen Sie,

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