162 - Wer den Sturm sät...
Außenstehenden, der nicht einmal vom Mars stammt! Dagegen protestiere ich heftig!«
Er unterhielt Unterstützung von beinahe allen Anwesenden, mit Ausnahme von Chandra, Windtänzer und den Braxton-Zwillingen. Auch deren Leute hielten sich aus der Debatte heraus, zogen allerdings zweifelnde und verunsicherte Mienen.
Die anderen zählten Dutzende, wie sie glaubten gute Gründe auf, um an Mayas Kompetenz zu rütteln.
Die ehemalige Raumfahrerin ließ die Versammlung in aller Ruhe toben. Sie goss sich Melonensaft nach, lehnte sich zurück und nippte augenscheinlich in stillem Genuss an dem belebenden Getränk.
Matt wäre jetzt ein Knochenwärmer lieber gewesen. Er warf Maya einen verzweifelten Blick zu. Sie lächelte gelassen zurück.
Dann sagte sie einmal kurz und scharf: »Ruhe!«
Tatsächlich verstummte das Geschrei. Diejenigen, die erregt aufgesprungen waren, setzten sich wieder hin. Ihnen war bewusst geworden, welche Blöße sie sich hier soeben gaben.
Und dass sie sich durch diese Überreaktion ins Unrecht gesetzt hatten.
Als Maya sicher sein konnte, wieder die volle Aufmerksamkeit zu haben, äußerte sie in emotionslosem Tonfall: »Ich lege nun gern meine Gründe für diese Entscheidung dar. Ich kenne Matthew Drax seit seiner Landung auf dem Mond und hatte ausreichend Gelegenheit, ihn zu beobachten. Ich halte ihn für einen äußerst fähigen Mann mit ausgezeichneten Führungsqualitäten, zudem besitzt er sehr viel Erfahrung bei gefährlichen Einsätzen und dementsprechende Kompetenz. Mehr als jeder von uns, mich eingeschlossen. Maddrax hat eine Reaktionszeit und körperliche Stärke, die der unseren vielfach überlegen ist. In Stresssituationen behält er einen klaren und kühlen Kopf und ist zu Risiken bereit, wenn sie gerechtfertigt sind. Er hat sich bereits auf dem Flug vom Mond hierher bewährt und gezeigt, dass er sein Leben für andere einsetzt, auch wenn er nicht unbedingt mit herzlicher Gastfreundschaft von uns aufgenommen wurde. Und, was das Wichtigste für mich ist, er bewahrt Neutralität. An dieser Mission nimmt er nicht aus eigennützigen Motiven teil –«
Elkon Gonzales hatte genug. »Natürlich tut er das, schließlich will er die Anlage aktivieren, um zur Erde zurückzukehren!«, unterbrach er mit dröhnender Stimme.
Maya runzelte die Stirn, ihre Augen verengten sich. Ein gefährlicher Funke glühte darin auf, und Matt begriff ungefähr, was Chandra gestern damit gemeint hatte, man solle besser nicht ihre Autorität ankratzen.
Ihr Ton wurde um eine Nuance schärfer. »Das ist ein Aspekt, der zum derzeitigen Stand keine Rolle spielt. Wir wissen nicht, ob die Anlage mit einem funktionierenden Kristall überhaupt aktiviert werden kann. Und dass Matthew Drax daran interessiert ist, eine Verbindung zur Erde herzustellen, kann man ihm kaum verdenken. Aber er verfolgt hier auf dem Mars keine eigenen Ziele, weder aus Macht-, noch aus Profitgier oder Geltungssucht.«
Sie maß Elkon mit einem missbilligenden Blick. »Ich muss wohl nicht daran erinnern, wer uns in diese Lage gebracht hat, die das gesamte marsianische Volk bedroht!«
Der Gonzales presste die Lippen zusammen und schwieg. Er merkte deutlich, dass er in diesem Punkt niemanden auf seiner Seite hatte.
Maya fuhr an die Runde gewandt fort: »Ich bin mir bewusst, dass die Hälfte von euch im Auftrag irgendeines Hauses oder einer Firma handelt, um Boden- und Gesteinsproben zu sammeln und alles aufzuzeichnen, was von wirtschaftlichem Wert sein könnte. Da ihr nicht unmittelbar von der Katastrophe betroffen seid, sind euch alle anderen egal. Es brauchte nicht viel, um unsere Gemeinschaft, auf die wir so stolz waren, die auf den Gründern basiert und uns in fünfhundert Jahren so weit gebracht hat, als eigennützig zu demaskieren! Gibt euch das nicht zu denken?«
Schweigen antwortete ihr. Die meisten wichen ihrem Blick aus.
»Ist euch das Ausmaß der Bedrohung wirklich bewusst? Ihr seid doch alle wie im Rausch, neue Pfründe zu erschließen, seit wir den Geheimnissen der Alten auf die Spur kommen.« Maya deutete auf den Mann von der Erde. »Matt besitzt Verantwortungsbewusstsein, so viel steht fest. Ich finde, er hat sich ausreichend bewiesen, und ich vertraue ihm. Er ist der beste Mann dafür, und ihr werdet es akzeptieren. Selbstverständlich steht es euch frei, eine offizielle Beschwerde einzureichen. Bis die Antwort eintrifft, werden wir uns auf unsere Mission konzentrieren. Das wäre alles. Wir treffen uns morgen zur selben Stunde
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