162 - Wer den Sturm sät...
nur mich, und er ist zärtlich und rücksichtsvoll, er hat Humor und ist sehr klug. Er ist überhaupt nicht so, wie er immer dargestellt wird, und das weißt du selbst am besten! Klingt das nicht in etwa so, wie du die Wa… die Baumseparatisten mir gegenüber immer verteidigst?«
»Die Waldleute sind unsere Brüder und Schwestern…«
»Und Matt unser Vorfahre! Aber vielleicht bist du ja auch nur neidisch…«
»Was soll das denn nun wieder heißen?« Allmählich wurde auch Maya ärgerlich.
»Es ist doch so«, sagte Chandra giftig, »dass du dich stets nur mit bedeutenden Männern umgibst. Und Matt ist natürlich einzigartig, außerdem hat er eine ziemliche Schwäche für dich. Das merke ich an der Art, wie er dich ansieht und wie er über dich spricht.«
Maya schien drauf und dran, ihrer Cousine eine Ohrfeige zu verabreichen. »Wenn du dich nur deswegen, aus Rache oder Eifersucht, mit Maddrax einlässt, werde ich das nicht zulassen!«
»Nein.« Chandra hob beschwichtigend eine Hand. »Nein, deswegen nicht. Matt macht sich keine Illusionen, er weiß, dass du nicht erreichbar bist für ihn. Außerdem sind seine Gefühle nicht Liebe, sondern Bewunderung. Wie bei jedem, nicht wahr? Außer bei mir!«
»Dann solltest du klugerweise von deiner Besessenheit gegen mich Abstand nehmen und dich stattdessen auf dich selbst konzentrieren«, schlug Maya vor. »Stell dir vor, vielleicht hast du deswegen bisher so viel versäumt, weil du dich zu viel um meine Belange gekümmert und dich zu sehr in weinerlichem Selbstmitleid ergangen hast.«
Chandra musste schlucken. Dann sagte sie: »Das tue ich wirklich nur für mich. Ich möchte lediglich deine porzellanweiße Schale abkratzen, Cousine, und dich davor warnen, dich in alles einmischen und bestimmen zu wollen. Die Zeiten, als ich Angst vor dir hatte, sind vorbei. Im Grunde genommen muss ich dir dankbar sein, dass du mich damals gezwungen hast, mich an Matts Entführung zu beteiligen. Denn das alles hat mir die Augen geöffnet.«
Maya seufzte. »Was erwartest du also von mir?«
»Dass du den Mund hältst, über mich und Matt, und den Dingen ihren Lauf, lässt«, antwortete Chandra. »Misch dich nicht ein, das ist mein letztes Wort. Ansonsten werde ich dir das Leben zur Hölle machen.«
»Na schön«, lenkte Maya ein. »Dann ist dies auch mein letztes Wort: Wenn du es deinerseits jemals wagst, dich in meine Angelegenheiten zu mischen, wird es dir schlecht ergehen! Hast du verstanden?«
»Selbstverständlich, Dame Präsidentin«, sagte Chandra feixend. »Und jetzt darf ich mich hoffentlich entschuldigen, ich habe noch einiges zu tun.«
Maya sah ihr nach und musste plötzlich lächeln. Das Mädchen wird endlich erwachsen, dachte sie. Und eine echte Tsuyoshi. Wenn wir uns etwas in den Kopf gesetzt haben, sind wir davon nicht mehr abzubringen.
Sie hoffte nur, dass dies keine weiteren Auswirkungen auf die Mission hatte. Schon allein, wenn Elkon Mur das herausfand… er war ein ziemlich konservativer Mann, der Maya nie als Lorres’ Lebensgefährtin akzeptiert und sie stets nur mit »Dame« angeredet hatte. Immerhin hatte er sich heute zusammengerissen, aber das konnte sich schnell ändern, wenn die Geschichte mit Matt und Chandra aufflog. Eine günstige Gelegenheit, um von der Schuld der Gonzales abzulenken, zu sticheln, zu hintertreiben… und Unruhe zu schaffen, die bald Unzufriedenheit nach sich zog und Maya dazu zwingen würde, auf ihre Autorität zu pochen.
***
Matt Drax fuhr hoch, als der Alarm durch das Schiff gellte. Für einen Moment desorientiert, warf er Chandra, die gleichfalls verstört zu sich kam, beinahe aus dem schmalen Bett.
»Was…«, begann sie.
»Ich…«, fing Matt gleichzeitig an, dann starrten sie sich erschrocken ins Gesicht und fluchten gemeinsam:
»Verdammt!«
Chandra sprang aus der Koje und versuchte abwechselnd auf einem Bein tanzend, in ihren Overall zu kommen, dann raffte sie die Unterwäsche an sich und stopfte sie in eine Tasche. »Bei den Warzen der Spinnenkröte, das hat mir gerade noch gefehlt! Zuerst der Anschiss von Maya, und jetzt –«
»Was für ein Anschiss?«, fragte Matt, der sich um Chandra herum winden musste, um an seine Sachen zu kommen.
»Nichts, nichts«, sagte sie schnell. »Beeil dich. Bis nachher.« Sie drückte Matt noch einen hastigen Kuss auf den Mund, dann war sie draußen.
In diesem Augenblick kam die Durchsage der Kommandantin, dass sich alle in spätestens fünfzehn Minuten im Zentralraum einfinden
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