162 - Wer den Sturm sät...

Titel: 162 - Wer den Sturm sät... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz

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Goliath gewann nach kurzem Schwanken eine stabile Lage, und das Schütteln hörte nahezu auf. Vor sich sah Matt die normalerweise beeindruckende AENEA, nun jedoch winzig wie ein Sandkorn vor der riesigen roten Wand, die auf sie zurollte.
    »Alles Gute«, flüsterte Matt. »Ich hoffe, ihr schafft es.«
    Dann, nach einem kurzen Blick auf die Anzeigen, drückte er die Steuerung nach vorn. Die Nase des Käfers neigte sich; gleichzeitig lenkte er nach Backbord.
    Wieder ging ein Zittern durch den Goliath, und er vollführte einige zornige Bocksprünge, doch dann hatte er eine tiefere Atmosphäreschicht erreicht, die etwas ruhiger war, vollendete die Schleife und sauste vor der heranwalzenden Wand davon.
    Das Pfeifen des Windes war selbst hier drin noch zu hören, und sie waren längst umgeben von Sand und Wirbeln; eine freie Sicht für menschliche Augen war nicht mehr möglich.
    Aber die Computersensoren funktionierten noch, und sie lieferten Matt ein holografisches Bild über dem Monitor. Die ersten schwachen Ausläufer des Kronleuchter-Canyons waren bereits erkennbar. Der eingegebene Kurs wies auf einen Punkt in etwa achtzehn Kilometern südöstlicher Richtung. Eine an sich lächerliche Entfernung, die jedoch in dieser Situation scheinbar unüberwindlich schien.
    »Kurs beibehalten«, sagte Matt. »Und höchstmögliche Geschwindigkeit.«
    »Ich empfehle die Aktivierung des Energiefeldes«, meldete der Bordcomputer.
    »So was haben wir?«, rief Matt begeistert. »Aktivieren, sofort!«
    Auf dem Monitor mit dem ständigen Statusbericht über den Zustand des Panzers wurde eine Rundumsicht gezeigt, mit einer schwach flimmernden Umrissverstärkung, nur wenige Zentimeter über dem Metall. Und tatsächlich prallte der herandonnernde Wind ab und wurde fortgelenkt, ohne den Goliath allzu sehr durchzuschütteln. Die Geschwindigkeit erhöhte sich um ein Viertel.
    »Wir schaffen es«, brummte Matt und biss die Zähne zusammen. »Diese Dinger sind tauglich, ohne Frage.«
    »Ich messe einen sich ausdehnenden Wirbel an«, sagte der Computer. »Rotationsgeschwindigkeit fünfundneunzig Meter in der Sekunde. Wird uns in fünfzehn Sekunden erreichen.«
    »Und zerfetzen«, stieß Matt hervor. Er riss das Steuer herum, und der Goliath reagierte augenblicklich. Die Passagiere wurden in ihren Sitzen durchgeschüttelt, als der riesige Flugkäfer fast auf der Stelle wendete und dann mit Höchstgeschwindigkeit auf den Wirbel zuhielt.
    »Bei den Monden, was hast du vor, Matt?«, rief Chandra schreckensbleich nach vorne.
    »Ein bisschen surfen«, antwortete Matthew Drax und betätigte einige Eingabefelder. Er wollte seine Gefährten nicht durch hastige Audio-Befehle beunruhigen.
    Als der Computer auf die Risiken hinweisen wollte, verdonnerte er ihn zum Schweigen.
    Bombastische Musik wäre jetzt angebracht gewesen. Aber so konzentrierte er sich in aller Stille auf das Abenteuer, das er vorhatte. Eine andere Chance sah er nicht.
    Der Goliath hielt genau auf den riesigen Wirbel zu. Sein Energiefeld hielt, und das wollte Matt ausnutzen. Als sie auf den ersten Ausläufer prallten, knisterte und knackte es deutlich.
    Die Bordbeleuchtung flackerte und der Computer zeigte heftige atmosphärische Störungen an. Aber noch hielt das Feld, und Matt dirigierte den Käfer in leichtem Neigungswinkel nach oben, genau an der Rotations-Kurve des Wirbels entlang. Wie der Ritt auf einem Wellenkamm, wenn man es so vergleichen konnte. Der Goliath sauste die wirbelnde Strömung hinauf, um sie herum, und wurde schließlich mit einer Urgewalt nach innen gesogen, genau ins Zentrum hinein.
    Plötzlich war alles ganz still, und der Goliath schien auf der Stelle zu verharren. Um ihn herum wirbelten und dröhnten tobende Gewalten, die alles vernichteten, was sich ihnen in den Weg stellte. Und einverleibten, was nicht schnell genug floh.
    Matt atmete kurzzeitig auf. Nun waren sie im Auge des Sturms, aber sie mussten auch wieder raus – und zwar ohne allzu große Schäden.
    Die Messgeräte des Goliaths funktionierten noch, auch wenn die von Störungen überlagerten Bilder wie ein Orakel gedeutet werden mussten. Aber Matt sah, dass sie sich weiterhin dem Zielgebiet näherten.
    Der Computer hatte die Aufgabe, nach einer möglichen Lücke zu suchen, einem Ausgang, irgendetwas. Und meldete plötzlich eine sich soeben aufbauende innere Strömung, während der äußere Wirbel zusammenzufallen schien.
    Matt zögerte keine Sekunde. Er ließ sich von der Strömung mitreißen und