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162 - Wer den Sturm sät...

162 - Wer den Sturm sät...

Titel: 162 - Wer den Sturm sät... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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sollten.
    Das verschaffte Matt gerade noch Zeit für eine schnelle Dusche, Rasur und ein einigermaßen korrektes Outfit. Als Stellvertreter Mayas musste er jetzt sehr genau darauf achten, dass sein Anzug den richtigen Sitz hatte und sein Aussehen wie geleckt war. Nur so konnte er überhaupt einigermaßen Respekt erwarten, auch wenn er nicht akzeptiert wurde.
    Matt fühlte sich Maya verpflichtet, weil sie ihm die Chance gegeben hatte, sich zu bewähren, und er wollte sie nicht enttäuschen. In erster Linie machte ihn daher nervös, ob jemand Chandra auf dem Weg zu ihrer Kabine gesehen haben mochte, in deutlicher Übernächtigung und aufgelöster Bekleidung. Bereits gestern hatte er in einer düsteren Vorahnung Chandra umgehend wieder aus seinem Bett befördern wollen, kaum dass sie hineingekrochen war. Aber sie hatte ihn gar nicht zu Wort kommen lassen, seinen Mund verschlossen und ihre Hand Richtung Lenden geschickt, wo sie bereits freudig erwartet wurde; ganz egal, was Matts Verstand ihm einhämmern wollte. Sie wusste inzwischen genau, was sie anstellen musste, um ihn zum Schweigen zu bringen und schwach zu machen…
    »Hilft nichts«, murmelte Matt zu sich, während er Atemmaske, Schutzbrille und Gürtel befestigte und wie gewohnt den Sauerstoffvorrat überprüfte. »Da muss ich jetzt durch, egal was mich erwartet.« Er machte einen Stoßseufzer und eilte dann Richtung Zentralraum.
    ***
    Niemand interessierte sich für einen Skandal an Bord. Alle standen an den Panoramafenstern und starrten hinaus.
    Matt begriff sofort, weshalb. Er sah im Rücken der AENEA keinen Himmel mehr.
    Zwischen den Erhebungen der beiden Vulkane Arsia Mons und Pavonis Mons, die sie vor nicht allzu langer Zeit passiert haben mussten, war eine riesige rote Wand zu sehen, die alles ausfüllte, so weit man blicken konnte.
    In dieser roten Wand waren Wirbel zu sehen, Verwerfungen, Strudel. Kleine weiße Wolken, die zu feinem Dunst zerfetzt wurden. Gestein bis zu einer Größe von kopfgroßen Felsbrocken.
    Irgendwelche Schemen und Konturen, deren Herkunft nicht ersichtlich war. Vielleicht Lebewesen, oder Pflanzen.
    Die rote Wand rückte näher. Sie war augenscheinlich schneller als das Luftschiff. Sie würde die AENEA unweigerlich einholen. Matt schätzte den Zeitpunkt nach einiger Beobachtung auf spätestens in einer Stunde, auch bei Höchstgeschwindigkeit des Schiffes.
    Der Commander schluckte einen trockenen Kloß in der Kehle hinunter. »Können wir noch irgendwie abdrehen?«, fragte er in die stille Runde.
    »Nein«, antwortete July Tsuyoshi. »Die Front ist zweihundert Kilometer breit und achttausend Meter hoch. Die Geschwindigkeit ist um mindestens ein Drittel höher als unsere. Es gibt kein Entkommen.«
    »Wie ist das nur möglich…«, flüsterte Matt.
    Windtänzer trat an seine Seite. »Dies ist der Fluch, mein Freund«, sagte er. »Nicht umsonst ist diese Gegend hier verboten. Was du dort draußen siehst, ist einer der gefürchteten Superstürme des Mars, die es auf der Nordseite wegen des Terraformings nur noch selten gibt. Er entsteht aus kleinen Luftverwirbelungen und Sandteufeln. Wenn er eine gewisse Größe erreicht hat und alle Gegebenheiten stimmen, macht er in weniger als zwei Stunden eine Art Entwicklungssprung durch und wird zum rasenden Riesen, der über den ganzen Planeten wandert, eine gewaltige Spur der Vernichtung hinterlassend.« Der Baumsprecher wandte sich Maya zu. »Wir sind hier nicht erwünscht, ich sagte es dir bereits.«
    »Du hast diesen Sturm erwartet?«, fragte sie.
    »Er hat uns erwartet«, erwiderte er.
    Chandra kam zu ihnen. Sie sah frisch und perfekt wie immer aus, keinerlei verräterische Spuren einer bewegten Nacht. Matt bemühte sich, sie nicht zu lange anzusehen. »Was können wir tun?«, stellte die junge Frau die Frage, die alle beschäftigte.
    Sämtliche Blicke richteten sich auf Maya. »Wir werden sofort in die Goliaths umsteigen, mit Handmessgeräten und Notfallausrüstung. Noctis Labyrinthus ist keine siebzig Kilometer mehr entfernt.« Sie unterbrach sich kurz, und ihre Wangenmuskeln sowie ihr rechtes Ohr zuckten. Matt fiel zum ersten Mal auf, wie lang und schmal ihre Ohren waren, fast so wie die Windtänzers. Ihre Stimme klang beherrscht, als sie fortfuhr: »Es ist zu dumm, denn bereits in einer Stunde wären wir sowieso gelandet und hätten gute Chancen gehabt, uns im Canyon in Sicherheit zu bringen. Aber jetzt müssen wir improvisieren. Die Goliaths werden so nahe wie möglich an den Canyon

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