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162 - Wer den Sturm sät...

162 - Wer den Sturm sät...

Titel: 162 - Wer den Sturm sät... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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für den Sturm selbst. Hier an dieser Stelle wird er bei dem Tempo bald vorüber gezogen sein. Wahrscheinlich dauert er noch den Rest des Tages an, und die ganze Nacht.«
    Matt überlegte. »Dann schlage ich vor, dass wir jetzt ein paar Stunden schlafen, denn wir werden alle unsere Kräfte brauchen, wenn wir hier rauskommen wollen.« Er stellte die Weckfunktion seines PAC auf drei Stunden. »Entspannt euch und nehmt am besten einen Vitamincocktail zu euch«, sagte er munter in die Finsternis. »Wir haben Sauerstoff und zumindest für zwei Tage Wasser. Vielleicht haben wir bald sogar wieder Energie. Lasst also den Mut nicht sinken.«
    Er machte es sich so bequem wie möglich in seinem Sitz und lauschte noch eine Weile den unruhigen Geräuschen und dem Flüstern der anderen hinter ihm. Dann war er eingeschlafen.
    Selbst bei den angepassten Marsianern war es auch heute noch so, dass sie sehr schnell wegdämmerten und bald in einen tiefen, zumeist traumlosen, fast ohnmachtsähnlichen Schlaf sanken. Der Mars forderte deutlich mehr Energie als die Erde.
    Und irgendwie schien es, als hätte der Sandsturm zusätzlich an ihnen gezehrt – als hätte er alle Kraft aus ihnen gesaugt, um sie am Weiterkommen zu hindern.
    ***
    Nach drei Stunden wurden sie geweckt. Matt probierte einen Systemcheck, und tatsächlich hatten sich die Energiereserven wieder einigermaßen erholt. Sie konnten immerhin die Notbeleuchtung einschalten. In dem rötlichen Licht wirkten die Gesichter sehr bleich, aber erleichtert, nicht mehr ganz im Finsteren zu sitzen. Natürlich hatten sie Taschenlampen, aber es war sinnvoll, so viel Batteriekapazität wie möglich zu sparen.
    »Subsystem aktiviert«, meldete der Computer nach einer weiteren Weile. Ein Monitor flackerte und zeigte schließlich ein verschwommenes Bild mit internen Messdaten.
    »Können wir ein Notsignal absetzen?«, fragte Matt.
    »Positiv.«
    »Gut. Auf Intervall gehen, alle zehn Minuten, Dauerbetrieb. Ist die Errichtung einer Funkverbindung möglich?«
    »Negativ. Auch der Antrieb und weitere Systeme sind laut Auflistung ausgefallen und können mit interner Reparatur nicht wiederhergestellt werden. Es ist überall Sand eingedrungen.«
    »Selbst hier«, bemerkte Chandra und fuhr über die Deckenverkleidung. Ihre Hände glitzerten. »Aber das Teil ist solide gebaut, es hat dem Druck standgehalten.«
    Matt wandte sich Ranjen und Samari zu. »Wie ist das eigentlich mit diesem Schirm? Kann man den weiter ausfahren?«
    »Prinzipiell ja«, antwortete Samari, »bis auf fünf Meter. Er soll das Freischaufeln erleichtern.«
    »Mhm.« Matt drehte sich wieder den Kontrollen zu. »Haben wir noch Energie auf dem Schirm? Können wir ihn ausfahren?«
    Ein Summen ertönte. Dann ein Knirschen und Stöhnen.
    »Negativ. Die Hydraulik ist voller Sand.«
    »Was bleibt uns dann?«, fragte Chandra leise, in mühsam ruhiger Stimmlage. Auf ihrem Gesicht waren deutlich Sorge und Furcht zu sehen. »Wie können wir hier raus?«
    Matt überlegte. »Wie ist die Beschaffenheit des Sandes im Allgemeinen?«, stellte er eine weitere Frage.
    »Trocken, nachgiebig«, antwortete Samari. »Es ist unmöglich, einen Gang zu schaufeln, falls du das planst.«
    »Ich schlage vor«, meldete sich Ranjen plötzlich bedächtig zu Wort, »wir versuchen so viel Energie wie möglich auf den Antrieb umzuleiten. Vielleicht können wir uns irgendwie durchwühlen.«
    Windtänzer, der mit geschlossenen Augen in Meditationshaltung auf seinem Sitz ruhte, sagte: »Du vergisst die zahlreichen Verankerungen, Ranjen. Auch sie müssen wir lösen.«
    »Die können wir notfalls kappen«, dachte Samari laut. »Mit einer sanften Anstiegskurve müsste es zu schaffen sein, ohne dass wir von unserem eigenen Gewicht wieder nach unten gezogen werden.«
    Matt drehte sich im Sitz und blickte in Windtänzers nun offene Augen. Der Erdmann hatte plötzlich das Gefühl, dass sie beide denselben Gedanken hatten.
    »Nein, ich werde das tun«, entfuhr es ihm deshalb auch, wobei ihm sofort klar wurde, dass niemand diesen Satz verstehen konnte. Mit einer Ausnahme.
    »Nenn mir einen Grund«, sagte Windtänzer.
    »Ich bin stärker als du, und mit genug Sauerstoff besitze ich auch mehr Ausdauer«, gab Matt gleich zwei Gründe.
    »Aber ich kann den Sand lesen, mein Freund«, erwiderte der Baumsprecher. »Sieh mich an, ich bin weitaus besser angepasst als du, so wie ein Fisch besser dem Wasser angepasst ist als ein Vogel, auch wenn der tauchen kann. Und ich finde mich zurecht,

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