162 - Wer den Sturm sät...
starken, krallenbewehrten Vogelbeinen gestützt. Die Höhe des ausgewachsenen Tieres betrug etwas über einen Meter, die Länge der Greifarme allerdings zwei Meter.
Die Jungtiere schienen schon fast flügge zu sein, sie sahen bereits wie das Eltertier aus, mit Ausnahme der Größe und den weißen Resten Daunenfedern. Sie schnatterten und klickten aufgeregt mit den Schnäbeln, als das Eltertier den Mann ablegte.
Matt überlegte fieberhaft, was sie jetzt tun sollten.
Roy schien es zu wissen. Er hob den Arm und zielte.
Windtänzer hielt seinen Arm fest. »Das kannst du nicht tun! Das Tier folgt nur seinem Instinkt.«
»Willst du zusehen, wie Rasfar in kleine Stücke gerissen und an die Jungen verfüttert wird?«, gab Roy zurück. »Bei aller Liebe zur Natur, Windtänzer, das werde ich nicht zulassen. Ich sehe auch keine andere Möglichkeit, Rasfar zu retten.«
Windtänzers Wangenmuskel zuckten. Schließlich ließ er die Hände sinken. »Dann tu es«, sagte er tonlos. »Aber ich bitte dich, schnell.«
»Vertrau mir«, sagte Roy.
Matt machte sich bereit, zu Rasfar zu laufen.
Das Vogelwesen hob ein Bein, um den Mann auf den Boden zu pressen, und hob den Kopf zum tödlichen Hieb mit dem Schnabel.
Ein Licht blitzte auf, gefolgt von einem Knall. In der Brust des Vogelwesens dampfte plötzlich ein riesiges schwarzes Loch. Das Tier erstarrte mitten in der Bewegung, dann kippte es um.
Die Brut begann schrill zu schreien und stürmte vorwärts.
Matt rannte los und erreichte Rasfar mit drei weiten Sätzen, während Roy auch die Brut erschoss, einen nach dem anderen.
»Er lebt!«, rief Matt erleichtert, schüttelte Rasfar und brachte ihn mit einer sanften Ohrfeige zu sich. »Das war ein Schreck, was?«, sagte er zu dem Mann, der ihn zuerst erschrocken, dann freudig anblinzelte. »Komm, machen wir, dass wir hier wegkommen.«
Sie zuckten zusammen, als aus einem dunklen Seitengang ein wütendes Kreischen erklang.
***
»Nicht bewegen«, sagte Maya leise. »Und nicht anstarren.«
Das lauernde Reptil war eine mutierte, um einen halben Meter längere Form einer kleinen Echse, die es auch auf der Nordhälfte gab. Die bekannte Dornkragenechse war nicht nur äußerst giftig, sondern stellte bei großer Erregung ihren Halskragen auf. Mit einem kurzen Schütteln konnte sie zwar nicht zielgerichtet, aber weit verstreuend fingerlange, ebenfalls giftige Stacheln von sich schleudern, denen man kaum ausweichen konnte.
Als Beute würde sie die Menschen wohl nicht betrachten, denn sie konnte ihre Opfer nur im Ganzen hinunterschlucken.
Wahrscheinlicher war, dass sie unwissentlich den gewohnten Wildpfad des Reptils gekreuzt und nun versperrt hatten.
Im Augenblick schien die Dornkragenechse sich nicht bedroht zu fühlen, aber das konnte sich schnell ändern.
Niemand von der Gruppe bewegte sich. Jeder bemühte sich, die Echse nicht direkt anzusehen.
So verging eine Viertelstunde, die das Reptil offensichtlich benötigte, um sich klar darüber zu werden, welche Richtung es nun einschlagen sollte und ob mit Gefahr zu rechnen war oder nicht.
Dann blähte es den Kehlsack auf, setzte einen Fuß nach vorn und bewegte sich züngelnd auf Elkon zu.
***
Matt zerrte Rasfar mit sich, und sie ergriffen hastig die Flucht, als das zweite Eltertier von einem anderen Gang hinzukam. Es roch sicherlich Blut und Tod, weswegen es so laut schrie. Als es die leblose Familie entdeckte, kreischte es noch lauter, und Matt stöhnte auf. In seinen Ohren klingelte es.
Windtänzer übernahm die Führung, und sie stolperten hinter ihm her. Roy bildete wieder die Nachhut, jeden Moment darauf gefasst, auf das angreifende Eltertier schießen zu müssen.
Doch seine Schreie wurden allmählich leiser, je weiter sie sich entfernten. Das Tier schien noch zu geschockt zu sein, um die Verfolgung des unbekannten Feindes aufzunehmen.
Matt und die anderen wagten erst aufzuatmen, als sie durch den Felsspalt schlüpften und eine Deckung erreichten.
»D-danke«, stotterte Rasfar. Seine Stirn war von Schweißperlen bedeckt. »Studie am lebenden Objekt nennt man das wohl.«
Roy, der eine medizinische Ausbildung besaß, untersuchte ihn routiniert. »Weiß gar nicht, was das Vieh von einem so mageren Stecken wie dir wollte«, bemerkte er. Dann nickte er und machte ein zufriedenes Gesicht. »Ein paar Quetschungen, die in den nächsten Tagen das Atmen ein bisschen erschweren werden, aber ansonsten bist du unversehrt. Du hast noch mal Glück gehabt.«
Matt grinste. »Dabei
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