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1623 - Dimension des Grauens

Titel: 1623 - Dimension des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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„Benimm dich, Klappergestell, rothaariges!" schnauzte der Dicke, Wohl in dem Bemühen, ennoxische Sprachklasse und Stilhöhe zu erreichen; er legte beim Sprechen die Nase in Falten, was ihm das Aussehen eines afzotischen Wühlschweins gab. „Vergiß nicht, mit wem du sprichst!"
    „Wie sollte ich?" gab Philip schneidig zurück. „Sehe ich vielleicht aus wie du? Also, Atlan will wissen, wie's bei euch so steht."
    Die Frau sah den Ennox an. Sie hatte sich wieder beruhigt. „Du wirst es kaum glauben", sagte sie und deutete auf die Instrumentenpaneele. „Wir haben Raumalarm!"
    Ich starrte den Ennox fassungslos an. „Raumalarm?" fragte ich entgeistert. „Du meinst wirklich Raumalarm?"
    Philip nickte.
    Es war bei dem den Ennox eigenen Erzählstil ohnehin schwierig genug, in dem endlos verknoteten Wortgewirr jene Begriffe herauszufiltern, die man als halbwegs wirklichkeitsnah bezeichnen konnte.
    Philip berichtete nicht, er erzählte, schwadronierte, prahlte, flunkerte, plusterte auf und färbte subjektiv ein. Er machte aus jedem Moskito ein Mastodon, aus jeder Sprotte einen menschenfressenden Tigerhai, stellte sich selbst als die größte nur denkbare Heldengestalt dar, bedachte jeden in seiner Erzählung auftauchenden Zeitgenossen mit lästerlichen und beleidigenden Anmerkungen - und bei all diesem Wortfeuerwerk rückte er nie auch nur eine Silbe mehr über sich und seine Spezies heraus, als er wirklich wollte.
    Er schwatzte wie das personifizierte Unbewußte, war dabei aber von der härtesten Rationalität. Sigmund Freud hätte seine Freude an ihm gehabt. „Raumalarm!" bestätigte der Ennox, begleitet von einem wilden Herumrudern seiner langen Arme, die in den Gelenken knackten, als wolle das Gerippe auseinanderfallen. „Erzähl keine Witze, Philip", stieß ich hervor. „Ariga liegt in der Toten Zone.
    Da gibt es keine unbekannten, unidentifizierten Raumschiffe, die auf irgendwelchen Planeten landen."
    Es machte keinen Sinn, was der Ennox sagte. .
    Die neue Tote Zone hatte seit etlichen Tagen Bestand. Alle Raumschiffe, die beim Entstehen dieser neuerlichen Hyperraum-Parese noch unterwegs gewesen waren, trieben jetzt irgendwo im Weltraum herum, entweder Lichtjahre oder -monate vom jeweiligen Ziel entfernt oder irgendwo in der Nähe einer Planetenbahn. Im zweiten Fall waren diese Raumschiffe natürlich längst datentechnisch erfaßt und gelistet worden.
    Es war demnach völlig ausgeschlossen, daß in irgendeinem Sonnensystem im Inneren der Toten Zone ein unbekanntes Raumschiff plötzlich auftauchen und Raumalarm auslösen konnte. „Pah!" machte der Ennox. „Hör zu, lausche meinem Bericht...!"
    Ariga, Stunden zuvor: „Prima", sagte Philip frohgemut. „Ich>mag Besuch. Von wo kommt der liebe Gast?"
    In Thetas Gesicht war Besorgnis zu erkennen, in den Zügen des Dicken schmorte ein Gemisch aus Angst und Wut. „Ich weiß nicht", bemerkte Theta zweifelnd, „ob es sich dabei um einen lieben Gast handelt, so wie du ihn nennst."
    „Laß mich mit ihm reden, Mädchen", erklärte Philip diplomatisch. „Ich bin ein Ennox, uns lieben alle, und mich liebt man am meisten."
    „Wer sagt das?" erkundigte sich der fettwanstige Leiter des Kontrollturmes des Raumhafens des Planeten Ariga. „Alle!" beantwortete Philip seine dreiste Frage. „Was wißt ihr über dieses Raumschiff? Was für ein Typ, welcher Herkunft, mit welcher Absicht? Ihr habt doch sicher angefragt, oder? Ihr fragt doch immer an, nicht wahr?"
    „Es gibt Fälle", begann Theta von Äriga, und schon beim ersten Ton des ersten Wortes war zu spüren, daß sie eine Anzüglichkeit gegen Philip im Sinn und auf der flinken Zunge trug, „in denen wir keine brauchbaren Antworten bekommen. Es gibt Geschöpfe, Gäste, sogar - nach eigener Aussage - Freunde, die nichts über sich erzählen, reinweg gar nichts."
    „Was für schlimme Schelme, diese Schar!" bedauerte der Schalk Philip Theta von Ariga. „Vielleicht habt ihr nicht die richtigen Fragen gestellt. Oder ihr habt die Antworten zwar gehört, aber nicht verstanden. Wenn ein Affe in den Spiegel blickt, kann schließlich kein Apostel herausschauen!"
    „Er hat mich gemeint, Theta", blubberte der Dicke los. In seinem Hals bibberte ein Gewebeklumpen heftig auf und ab, und das Gesicht des Mannes bekam die Röte eines Sonnenuntergangs. „Er hat mich dabei angesehen, bei diesen unverschämten Worten. Du hast mich beleidigt, Ennox!"
    „Ach was", hielt Philip ihm entgegen und schnippte mit gekonnter Gebärde seinen

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