1624 - Die Atlantis-Hexe
ich die beiden gesehen.«
Da ich nichts sagte, fühlte sie sich bemüßigt, uns ihre Erlebnisse zu erzählen. Sie sprach dabei langsam und überlegte sich jedes einzelne Wort.
Es war und blieb unglaublich, was wir da zu hören bekamen. Allerdings enthielten wir uns eines Kommentars, schüttelten nur mehrmals den Kopf, denn das war verdammt hart.
Als sie das letzte Wort gesprochen hatte, hob sie die Schultern und ließ sie wieder sinken. Ihr Blick war noch immer ins Leere gerichtet. Wir sahen, dass sie zitterte, und ich ging auf den Spiegel zu, um ihn zu untersuchen.
Da war nichts Unnormales festzustellen, meine Handflächen glitten darüber hinweg. Ich ertastete keine Veränderung, es war eine völlig glatte Fläche.
So schnell gab ich nicht auf. Ich wollte einen nächsten Test durchziehen und holte unter der Kleidung mein Kreuz hervor. Viel Hoffnung setzte ich darauf nicht. Doch es war zumindest einen Versuch wert. Auch der misslang. Der Spiegel war und blieb normal.
»Da ist wohl nichts«, stellte ich fest.
»Aber da war etwas!«, fauchte Purdy, die Angst hatte, dass ich ihr nicht glauben würde.
»Bitte, ich will dir nicht widersprechen. Ich kann mir das schon alles vorstellen. Diondra ist eine Hexe. Das hast du uns gesagt, und ich denke mir, dass auch die entsprechenden Kräfte in ihr wohnen. Kannst du das akzeptieren?«
»Ja, das kann ich.« Sie strich durch ihre Haare. »Daran habe ich auch schon gedacht. Sie muss einen Zeittunnel geschaffen haben, was ich ebenfalls auf ihre Hexenkräfte zurückführe. Eine andere Möglichkeit kommt mir nicht in den Sinn.«
Das war nicht schlecht gedacht, aber eine Antwort war noch offen.
»Kannst du mir verraten, warum sie gerade dich ausgesucht hat? Was ist so interessant an dir, abgesehen davon, dass du als eine andere Person in Atlantis gelebt hast?«
»Ja, John, das habe ich mich auch gefragt - und auch sie. Ich erhielt sogar eine Antwort. Ich glaube, dass sie mich auf ihre Seite ziehen wollte.«
Das überraschte mich. »Was heißt das denn?«
»Ganz einfach, John. Ich soll in dieser Zeit so etwas wie eine Vertreterin für sie sein. Sie will mich auf ihrer Seite haben. Dafür ist ihr jedes Mittel recht.«
»Okay, akzeptieren wir das mal. Dann frage ich dich, wo sie sich aufhält.«
Purdy winkte ab. »Ich kann es dir nicht mit Bestimmtheit sagen, John. Für mich steht nur fest, dass sie den Untergang des Kontinents überlebt hat. Wo sie sich jetzt aufhält, weiß ich nicht.«
»Vielleicht in einer anderen Dimension. In einer Zwischenwelt. Möglich ist alles.«
»Aber auch ungenau.«
»Das weiß ich selbst. Ich hätte auch sagen können, dass sie den Weg in die Hexenwelt gefunden hat. Aber sich dort zu etablieren ist nicht so einfach, denn da wartet jemand auf sie, die keine mächtige Person neben sich duldet. Das ist Assunga. Deshalb bin ich nach wie vor der Meinung, dass sie als Einzelgängerin auftritt und jetzt versucht, durch deine Hilfe in unserer Zeit und unserer Welt Fuß zu fassen.«
Purdy Prentiss schaute mich an. »Du kannst recht haben«, gab sie zu.
Dann schüttelte die den Kopf. »Dabei habe ich gedacht, Ruhe vor meiner Vergangenheit zu haben. Das war wohl ein Irrtum. Wenn man einmal drinsteckt, kommt man nicht mehr raus.«
Von der Tür her meldete sich Suko. »Hat sie dir denn gesagt, ob sie sich noch mal melden wird?«
»Nein, das hat sie nicht. Sie präsentierte mir Eric, und ich war völlig von der Rolle, als ich ihn sah. Ich weiß, dass er nicht mehr lebt, aber er sah so lebendig aus. Das zu begreifen war wirklich nicht einfach.«
»Sie hat dir etwas vorgespielt, Purdy.«
»John, das weiß ich jetzt auch. Das nehme ich hin, aber du musst verstehen, dass es mich umgehauen hat, denn Eric hat mich mit seiner Stimme angesprochen.« Sie winkte heftig ab. »Das zu hören war für mich am Schlimmsten.«
Das musste sie nicht wiederholen. Wir konnten es nachvollziehen. Nur befanden wir uns in keiner guten Position. Wir standen hier zusammen, diskutierten über die Vorgänge und konnten nichts dagegen tun. Wir waren auch nicht in der Lage, diese Diondra zu stellen, denn ihre Machtfülle besaßen wir leider nicht.
Purdy Prentiss erhob sich. »Ich muss etwas trinken«, sagte sie. Sie ging zur Tür und blieb dort stehen. »Habt ihr euch schon Gedanken darüber gemacht, wie es weitergehen soll?«
Suko schüttelte den Kopf.
Ich hob die Schultern.
Wir kamen uns vor wie zwei Schuljungen, die irgendetwas unternehmen sollten, aber nicht die
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