Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1626 - Die Nymphe

1626 - Die Nymphe

Titel: 1626 - Die Nymphe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
denn ich sah, dass sie sich verändert hatte. Sie war sehr still geworden, starrte in eine bestimmte Richtung und hielt dabei den Mund offen, aus dem krächzende Laute drangen.
    Was war los?
    Nun stöhnte auch Martha auf.
    Ich blickte mich zur Treppe um. Dort hatte sich etwas verändert.
    Auf der zweiten Stufe saß eine Frau, die sich nicht bewegte.
    »Erica!«, schrie Martha mit schriller Stimme.
    Ich rannte los. Sekunden später hatte ich die Treppe erreicht und sah, was geschehen war.
    Erica konnte sich nicht mehr bewegen. Sie war tot, weil ihr jemand die Kehle regelrecht zerbissen hatte…
    ***
    Mich durchfloss ein heißer Strom, der mir das Blut in den Kopf trieb. Der schreckliche Anblick verschwamm vor meinen Augen, und nur ein Gedanke schoss mir durch den Kopf. Aibon!
    Ja, diese Tat musste ich einfach auf Aibon zurückführen. Aibon hatte brutal zugeschlagen und war - das sah ich als besonders schlimm an schon mitten unter uns. Es hatte bereits seine Boten geschickt. Als Killer.
    Martha schrie nicht mehr. Ich hörte nur die schweren Atemzüge der beiden Frauen.
    Wer hatte so grausam gemordet?
    Ich wusste es nicht. Diese andere und böse Welt konnte auf zahlreiche Mörder zurückgreifen. In meinem Kopf allerdings formte sich ein bestimmtes Bild.
    Ich dachte an einen Troll. Diese verfluchten Wesen hatte ich bereits erlebt. Ich kannte ihre Brutalität. Sie waren nicht zu stoppen, wenn man sie einmal losließ.
    Judy hatte mir von anderen Frauen erzählt, die sich hier im Haus aufhielten, und meine Sorgen stiegen ins Extreme. Wenn der Mörder sich hier umgesehen hatte, was hätte ihn davon abhalten sollen, auch die übrigen Bewohnerinnen zu töten?
    Automatisch ließ ich meine Blicke schweifen. Spuren waren nicht zu sehen.
    Ich richtete mich wieder auf. Martha und Judy standen da wie Eisfiguren und starrten mich an. In den Augen der Chefin las ich noch einen fragenden Ausdruck. Wahrscheinlich blitzte in ihr noch ein Funken Hoffnung auf, dass Erica am Leben war.
    Sie sah, dass ich den Kopf schüttelte. Ich musste nichts sagen. Sie senkte den Kopf und fing an zu weinen.
    Mit leiser Stimme sprach ich die beiden Frauen an.
    »Die Killer sind weiter, als ich es mir vorgestellt habe. Es tut mir leid, aber diese grässliche Tat hat auch mich überrascht.«
    Judy fasste sich ein Herz. »Wer kann das getan haben? Haben Sie einen Verdacht?«
    Den hatte ich zwar, behielt ihn aber lieber für mich. Ich wollte sie nicht noch mehr ängstigen. Deshalb bestand meine Antwort nur aus einem Anheben der Schultern.
    Leider war ich durch dieses Ereignis gezwungen, meinen Plan zu ändern. Ich würde das Haus durchsuchen müssen, um herauszufinden, ob es noch weitere Opfer gab. Das würde Martha nur schwer beizubringen sein, doch es gab keine andere Alternative.
    »Da!«
    Judys Schrei ließ mich zusammenzucken. Ich sah sie in einer starren Haltung stehen, den rechten Arm ausgestreckt. Der Zeigefinger wies zur Treppe.
    Ich schaute hin.
    Der Mörder saß auf der sechsten oder siebten Stufe, und ich sah, dass ich mich nicht geirrt hatte.
    Es war ein Aibon-Troll!
    ***
    Trotz der nicht eben perfekten Lichtverhältnisse war das Wesen gut zu erkennen. Ein pelziges Gebilde und ungefähr so groß, dass es mir bis Mitte der Oberschenkel reichte. Der Körper wirkte dick, die Arme sahen etwas zu lang aus. Dafür hatten die Hände Finger wie Raubvogelkrallen.
    Ich sah auch einen dicken Kopf mit böse funkelnden Augen innerhalb einer ebenfalls dicken und faltigen Haut, als lägen dort mehrere Schichten übereinander. Das breite Maul konnte einem Menschen eine Heidenangst einjagen, ebenso die spitzen Reißzähne.
    Martha hatte sich als Erste gefangen und fand auch ihre Sprache wieder.
    »Wer oder was ist das?«
    »Ein Troll, schätze ich.«
    »Was? Wieso…?«
    »Bitte, behalten Sie die Nerven. Tun Sie nichts. Keine Bewegung. Man darf ihn nicht reizen.«
    Martha nahm meine Worte gar nicht wahr. Dieser Anblick hatte sie zu sehr geschockt. »Aber das muss der Killer sein!«
    »Ich weiß.«
    Das hatte ich nicht nur so dahingesagt, denn ich sah es an den Krallen des Trolls feucht schimmern. Man musste nicht erst groß raten, um zu wissen, dass es sich dabei um Blut handelte, das von Ericas Kehle stammte.
    In mir stieg eine lodernde Wut hoch. Ich war zwar nach außen hin ruhig, innerlich sah es jedoch anders aus. Auf meiner Stirn hatten sich Schweißperlen gesammelt. Mir war klar, dass der Troll weitermachen wollte.
    Noch lauerte er. Seine glitzernden Augen

Weitere Kostenlose Bücher