1626 - Die Nymphe
entgegenstellen.«
»Wollen Sie noch immer zum See?«
»Ja, das muss ich. Denn ich vermute, dass die Höhle dort der Zugang in diese andere Welt ist.«
»Und dann?«
»Muss ich versuchen, das Tor zu schließen.«
Sie sagte zunächst nichts mehr und lächelte schmerzlich. Dann wollte sie noch wissen, ob ich bei meinem Plan bleiben würde, Judy mitzunehmen.
»Ja, das werde ich. Allerdings nur eine bestimmte Strecke. Ich muss wissen, wo sich der See befindet, denn ich habe keine Lust, ihn erst noch suchen zu müssen. Sie kann dann mit meinem Wagen wieder hierher zu Ihnen zurückfahren.«
Martha sagte zunächst nichts. Sie sah Judy an, die sich auch nicht wohl fühlte, aber nicht widersprach. Sie wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte, ihr fehlten die Worte, und kurz danach wurde sie von Martha umarmt.
»Pass auf dich auf, Kind. Ich will nicht, dass dir etwas passiert. Ich möchte dich gesund wiedersehen.«
»Keine Sorge, das schaffen wir. Nicht wahr, Mr. Sinclair?«
»Du bestimmt, Judy.«
Martha ließ die junge Frau los und wandte sich an mich. »Versprechen Sie mir das?«
»Ich werde mein Bestes tun.«
»Und noch ein Stück mehr?«
»Auch das«, sagte ich.
»Gut. Und ich werde für euch beten. Ich will nicht, dass uns das Böse besiegt Es war alles gesagt worden.« Auch Judy May hatte keine Frage mehr.
Und so verließen wir gemeinsam das Haus.
Obwohl wir nicht darüber sprachen, hatten wir beide kein gutes Gefühl, denn zu unklar sah unsere Zukunft aus…
***
Es war noch hell. Allerdings zeigte sich der Tag nicht von seiner sonnigen Seite. Es war warm, und unter der grauen Wolkenschicht am Himmel hatte sich eine Schwüle ausgebreitet, die darauf schließen ließ, dass in den nächsten Stunden die Umgebung in einem Chaos aus Donner und Blitzen versinken konnte.
Judy saß neben mir. Sie war in Gedanken versunken. Ich hatte die Klimaanlage nicht eingeschaltet, der warme Wind fuhr durch das geöffnete Fenster und zerrte an unseren Haaren.
Wenn meine Mitfahrerin etwas sagte, dann bezog es sich auf die zu fahrende Strecke.
Das Gewässer lag westlich von Hunton. An sein Ufer führte keine Straße heran, und so war es fraglich, ob wir mit dem Wagen überhaupt bis an den See fahren konnten.
Judy hatte mir nichts dergleichen gesagt, sie war zu stark mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt. Als ich sie danach fragte, zuckte sie leicht zusammen und bat mich, die Frage zu wiederholen.
Das tat ich.
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, Mr. Sinclair, es gibt keine Straße.«
»Aber wir kommen in die Nähe?«
»Ja, über das Brachland.«
»Das hört sich nicht gut an.« Ich schenkte ihr ein Lächeln und sagte, dass sie mich John nennen sollte.
»Danke.« Es war zu hören, dass sie mit ihren Gedanken ganz woanders war.
Ich konzentrierte mich auf das Fahren. Der See war noch nicht zu sehen, aber auf der linken Seite, mehr in südlicher Richtung, näherten wir uns allmählich einer Felswand, auf die Judy mich hinwies.
»Dort müssen wir hin. Der See befindet sich vor der Felswand. In ihr ist auch die Höhlenöffnung.«
»Gut. Und wo ist das Bootshaus oder der Steg?«
»Wir müssen gleich abbiegen. Bitte langsamer fahren.« Sie konzentrierte sich jetzt, und schon wenig später tauchte die Einmündung eines Feldwegs auf. Ich erkannte mit einem Blick, dass dieser Pfad auf den See zuführte.
Es war auch zu sehen, dass er hin und wieder benutzt wurde, weil sich Reifenspuren in den Boden eingegraben hatten, die allerdings wenig später nicht mehr zu erkennen waren, weil ein dichter Grasteppich sie überdeckte.
Der Rover schaukelte über den unebenen Boden hinweg, und der schmale Pfad tauchte auch nicht wieder auf.
Dafür sahen wir den See. Wenn ich genau hinschaute, dann entdeckte ich den schwachen Dunst, der sich an einer bestimmten Stelle ausgebreitet hatte. Das konnte am Wetter liegen, was ich hoffte, denn die Luft war nicht nur schwül, sondern auch ziemlich feucht geworden.
Ich fragte Judy: »Kommt es oft vor, dass Dunst über dem Wasser liegt?«
»Hin und wieder schon.«
»Dann ist es also nicht unnatürlich?«
Sie hob nur die Schultern.
Ich ließ das Thema und erkundigte mich nach dem Anlegesteg.
»Den werden wir gleich sehen, John.«
»Gut. Liegt dort auch dein Kajak?«
»Nein, ich habe ihn an einer anderen Stelle an Land gezogen. Ich wollte einfach nur weg.«
Das verstand ich, stellte auch keine weiteren Fragen mehr Das Gelände senkte sich ein wenig, und deshalb bekamen wir auch unser
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