1629 - Die blaue Schlange
schrill. „Du bist eine Verkörperung des Bösen", sagte er leise. Er glaubte ihr aufs Wort, doch der nahe Tod beeindruckte ihn nicht. Angst machte ihm allein, daß Alnora in eine tödliche Falle laufen würde, und er dachte verzweifelt darüber nach, wie er es verhindern konnte. „Es tut mir leid", sagte sie und ging zur Bar, um ein neues Getränk für Deponar zu mixen. „Schade um den schönen Teppich. Hoffentlich leidet er nicht."
Sie reichte dem Wissenschaftler das Glas, und er führte es an die Lippen, um zu trinken. Als er das Funkeln in ihren Augen bemerkte, war es zu spät. „Das war's", lächelte sie. „Der Kratzer an deiner Hand war harmlos, aber nun beginnt der Countdown. Er ist nicht mehr aufzuhalten."
„Du Teufel!"
Sie lachte triumphierend. „Weißt du eigentlich, wer dieses giftige Zeug für dich zubereitet hat?" fragte sie, wobei sie zu einem Sessel ging und sich setzte. Sie schlug ihre aufregend langen Beine übereinander. „Du warst es!"
„Wirklich?" Es machte ihr eine diebische Freude, Zweifel in sein Herz zu säen, „Ich habe den Syntron überlistet. Er hat mich ins Haus gelassen, ohne Alarm zu schlagen. Aber konnte ich ihn auch dazu bringen, dir einen vergifteten Drink zu mixen?"
„Was willst du damit andeuten?"
„Hatte Alnora nicht viel bessere Möglichkeiten, so etwas zu tun? Sie hätte sich nicht einmal zu beeilen brauchen, während ich doch unter erheblichem Zeitdruck stand." .„Alnora würde so etwas niemals tun. Sie liebt mich!"
„Wirklich?" Ihr Lächeln vertiefte sich, während sie ihn nicht aus den Augen ließ. „Wir waren sieben Schwestern, und alle hatten das gleiche Erbgut. Es gab keine Unterschiede zwischen uns. Das weißt du doch selbst. Wäre es nicht unlogisch, wenn Alnora nicht so wäre wie ich? Wie oft hast du dir die Unterlagen deines Experiments angesehen? Sind dir niemals Zweifel gekommen?"
„Sei still!"
„Ich denke gar nicht daran."
Tadar Deponar setzte sich. „Ich brauche den Medotron", sagte er. „Beeile dich."
„Ich kann ihn dir nicht schicken", antwortete der Haus-Syntron mit stockender Stimme. „Sie hat mich wie paralysiert."
„Armer, alter Mann", spottete Saudra. „Hast du wirklich geglaubt, daß ich dir eine Lücke lassen würde, durch die du mir entkommen kannst?"
Sie trug die Kleidung Alnoras, und wenn sie nicht in dieser zynischen Weise mit ihm gesprochen hätte, wäre er unsicher geworden. Er glaubte darüber hinaus, sie durch das eigenartige Licht in ihren Augen und ihre Gestik von Alnora unterscheiden zu können.
Die junge Frau griff in eine Tasche ihrer Blusenjacke und holte ein Schmuckstück daraus hervor. Es war eine kleine, gefiederte Schlange aus blauem Edelstein. Sie legte es auf den Tisch. „Ich habe nur eine Schlange dabei", erklärte sie mit dem Ausdruck des Bedauerns. „Eigentlich hätte ich ja zwei benötigt, aber Alnora hat mir ins Handwerk gepfuscht, in dem sie dich vergiftet hat. Es wäre also nicht korrekt, wenn ich so eine Schlange neben deinen Leichnam legen würde. Außerdem habe ich nicht vor, mich mit fremden Federn zu schmücken."
„Alnora hat mich nicht vergiftet", sagte Tadar Deponar. Er wirkte ruhig und gelassen. „Ich weiß, daß meine Tochter so etwas niemals tun würde."
Lautlos wie ein Schatten trat das absolute Ebenbild von Saudra ein. „Alnora", rief Tadar Deponar.
Seine Tochter blickte ihn nur kurz an und ließ Saudra dann nicht mehr aus den Augen. „Ich helfe dir, Vater", versprach sie. „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.
4.
Demun Targ verließ den Raum und ging zur Hauptleitzentrale, um einen Blick auf die Ortungsschirme zu werfen. Erleichtert stellte er fest, daß er noch genügend Zeit hatte, den syntronischen Film über das Leben der Deponar-Töchter zu Ende zu sehen. Ungeduldig kehrte er in den geheimen Raum zurück. Er wollte unbedingt erfahren, wer die Frau war, die er liebte, und was er von der anderen zu halten hatte, die mit ihr an Bord war.
Die Worte Saudras waren auch auf ihn nicht ohne Wirkung geblieben. Wenn die sieben Schwestern tatsächlich eine absolut identische Gen-Struktur hatten, mußte dann das Böse nicht in allen von ihnen schlummern? Mußte es dann nicht aus jeder von ihnen früher oder später hervorbrechen?
Er war sicher, daß es zu einem Kampf auf Leben und Tod zwischen den beiden Schwestern gekommen war. Doch - wer hatte ihn überlebt? „Sei vorsichtig", warnte Tadar Deponar. „Saudar ist tückisch und gemein. Sie hat tausend Tricks auf
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