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1629 - Die blaue Schlange

Titel: 1629 - Die blaue Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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daß man mich nicht mehr zur Entbindung in ein Krankenhaus bringen konnte. So kamst du im Spiegelsaal von Versailles zur Welt."
    Sie lächelte voller Stolz, und nun richteten sich ihre Blicke auf Wanderer. „Du bist einer der Spiegelgeborenen", erklärte sie. „Du bist einer von jenen, von denen Ernst Ellert in seiner Fernsehbotschaft gesprochen hat. Dich hat er hierher gerufen, damit ES dir die Unsterblichkeit verleihen kann. Für mich gibt es nicht den geringsten Zweifel daran, daß es so ist."
    Ten Haueri blickte zu dem großen Bildschirm hinüber, der über der Kampfstätte hing. Auf ihm war Wanderer zu sehen, die Welt seiner Sehnsucht. Er drückte die Faust gegen seine Lippen und küßte den gepolsterten Handschuh, den er sich über die Hand gestreift hatte. Dann wandte er sich seinem Gegner zu.
    Askat Bei war ein wenig kleiner als er, hatte breite, ungemein muskulöse Schultern und stahlgraue Augen. Hauen wich den Blicken seines Gegners aus. Er fühlte sich ihm unterlegen, war jedoch wild entschlossen, den Kampf zu gewinnen.
    Etwa hundert Männer bildeten einen Kreis um sie herum. Sie alle waren mit Raumschiffen auf die Höhe der Bahn des ehemaligen Planeten Pluto gekommen, weil sie hofften, hier die Unsterblichkeit gewinnen zu können. Sie hatten ein Turnier ausgetragen, aus dem Ten Hauen und Askat Bei als Finalgegner hervorgegangen waren. „Fangt endlich an", brüllte einer von ihnen. „ES wartet nicht ewig", schrie ein anderer. „Stellt euch auf", befahl der Schiedsrichter. „Nur die Treffer zählen. Hütet euch jedoch, Kopf oder Körper eures Gegners zu treffen. Dafür müßte ich euch Punkte abziehen."
    Sie kannten diesen Spruch. Er wurde vor jedem Kampf wiederholt, und sie hörten kaum noch hin. Sie konzentrierten sich auf das Finale.
    Sie trugen an beiden Fäusten Handschuhe, die an der Schlagfläche mit einem dünnen Polster versehen waren. Es reichte aus, die Verletzungsgefahr zu verringern, dämpfte die Schläge jedoch keineswegs.
    Der Schiedsrichter pfiff die erste Runde an, und die beiden Kontrahenten schnellten aufeinander zu. In rasender Folge schlugen sie aufeinander ein, zielten dabei jedoch lediglich auf die Fäuste ihres Gegners. Immer wieder knallten ihre Fäuste mit den Schlagflächen gegeneinander, und die Schläge folgten so schnell aufeinander, daß eine außerordentliche Geschicklichkeit dazu gehörte, die Fäuste des Gegners zu treffen. „Spiegelkampf", nannte sich diese Disziplin. Tatsächlich bot jeder der beiden Kämpfer ein Spiegelbild des anderen, da sich beide im gleichen Rhythmus bewegten und jeder Schlag an der Faust des anderen endete.
    Es war ein kräfteraubender Kampf, bei dem jeder Schlag Schmerzen verursachte und den gesamten Körper erschütterte. „Ich hau' dich von der Platte", keuchte Ashat Bei. „Schwätzer", schnaubte Ten Hauen verächtlich. „Und so einer will unsterblich werden!"
    „Ich bin einer der Spiegelgeborenen", rief Bei ihm zu. „Und ich bin der Champ", antwortete Hauen. „Wenn dir die Arme abfallen, wird ES mich unsterblich machen!"
    Die Menge tobte. Wetten wurden abgeschlossen. Immer mehr Männer und Frauen glaubten, daß Hauen den Kampf gewinnen würde. Daß ES ihn anschließend unsterblich machen würde, stand für alle außer Frage.
    Perry Rhodan befand sich mit der ODIN auf einem Patrouillenflug im Sektor Wanderer. Voltago war nicht an Bord. Er weilte bei Reginald Bull im Forschungszentrum Titan, um bei der Untersuchung der Arachnoiden-Technik behilflich zu sein.
    Nachdenklich blickte Rhodan auf die Bild- und Ortungsschirme, auf denen sich Hunderte von Raumschiffen unterschiedlichster Größe abzeichneten. Sie alle hatten sich in der Nähe von Wanderer eingefunden. Hinzu kamen zahlreiche Raumschiffe der solaren Ordnungskräfte. Sie sorgten dafür, daß es nicht zu Zusammenstößen oder gar zu Kämpfen zwischen den verschiedenen Raumschiffen kam. Rhodan beobachtete, daß sie einen Übereifrigen daran hinderten, sich mit seinem Raumschiff in die Energiehülle zu stürzen, die den Kunstplaneten Wanderer umgab. „Offenbar glaubt jeder Narr, daß er die Unsterblichkeit erringen kann", kommentierte Norman Glass.
    Der Pilot der ODIN sah greisenhaft aus. Er litt unter der unheilbaren Strekko-Krankheit, die er sich bei einem Aufenthalt auf Gatas zugezogen hatte. Er wußte, daß er nur noch eine Lebenserwartung von etwa zwanzig Jahren hatte, obwohl er erst 119 Jahre alt war. „Ich frage mich nur, wen ES mit >Spiegelgeborene< meint", sagte Rhodan.

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