Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
163 - Canyon der toten Seelen

163 - Canyon der toten Seelen

Titel: 163 - Canyon der toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
Vom Netzwerk:
waren feucht und heiß. Matt traute der wackligen Konstruktion nicht im Mindesten, aber er musste durch, es gab keinen anderen Weg.
    Ein Schlangenmensch hätte hier sicherlich seine Freude gehabt. Und für einen Marsianer war es sicherlich auch keine allzu große gymnastische Herausforderung, dünn und lang wie sie waren.
    Aber wie er da mit seinen Schultern durchkommen sollte, ohne alles einzureißen, die Decke zum Einsturz zu bringen und die kochendheißen Fluten des Sees wie durch einen Badewannenausguss abzuleiten, war ihm nicht ganz klar. Noch dazu mit einem Rucksack auf dem Rücken, in dem der kopfgroße Kristall ruhte.
    Angst, Commander Matthew Drax?
    Und ob. Er konnte sich einen angenehmeren Tod vorstellen.
    Matt stand vor dem labyrinthischen Gebilde aus Balken, versuchte einen Weg hindurch zu planen und merkte, wie sein Verstand immer träger wurde. Sein Körper heizte sich auf. Das Atmen wurde trotz der Sauerstoffmaske mühsamer, der Körper konnte nicht mehr genug Schweiß produzieren, weil er zusehends austrocknete, und jede Bewegung wurde kräftezehrender.
    Er musste durch.
    Matt hob das rechte Bein und stieg über den ersten Querbalken in einem halben Meter Höhe, der als Stütze der Wände eingesetzt war und an den drei weitere Verstrebungen angenagelt waren, die wiederum quer zur Decke empor gingen und dort an einen Querbalken angeschraubt waren. Und so ging es weiter, kreuz und quer, immer enger werdend, je mehr nachgebessert worden war. Kein Wunder, dass die Techniker irgendwann aufgegeben hatten.
    Matt wand sich um einen der Balken, stieg mit dem linken Bein über ein Kreuz, duckte sich und drehte den Oberkörper, bog sich nach hinten unter einer Strebe hindurch – und wusste nicht mehr weiter.
    Ich hätte mehr Limbo üben sollen, dachte er wütend. Er tastete mit den Händen die Balken entlang, während seine Rückenmuskeln sich zornig über die Dauerbelastung beschwerten, seine Beinmuskeln zu zittern begannen und sein Kopf immer schwerer wurde. Irgendwo musste er sich festhalten, um sich durchziehen zu können, aber welchem Balken durfte er trauen? Eine falsche Belastung, und alles konnte einstürzen.
    Er griff nach einer Strebe, ruckelte ein wenig daran, und sie gab kaum nach. Hastig stützte er sich ab, zog sich mit der anderen Hand durch, drehte sich und stand einigermaßen aufrecht in einer Lücke, keuchend und völlig erschöpft. Erneut musste er die Sauerstoffzufuhr erhöhen. Bedeutungslos, dass er auf dem Mars nur ein Drittel seines eigentlichen Gewichtes hatte, die Masse machte es aus, seine Muskeln, seine Gefäße, der immer noch viel zu hohe Wasseranteil seiner Zellen. Die Unflexibilität seiner schweren Knochen, seine vergleichsweise gedrungene Gestalt.
    Er durfte sich nicht aufhalten. Je länger er verweilte, desto mehr würde die Hitze ihn ausdünsten, verdorren lassen wie einen knorrigen alten Baum.
    Matt wand sich weiter. Jeden Moment erwartete er, dass alles zusammenstürzen würde. Und da war ständig dieses Vibrieren, sobald seine Stiefel den Erdboden berührten…
    Sein PAC zeigte an, dass kein Kontakt zur Außenwelt mehr bestand. Hoffentlich vermutete Chandra ihn nicht in Gefahr und kam auf dumme Gedanken.
    Er griff nach der nächsten Querverbindung – und hatte sie in der Hand. Matt wurde es siedendheiß, und er verharrte auf einem Bein. Lauschte und zählte in Gedanken die Sekunden.
    Wartete auf das Zittern und Wackeln, auf leise knirschende und knackende Geräusche, die das nahende Ende ankündigten.
    Und da war es auch schon. Und irgendwie klang das Wasser näher und lauter. War das Tropfen dort oben nicht zu einem stetigen Rinnen geworden?
    Okay, dachte Matt, jetzt aber weg hier.
    Er achtete nicht mehr auf behutsames Vorantasten, sondern machte sich lang und zwängte sich zwischen den Balken durch.
    Hinter ihm knirschte, knarzte, splitterte es.
    Matt passierte die letzten Hindernisse, getrieben vom Instinkt, ohne sie bewusst wahrzunehmen, und rannte um sein Leben.
    Hörte das Krachen und Bersten, das Prasseln zusammenbrechender Stangen.
    Ich bin tot, dachte er, ich bin tot, ich bin tot! Da geht es immer noch nicht aufwärts, und wenn die Decke jetzt einstürzt, strömt das Wasser in zwei Richtungen. Es wird mich sieden, bis ich ertrinke, es wird mich mit sich reißen und irgendwohin spülen, und der Kristall wird in tausend Teile zersplittern.
    Anschließend bricht der Vulkan aus und befördert uns alle in die Atmosphäre, wo wir dann auf einer Umlaufbahn dahin treiben,

Weitere Kostenlose Bücher