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163 - Canyon der toten Seelen

163 - Canyon der toten Seelen

Titel: 163 - Canyon der toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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undeutlich«, sagte Sternsang und schloss die Augen. »Schon so lange habe ich die Vision, doch ich sehe nicht genug. Ich kann nur Umrisse vor der untergehenden, blutroten Sonne erkennen. Seine Gestalt ist verhüllt, und er nähert sich uns. Ich spüre, dass er das Böse mit sich trägt…«
    Chandras griff sich an die Schulter. Manchmal schmerzte sie noch, und sie hatte das Gefühl, als wären noch nicht alle Reste des dunklen Kristallstaubs beseitigt.
    Es war noch nicht vorbei…
    ***
    Nichts geschah.
    »Shit! Shit! Shit!«, wiederholte Matt seit einer Minute, wie ein Mantra.
    Der neue Kristall reagierte nicht. Weder baute sich das Energiefeld wieder auf, noch ließ das Beben des Bodens nach.
    Irgendwo tief unten in den Eingeweiden des Mars grollte es düster.
    Das war es also?
    Verloren? Aus? Der Kristall nicht kompatibel? Nach all den Gefahren, die sie durchstanden hatten?
    Matt stand reglos da, gefangen zwischen Schrecken, Enttäuschung und Furcht. Was sollte, was konnte er tun?
    »Komm schon!«, flüsterte er beschwörend, den Blick auf den Kristall fixiert. »Das haben wir nicht verdient!«
    Doch der Mars schien ihn nicht zu erhören…
    ***
    Leto, der mit dem Goliath über der Grabungsstätte kreiste, wurde allmählich nervös. Er hatte vor zwei Stunden einen Abstecher unternehmen müssen, um nachzutanken. Doch wie oft sollte er das wiederholen?
    Immer wieder nahm er Kontakt zu Chandra auf, doch sie weigerte sich, zu ihm an Bord zu kommen. Das Wachpersonal stand bereit und wartete auf den Befehl.
    Was war schief gelaufen?
    Aus Elysium erreichte ihn ein Funkruf. Fedor Lux. Zum ersten Mal wirkte der stets so souveräne, gelassene, undurchschaubare Städteplaner beunruhigt. Seine albinotisch weiße Haut war fast durchsichtig, die ohnehin kaum sichtbaren Pigmentflecken verschwunden.
    »Leto, wir brauchen Maya«, kam er ohne Umschweife zur Sache. »Sie muss eine Entscheidung treffen. Inzwischen ist der Rat so zerrüttet, dass er nahezu einstimmig für ihre Einsetzung als Interimspräsidentin ist. Haben Sie die letzten Medienberichte gehört?«
    »Nein«, gestand Leto.
    »Das Volk gibt dem Rat die Schuld an der Entführung der Altpräsidentin. Immer mehr Unmut gegen die Waldmenschen breitet sich aus. Wenn wir nicht bald etwas unternehmen, wird die Situation eskalieren. Es kommen sogar Forderungen, Cansu Alison wieder einzusetzen, weil man ihr früheres hartes Durchgreifen plötzlich als ›energisch‹ und ›weit blickend‹ bezeichnet!«
    »Sonst haben wir keine Probleme?«, fragte Leto und rieb sich müde die Stirn.
    »Doch, das Mega-Erdbeben, das morgen auf uns zukommen wird, wenn Maddrax keinen Erfolg hat«, sagte der Ratsmann prompt. »Experten haben errechnet, dass ungefähr dreißig Prozent von Hope zerstört werden, fünfundzwanzig von Bradbury und fünf bis zehn Prozent von Elysium. Wohin soll ich die Leute noch evakuieren? Vor allem, wie schnell?«
    »Realisieren die Menschen das überhaupt?«
    »Sie demonstrieren dagegen, ob Sie es glauben oder nicht. Einige haben die Städte bereits verlassen und suchen Zuflucht in den Wäldern. Die Baumsprecher haben offiziell Beschwerde eingelegt, weil die Städter sich ungefragt irgendwo niederlassen und örtliche Verwüstungen anrichten. Sie bedrohen die Baumleute mit Waffen, sich außer Reichweite zu halten. Große Sippen fangen im Gegenzug an, sich zu versammeln.« Fedor Lux hob seine Hände in einer verzweifelten Geste. »Ich bitte Sie, Leto, bringen Sie mir in den nächsten Stunden wenigstens eine gute Nachricht, oder unsere Zivilisation steht vor dem Abgrund.«
    »Ich tue, was ich kann, Fedor«, versprach Leto. »Sorgen Sie dafür, dass der Rat eine Einheit bildet, wenigstens nach außen hin, und die Ruhe bewahrt. Keine überstürzten Aktionen.«
    »Das brauchen Sie mir nicht zu sagen, ich bin lange genug in der Politik. Aber in diesen Zeiten bereue ich es ernsthaft.«
    »Wer will schon Probleme? Beweisen Sie, dass Sie der richtige Mann sind. Vielleicht ist es sogar von Vorteil, dass Sie keinem Haus zugehörig sind.«
    Leto beendete die Verbindung. Dann saß er für einen Moment wie erstarrt und rieb sich das Kinn. »Vater Mars«, flüsterte er, »hilf Matt, seine Mission zu erfüllen.«
    Dann rief er Starkholz an.
    ***
    Matthew Drax stand in der dunklen Kammer und fluchte. Er hatte alles ausprobiert: den Kristall herausgenommen und wieder eingesetzt, nach der richtigen Position gesucht, die Halterungen überprüft… und das alles zusehends hektischer im

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