163 - Der Flaschenteufel
zur Normalisierung gewesen. Aber Phillip war ja schon immer für eine Überraschung gut gewesen.
„Auch und gerade weil Phillip sich nicht erinnert, bin ich sicher, daß es wichtig ist", sagte Dorian. „Laßt uns den Computer befragen."
Die große EDV-Anlage mit drei Bildschirmgeräten befand sich in den umgebauten Räumen, die einst nur Telefonzentrale gewesen waren. Von einem angrenzenden Raum aus konnte über Monitoren und einen Großbildschirm das gesamte Castillo und seine nähere Umgebung fernsehtechnisch überwacht werden. Die modernste Technik hatte erfolgreichen Einzug in das alte Gemäuer gehalten. Aber auch diese modernste Technik wußte in diesem Fall keine Antwort. Zwar wurden hier auf unzähligen Disketten alle verfügbaren Daten über Magie, okkulte Vorfälle, Dämonismus, Schwarze Familie und was es dergleichen gab, gespeichert und verarbeitet, und jede Aktion der Dämonenkiller-Crew wurde anschließend ausgewertet, um daraus möglicherweise neue Erkenntnisse gewinnen zu können. Aber es gab keinen gespeicherten Zusammenhang zwischen Arabien, Akbar und Feldern. Ein Assoziationsversuch brachte auch nichts Brauchbares zutage.
„Letzte Möglichkeit: Rufen wir in London an", sagte Coco. „Wenn dabei auch nichts herauskommt, lassen wir die Sache am besten auf sich beruhen."
„Hm", machte Dorian.
„Wir werden weitere Hinweise bekommen, da bin ich sicher", fuhr Coco fort. „Aber ich halte nichts davon, wenn wir uns jetzt die Köpfe zerbrechen und noch nicht vorwärtskommen - es wäre Zeitverschwendung. Vielleicht verrennen wir uns sogar in Sackgassen, und gerade das möchte ich erst recht nicht."
„Hm", wiederholte Dorian.
Wenig später stand die Telefonverbindung zur Jugendstilvilla in London. Dorian hatte das Glück, Trevor Sullivan selbst an den Apparat zu bekommen. Yoshi wäre ihm ebenso lieb gewesen, aber er hatte befürchtet, sich erst noch mit Miß Pickford auseinandersetzen zu müssen. Sie hätte darauf bestanden, Phillips Auftritt exklusiv und in allen Einzelheiten vorab geschildert zu bekommen, und sie hätte Dorian wie üblich Vorwürfe gemacht, sich zu wenig um den Hermaphroditen zu kümmern. Und wahrscheinlich hätte sie Dorian, wie üblich, eine Unmenge ihrer guten Ratschläge gegeben, wie er in diesem Fall vorzugehen hätte - etwa so wie die Helden der Gruselromane, die sie in ihrer Freizeit stapelweise verschlang. Nicht, daß Dorian etwas gegen Miß Pickford hatte. Sie war eine zuverlässige, fürsorgliche Frau, aber sie hatte eben auch ihre Schrullen, die zuweilen nervtötend sein konnten.
Er schilderte Sullivan den Vorfall.
„Ich weiß nicht, ob das noch Zufall sein kann, Hunter", sagte der Leiter der „Mystery Press". „Gerade gestern hat Hojo hier einen Zeitungsartikel gespeichert… warten Sie, ich lasse den Text ausdrucken und lese ihn Ihnen vor…"
„Übermitteln Sie's per Fernschreiber", bat Dorian. „Das geht einfacher und spart Telefongebühren. Sie sind sicher, daß das etwas mit Phillips Orakel zu tun hat?"
„Es geht um einen saudiarabischen Ölscheich. Mahmed Akahmoud heißt der Knabe, der einen Flaschengeist als Wappentier spazierenträgt. Der Artikel ergeht sich eigentlich nur in Spekulationen, und ich habe ihn unter Unwichtiges speichern lassen, aber zusammen mit Phillips Auftritt ergibt sich hier natürlich ein ganz anderes Bild. Tja… und dabei war ich sicher, mich nicht zu irren."
„Was sagt denn Ihr Gesicht dazu, Sir?"
„Nichts. Das ist es ja gerade", murmelte Sullivan. „Halten Sie mich auf dem laufenden, ja? Wenn ich schon mal einem Irrtum unterliege - dann will ich auch genau wissen, was es damit auf sich hat." Dorian lächelte. „Ich unterrichte Sie über alles, was mit der Sache zusammenhängt. Dabei blicken wir ja selbst noch nicht durch. Funken Sie uns den Artikel herüber, wir werden dann grübeln, was es damit auf sich hat."
Er beendete das kurze Gespräch. Wenig später begann der Fernschreiber zu rasseln und spie den Zeitungstext aus. Dorian, Coco und Abi Flindt übernahmen es, ihn auszuwerten. Aber es waren wirklich nur Spekulationen.
„Dieser Flaschengeist soll dem Gerücht nach also Akhamoud zu seinem Vermögen verholfen haben", faßte Coco zusammen, „und wenn dieser Schreiber mit seinen Andeutungen und Spekulationen recht hat, dann gibt es wohl auch heute noch eine geheimnisvolle Macht, die ihre Hand schützend über seine Schiffe und Pipelines und sonstwas hält. Phillip sprach von Feldern - es könnten also wirklich die
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