163 - Der Flaschenteufel
unterscheidet", bemerkte der Japaner.
Sullivan winkte ab. „Wahren Adel erkennt man nicht am Reichtum", erklärte er würdevoll, „sondern an der Persönlichkeit."
„Ich hoffe, ich muß jetzt nicht Sir Trevor zu Ihnen sagen", schmunzelte Hojo. „Zurück zu diesem Artikel: Er kommt mir bemerkenswert vor. Dieser Scheich sprengt jeden Rahmen durch das, was in seinem Umfeld geschieht beziehungsweise nicht geschieht."
„Ein Fall für uns? Kaum", sagte Sullivan. Er erhob sich und kam zu Hojo herüber. Er betastete die Papiere, das Foto, mit den Fingerspitzen und betrachtete alles intensiv. Kein Muskel in seinem Gesicht zuckte.
„Ich kann nichts spüren… nichts…", sagte er leise. Dann richtete er sich wieder auf. „Speichern Sie es ein", verlangte er. „Wie gehabt unter
Nebensächliches."
Hojo nickte. „Nun gut, Sir."
Sullivan mochte recht haben. Sein Gesicht war durch die Einwirkung Schwarzer Magie verändert worden, und in Sachen Magie war er durch diese Veränderung „wetterfühlig" geworden: Wenn etwas Dämonisches in der Luft lag, spürte er es körperlich, und die blasse Gesichtshälfte verfärbte sich stark rötlich.
Aber das war hier und jetzt nicht geschehen, obgleich er sich direkt auf die Angelegenheit konzentriert hatte. Nun, Hojo konnte es ziemlich egal sein, er hatte ohnehin selten genug mit direkten Auseinandersetzungen mit der Schwarzen Familie zu tun. So setzte er sich ans EDV-Terminal und begann damit, den Artikel und das digitalisierte Foto in den Computer einzuspeisen.
Phillip richtete sich mit einem jähen Ruck auf. Die weitaufgerissenen Augen fluoreszierten in rasend wechselnden Farbtönen. Der Mund des Hermaphroditen öffnete sich zu einem unhörbaren Schrei.
Phillip glitt vom Bett. Er schwankte wie ein Rohr im Wind; noch immer war er kraftlos und ausgezehrt, und es würde noch etwas dauern, bis er sich wieder erholt hatte. Hager und dürr, der Kopf wie ein Totenschädel, über dem die Haut spannt, stand er da. Er suchte nach einem Halt, taumelte zur Tür seines Zimmers und riß sie auf. Immer noch flackerten die Augen.
Phillip tappte über den Gang. Eine andere Tür öffnete sich, eine junge Frau trat hervor. „Phillip!
Was machst du hier?" stieß sie hervor. „Zurück mit dir ins Bett, du brauchst noch Ruhe!"
Er sah sie an wie einen Geist. Über seine Lippen kamen fremdartige Wörter. Ira Marginter zuckte mit den Schultern. Entschlossen faßte sie Phillip an den Schultern und drehte ihn um die eigene Achse, um ihn zurück in sein Zimmer zu leiten. Er durfte sich noch nicht überanstrengen, er brauchte Ruhe. Der Kampf des tobenden Tirso lag noch nicht lange zurück…
„Akbar!" keuchte Phillip. „Akbar!" Und wieder sprudelte eine Flut von unverständlichen Wörtern aus ihm hervor. Er sank unter Iras Händen auf die Knie, sein Oberkörper kippte nach vorn, und seine Stirn berührte den Boden. „Akbar!" keuchte er wieder. Im ersten Moment dachte Ira erschrocken, der Hermaphrodit sei erschöpft zusammengebrochen, dann aber erkannte sie, daß dem nicht so war. Sein Niederknien schien Absicht zu sein. Er richtete sich wieder halb auf, hob beide Arme über den Kopf und ließ sie wieder sinken. Sein Sprechen ging in einen monotonen Singsang über, der durch die gesamte Etage hallte und auch den letzten Schläfer weckte.
Abi Flindt riß seine Tür auf, ein Dutzend Meter weiter erschien Dorian Hunter. Verständnislos sahen die beiden Männer, was sich auf dem Korridor abspielte.
„Seid ihr denn von allen guten Geistern verlassen, zu nachtschlafender Zeit den Tanz der heulenden Derwische aufzuführen?" fauchte Flindt. Er packte mit beiden Händen zu, viel sanfter und vorsichtiger, als seine Worte vermuten ließen, hob Phillip an und führte ihn in sein Zimmer zurück. Dorian und Ira folgten ihm. Ira half dem Dänen, Phillip wieder auf sein Bett zurückzudrängen. Nach wie vor redete der Hermaphrodit unablässig vor sich hin.
„Das ist arabisch, glaube ich", sagte Dorian verblüfft. „Und die Szene auf dem Korridor gerade - sah so aus, als wolle er wie jeder gläubige Moslem gen Mekka beten!" Er sah auf die Uhr. „Allerdings dürfte die Zeit nicht so ganz stimmen."
„Akbar", keuchte Phillip auf. Er drehte den Kopf, und das goldene Funkeln kehrte in seine Augen zurück. Er erkannte Dorian. Eine magere Hand zuckte hoch, faßte Dorians Hemd, das er sich hastig übergestreift hatte, zog den Dämonenkiller heran. „Coco", flüsterte Phillip. „Sag es Coco! Sag ihr, daß es
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