163 - Der Flaschenteufel
Akbar gibt. Sie muß vorsichtig sein! Allah ist groß!"
„Hm", machte Dorian. Er wurde, wie schon so oft, aus dem Verhalten Phillips nicht recht schlau. „Ich sage es ihr", erklärte er. „Wer ist Akbar? Muß sie seinetwegen vorsichtig sein?"
„Nein - wegen der Felder", flüsterte Phillip. Er drehte den Kopf zur Seite. „Die Felder… sie sind schlimm… erzähle Coco von Akbar!"
Er verstummte und begann hastig und tief zu atmen. Die Menschen an seinem Lager sahen sich ratlos an. Aber schon nach wenigen Minuten schlief Phillip ein.
„Akbar", sagte Abi Flindt. „Das klingt ziemlich arabisch. Es gibt da doch diesen Ausspruch alluha akbar - Allah ist groß'. Ob er das damit meint?"
„Allah ist groß, hat er auf englisch gesagt", zweifelte Dorian. „Es muß eine andere Bedeutung haben, der, die oder das Akbar. Vielleicht wird er im Lauf der Zeit noch gesprächiger."
„Ich bleibe bei ihm", sagte Ira Marginter. „Warte, ich hole mir nur meinen Morgenmantel. Ich kann jetzt sowieso nicht wieder einschlafen, nach dem Theater." Sie huschte davon und kam wenig später, in den Mantel gehüllt, wieder zurück. Sie setzte sich einige Meter von dem Bett entfernt in einen Sessel.
„All right", sagte Dorian. „Wenn du irgendwann abgelöst werden willst…"
,,… werde ich Coco und dich ganz bestimmt nicht stören", sagte sie. „Vielleicht wecke ich Abi oder Burkhard… vielleicht bleibt Phillip jetzt auch ruhig. Ich glaube, er hat uns alles gesagt, was er sagen konnte."
Langsam ging Dorian in sein und Cocos Zimmer zurück und schloß die Tür hinter sich. Er fragte sich, was Phillips Verhalten diesmal wieder zu bedeuten hatte.
Coco Zamis sah den Dämonenkiller fragend an. Dorian setzte sich auf die Bettkante, fischte eine Players aus der Schachtel, bot auch Coco eine an und setzte die beiden Zigaretten in Brand. Er atmete tief durch.
„Phillip", sagte er.
„War mir klar", erwiderte Coco und setzte sich zurecht. „Und was war mit ihm los? Wollte er wieder Tirso küssen?"
Dorian schmunzelte. Coco spielte auf die Art und Weise an, wie Phillip den durchdrehenden und tobenden Zyklopenjungen beruhigt hatte. Tirso hatte das Stockwerk verwüstet, in dem sich die Bibliothek befand, Dorian und Coco waren bei dem Versuch, ihn zu stoppen, verletzt worden - und Phillip ging einfach hin und berührte Tirsos Zyklopenauge mit seinen Lippen. Schlagartig wurde Tirso paralysiert und war inzwischen wieder normal geworden. Phillip aber mußte diese Aktion ungeheure Kräfte gekostet haben, denn er magerte fast bis zum Skelett ab, und auch wenn inzwischen einige Zeit vergangen war, ähnelte er immer noch einem lebenden Leichnam.
Seine magischen Orakel-Fähigkeiten schienen allerdings nicht mehr beeinträchtigt zu sein. Dorian berichtete, was sich abgespielt hatte. Coco, die es nicht für nötig gehalten hatte, ebenfalls nach draußen zu laufen, hörte zu.
„Akbar… mehr hat er nicht dazu gesagt? Und Felder? Was mag er damit meinen?"
„Ölfelder vielleicht", überlegte Dorian. „In Arabien gibt es bekanntlich ausgedehnte Ölfelder. Denen verdanken die Scheichs ja ihren Reichtum."
„Es hat also irgend etwas mit Arabien zu tun", sagte Coco. Sie stand auf und trat ans Fenster. Der Nachthimmel war hell; in wenigen Tagen würde es Vollmond sein. Die klassische Zeit für Werwölfe, Vampire und andere artverwandte Schreckgestalten.
„Zunächst", beschloß der Dämonenkiller, „werden wir den Rest der Nacht damit verbringen, zu schlafen. Die Aktion mit diesem Steinklumpen und seinem indianischen Zauber in der Jugendstilvilla hängt mir immer noch nach." Er schüttelte sich; erst gestern war er aus London zurückgekehrt. Irgendwie, dachte er kopfschüttelnd, schafften Yoshi und er es immer wieder, daß sie sich nicht sahen. Als Dorian in der Jugendstilvilla war, war Yoshi im Castillo Basajaun, jetzt war es umgekehrt. „Morgen werden wir die Computerdaten abfragen, und notfalls in der Jugendstilvilla anrufen. Vielleicht hat Trevor etwas in seinem Archiv."
Coco nickte.
„Einverstanden."
Dorian schlief nur schlecht wieder ein. Fortwährend wartete er darauf, daß Phillip ein neuerliches Spektakel veranstaltete. Aber der Hermaphrodit blieb ruhig.
Am Morgen gab Phillip Hayward sich überraschend normal. Von seinem nächtlichen Auftritt als Orakel hatte er keine Ahnung. Zudem sah er gekräftigt aus und hatte körperlich fast wieder zu seiner Normalform zurückgefunden. Es schien fast, als sei sein Auftritt der Auslöser
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