1630 - Das Vampirwelt-Monster
gab und das nun trotzdem dabei war, ihm das Blut bis zum letzten Tropfen aus den Adern zu saugen.
Dann konnte er nicht mehr denken. Die großen Schatten kamen und senkten sich auf ihn nieder. Die Dunkelheit fraß ihn, und Dracula II saugte so lange, bis nichts mehr aus den beiden Bisswunden hervorquoll.
Jetzt war er zufrieden.
Bevor er sich aufrichtete, schleuderte er den blutleeren Körper wie einen lästigen Gegenstand nach draußen und verließ ebenfalls die Lok.
Mit einer geschmeidigen Bewegung sprang er auf den Damm, wo Loretta auf ihn wartete. Sie kniete noch und drehte ihm ihr Gesicht mit den blutverschmierten Lippen zu.
Auch sie hatte ihren Hunger gestillt. Eddy Olsons lebloser Körper lag neben ihr.
»Bist du satt?«
Loretta lachte. »Fast. Ich könnte noch einen Menschen aussaugen.«
»Keine Sorge. Das Vergnügen wirst du noch haben.«
Sie stand auf und wischte über ihre Lippen. Dabei drehte sie sich um, weil sie nach ihrem Verbündeten suchte.
Das VampirweltMonster stand auf den Gleisen. Nur einige Meter von der Lok entfernt. Es wartete, und Loretta hob die Hand wie zum Gruß.
Mallmann schob sich in ihre Nähe.
»Hast du es gesehen?«
»Ja. Es war zerstört, das konnte ich erkennen. In der Luft wurde es zerrissen, aber jetzt ist es wieder so normal wie vorher.«
»Richtig.«
»Das ist dein Verdienst - oder?«
»Du hast es getroffen. Das Zeichen ist gesetzt. Jetzt lass uns verschwinden. Ich habe mit unserem Freund noch einiges vor.«
»Genau«, flüsterte Loretta, »und darauf freue mich ganz besonders…«
***
Es gab Momente, in denen auch Justine Cavallo sich gegenüber ehrlich war. In dieser Nacht erlebte sie so eine Zeit, und sie musste sich eingestehen, eine Niederlage erlitten zu haben. Das war sie nicht gewohnt, es wurmte sie, aber sie konnte es auch nicht ändern, und so musste sie den für sie bitteren Weg gehen.
Sie hätte so schnell wie mit Wunderstiefeln laufen können, es hätte an den Tatsachen nichts geändert, und so ließ sie sich Zeit, als sie an den Wagen entlang schritt, um die Lok zu erreichen.
Sie sah von ihren Feinden nichts. Was ihr auffiel, waren die beiden Gestalten, die neben der Lok auf dem Rücken lagen und sich nicht mehr bewegten.
Justine wusste Bescheid. Sie gehörte selbst zu dieser Brut, aber sie wollte auch endgültige Gewissheit haben und beugte sich über die erste leblose Gestalt, einen noch recht jungen Mann.
An der linken Halsseite zeichneten sich die Male ab. Zwei tiefe Bisswunden, die zudem blutverschmiert waren. Es waren genau die Male, die auch sie hinterließ, wenn sie ihren Durst und Hunger stillte.
Auch der zweite Mann war blutleer gesaugt worden, und das war genau der Punkt, an dem sie eingreifen musste.
Justine wollte nicht, dass auf der Welt zu viele Vampire umherliefen, und deshalb würde sie das tun, was sie immer dann tat, wenn auch sie sich gelabt hatte.
Sie griff zu einer bestimmten Stelle an ihrem Rücken. Dort befand sich ein spitzer Gegenstand. Es war ein Mittelding zwischen Messer und Pflock, bestand aber nicht aus Holz, sondern aus einem glänzenden Metall.
Sie hielt die Waffe in der rechten Hand und nahm genau Maß. Wichtig war es, die Brust des Werdenden zu treffen. Sie wollte nicht, dass der Mann erwachte und als Vampir auf die Jagd nach Menschenblut ging.
Noch einmal schaute sie hin, dann rammte sie ihre Waffe in die linke Brustseite. Sie wollte das Herz treffen und traf es auch. Der Vampir bäumte sich noch einmal auf, dann sackte er zusammen, und Justine war sicher, dass er sich nicht mehr erheben würde.
Sie begab sich zu dem zweiten Mann, der ebenfalls auf dem Rücken lag.
Für jeden normalen Menschen, der nicht Bescheid wusste, wäre er tot gewesen, doch die Cavallo wusste es besser. Und wieder musste sie handeln. Zielsicher rammte sie die Waffe in den Körper und traf hier ebenfalls das Herz.
»Okay, ihr hattet es nicht verdient, so zu werden, aber darauf nimmt ein Will Mallmann keine Rücksicht.«
Justine war froh, so gehandelt zu haben. Sie hatte den Schaden in Grenzen gehalten und konnte in Ruhe wieder verschwinden.
Was aber das VampirweltMonster anging, hatte sie nichts ausrichten können. Sie entschloss sich jedoch, mit anderen Menschen über dieses Monstrum zu sprechen, das bisher noch kein Blut getrunken hatte. Wäre es so gewesen, hätten die Wundmale anders ausgesehen.
Für sie zählte nur eines. Das Monster war da, und es würde sich bestimmt nicht verstecken. Dafür würden schon Loretta und
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