1630 - Das Vampirwelt-Monster
Gleis, denn diese Strecke war hier einspurig. Wenn sie nach rechts schaute, dann sah sie in einer gewissen Entfernung den kompakten Schatten auf den Schienen. Es war der Zug, der dort zum Stillstand gekommen war.
Und das Monster?
Justine sah es nicht. Mallmann und Loretta waren ebenfalls nicht zu sehen. Wahrscheinlich kauerten sie hinter irgendwelchen Büschen.
Aber wo steckte das Monster? Was war mit ihm geschehen?
Sie wusste es nicht. Sie erinnerte sich nur daran, dass es auf der anderen Seite des Bahndamms verschwunden war und dass sie es nicht mehr als kompaktes Ganzes erlebt hatte.
Zerrissen! Zerstückelt! Einzelteile, die weggeflogen waren. Das war die Wahrheit, die Justine nicht akzeptieren konnte.
Was Loretta und Mallmann taten, war ihr egal.
Sie huschte die Schräge hoch und blieb auf dem Damm stehen.
Der Blick fiel auf die andere Seite. Es war dunkel, doch die Nacht war für sie wie für andere Menschen der Tag, und so musste sie nicht lange schauen, um etwas zu sehen, was sie völlig überraschte.
Auf dem Boden bewegte sich etwas in einem bestimmten Umkreis. Es sah so aus, als wäre der Wind in diese Teile hineingefahren und würde mit ihnen spielen.
Zuerst hatte es so ausgesehen, als würde das, was von dem Monster übrig geblieben war, einfach nur kreisen. Das traf nicht zu, denn die dunklen Teile bewegten sich in verschiedene Richtungen, kamen aber trotzdem wieder zusammen.
Es war ein Phänomen, dem die Cavallo zuschaute und dabei alles andere vergaß.
Und dann weiteten sich ihre Augen noch mehr, denn die einzelnen Teile verloren die Haftung mit dem Boden. Sie schwebten plötzlich über ihm.
Das auch nicht ohne Plan, denn von verschiedenen Stellen aus trafen sie wieder zusammen.
Das große Staunen war bei Justine angesagt. Hier wurde erneut etwas geboren, und Justine erinnerte sich an Loretta, die zwar einen festen Körper hatte, aber trotzdem aus Staub bestand, was für sie kaum zu begreifen war.
Was zu einem Arm, einem Bein oder was zu dem Kopf gehörte, dass sah sie nicht, als es sich in Bewegung befand. Erst als die verschiedenen Teile aufeinander trafen, bildete sich aus dem Puzzle wieder die Gestalt des VampirweltMonsters.
Die Cavallo stöhnte auf. Es war die Wut, die sie so reagieren ließ. Ihr Gesicht verzerrte sich, sie schüttelte den Kopf, und aus ihrem Mund wehte ein leises Knurren.
Und dann war es fertig. Es sah wieder so aus wie zuvor. Sogar das hässliche Gesicht hatte sich wieder zusammengefügt.
Justine sah für einen Moment den Blick der Augen auf sich gerichtet und wusste jetzt, dass dieses Untier sie nicht vergessen hatte.
Aber es wollte nichts von ihr.
Mit einer scharfen Drehung wandte es sich ab und bewegte sich dorthin, wo sich der Zug als langer Umriss schwach in der Dunkelheit abhob.
Da sie Mallmann und Loretta nirgendwo entdeckte, ging sie davon aus, dass auch sie diesen Weg eingeschlagen hatten. Und das bestimmt nicht, weil sie in Panik geraten waren.
So ein Zug fuhr sich nicht allein. Zumindest ein Mensch musste ihn lenken.
Und in seinen Adern floss Blut. Genau das, was Loretta und auch der Supervampir jetzt brauchten…
***
Es war Eddy Olson und Pat Kline keine andere Möglichkeit geblieben.
Sie hatten die Notbremse ziehen müssen und waren in den darauf folgenden Strudel geraten.
Man konnte sie als erfahrene Eisenbahner bezeichnen, doch eine Notbremsung und deren Folgen hatte noch keiner von ihnen erlebt. Und deshalb gerieten sie in einen Wirbel hinein, der für sie völlig neu war. Sie verloren augenblicklich den Halt unter ihren Füßen. Die aufgetretenen Kräfte verwandelten sie in Spielbälle, die jedoch nicht nur in eine Richtung geschleudert wurden, sondern ein riesiges Durcheinander erlebten.
Zum Glück war der Platz in der Lok begrenzt, so holten sie sich nur blaue Flecken und keine schweren Verletzungen. Immerhin schafften sie es nach einer Weile, sich an Griffen festzuklammern und sich so den Kräften entgegenzustemmen.
Beiden kam es unendlich lang vor. Der Zug wollte einfach nicht anhalten, bis sie plötzlich das mehrmalige Rucken erlebten und ihnen klar wurde, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis der Zug stand.
So war es dann auch!
Er blieb stehen. Aber eine Stille erlebten sie trotzdem nicht. Irgendwo knackte und riss es immer wieder. Die Lok und auch die Wagen stöhnten, und es glich schon einem kleinen Wunder, dass der Zug nicht entgleist war.
Sekunden verstrichen und dehnten sich zu einer lange Minute. Erst da fand Eddy
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