1630 - Das Vampirwelt-Monster
auch Dracula II sorgen, deren genauen Pläne sie leider nicht kannte…
***
Es ging bereits auf drei Uhr morgens zu, und passiert war nichts. Justine Cavallo hatte sich nicht gemeldet und war auch nicht zurückgekehrt, sodass unsere Geduld auf eine harte Probe gestellt wurde.
Jane Collins wollte noch Kaffee kochen, was ich ablehnte. Ich konnte mich nicht mit dem braunen Zeug vollpumpen, und ich erlebte zum ersten Mal in meinem Leben, dass ich auf dem Stuhl einschlief, auf dem Lady Sarah Goldwyn oft gesessen hatte. Es war kein tiefer Schlaf, aber die Ruhe brachte mir schon etwas.
Und zwar so lange, bis Jane Collins mich an der Schulter anstieß. Ich war augenblicklich wach, wusste im ersten Moment aber nicht genau, wo ich mich befand, und schaute recht dumm aus der Wäsche.
Dann hörte ich Jane lachen.
»Soll ich dich mal so fotografieren?«, fragte sie.
»Warum?«
»Weil du aussiehst, als wärst du nicht richtig in der Welt.«
Ich rieb meine Augen. »Das bin ich auch nicht wirklich. Aber was ist los?«
»Sie ist hier.«
Jetzt wusste ich Bescheid. »Justine?«
»Ja.«
»Und wo?«
»Hier bin ich.«
Die Blutsaugerin hatte sich von der Tür her gemeldet, auf deren Schwelle sie stand und ins Zimmer schaute.
Wir kannten sie ja schon eine Weile, und wir wussten auch, dass sie kaum Emotionen zeigte. Das tat sie auch jetzt nicht offen, aber es war ihr anzusehen, dass sie etwas hinter sich hatte, aus dem sie bestimmt nicht als die große Siegerin hervorgegangen war.
Es musste einen Kampf gegeben haben. Das war den Schmutzspuren an ihrer Kleidung zu entnehmen.
»Ich habe mir doch gedacht, dass du auch hier bist, Partner.«
Mit dem letzten Wort hatte sie mich ärgern wollen. Ich winkte ab und sagte: »Vergiss es!«
»Es ist auch nötig, dass du hier bist.«
»Und wo warst du?«, wollte Jane wissen.
Um die Mundwinkel der Blonden zuckte es. »Ich habe mich in der Natur aufgehalten und hatte ein Treffen mit zwei Gestalten, die auch euch keine Freude bereitet hätten.«
»War Mallmann dabei?«
»Richtig, Jane. Er hat sein Versprechen gehalten.«
»Aber er war sicherlich nicht allein«, fügte ich hinzu.
»Gut geraten, John. Loretta war bei ihm. Aber da gab es noch eine dritte Gestalt, und über die sollten wir uns etwas näher unterhalten.«
»Sag schon, wer es ist!«, fauchte Jane ihre Mitbewohnerin an.
Justine lächelte nur. Sie ließ sich auf einen leeren Stuhl nieder und rückte erst dann mit der Antwort heraus.
»Es war das VampirweltMonster!«
Jane und ich hatten schon mit einer bösen Überraschung gerechnet, nicht aber mit einer derartigen.
Jane Collins rieb über ihre Augen und flüsterte dabei: »Wie war das?«
Die Cavallo wiederholte ihre Antwort und gab sich dabei recht locker, als wäre ein solches Monstrum das Normalste von der Welt.
Ich mischte mich ein. »Sorry, Justine, aber das ist mir zu wenig. Was ist wirklich geschehen?«
»Eine längere Geschichte.«
»Ich habe Zeit.«
Justine genoss es, Mittelpunkt zu sein. Sie veränderte ihre Sitzhaltung, schlug die Beine übereinander und streckte sich. Erst dann begann sie zu reden.
Jane Collins und ich bekamen große Ohren. Was sie uns da berichtete, war unglaublich. Und die Cavallo schaffte es zudem, die Gestalt genau zu beschreiben. Ich konnte mir vorstellen, dass jeder, der diesem Monstrum begegnete, vor Angst den Verstand verlor.
Wir erfuhren auch, wie es eingegriffen und auf welche Weise es einen Güterzug gestoppt hatte, was auch kaum zu fassen war, und so flüsterte Jane Collins: »Und du hast gesehen, wie das Monster durch die Luft flog und zu Puzzleteilen wurde?«
»Ja, habe ich. Und dann hat es sich wieder zusammengesetzt. Es muss mit diesen Fähigkeiten unbesiegbar sein. Aber das Blut der beiden Bahnleute haben sich Mallmann und Loretta geholt.«
Jane und ich fühlten uns wie vor den Kopf geschlagen, und als wir uns anschauten, da glitten unsere Blicke mehr ins Leere. Wir standen am Anfang, aber auch vor einem Nichts.
»Und jetzt?«, fragte Jane, wobei sie Justine Cavallo anschaute. »Wie geht es weiter?«
»Zunächst mal wird man zwei Männerleichen finden.«
»Okay. Du hast sie…«
»Ja«, sagte die Vampirin, »ich habe sie tatsächlich erlöst. Ihr wisst, dass es sein musste. Ich denke, dass längst aufgefallen ist, was mit dem Zug passierte, und die Leute vor einem Rätsel stehen.«
Es tat nicht gut, so etwas zu hören. Ich kam noch immer schlecht darüber hinweg, wie die Cavallo weiterhin ihre Existenz genoss.
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