1630 - Das Vampirwelt-Monster
Erde oder der Straße entgegen. Etwas, das flatterte, und dann weiteten sich meine Augen, als dieser dunkle, flatternde Lappen auf der einsamen Straße hier in Mayfair landete und sich innerhalb weniger Sekunden verwandelte.
Vor mir stand die Gestalt mit dem roten D auf der Stirn und breitete die Arme aus wie ein dämonischer Priester…
***
Ich war seltsamerweise nicht mal besonders überrascht. Innerlich hatte ich mich auf Will Mallmann, alias Dracula II, eingestellt, und jetzt sah ich ihn tatsächlich vor mir.
Es war der Augenblick, an dem meine Kehle leicht trocken wurde und auf meiner Stirn ein Schweißfilm stand.
In dieser Nacht war es mir wirklich nicht vergönnt, viel zu schlafen. Auf der anderen Seite war ich ganz froh, Mallmann zu sehen, so konnten wir direkt klare Verhältnisse schaffen.
Es war natürlich sein Triumph, und den wollte er auch auskosten. Er ließ sich Zeit und gab sich gelassen, bevor er sich in Bewegung setzte und auf meinen Wagen zukam.
Die Zeit, die er sich nahm, die hatte auch ich. Und so schaute ich mich nach seinem Begleiter um. Ich suchte das VampirweltMonster, von dem Justine Cavallo gesprochen hatte. Ich hätte es gern in natura gesehen, aber das musste ich Mallmann überlassen. Ob er es mir präsentieren würde, war nicht sicher. Vielleicht war er auch nur gekommen, um mich zu provozieren.
An der rechten Seite des Rovers blieb er stehen und bückte sich, um den Kopf in Höhe der Scheibe zu halten. So konnten wir besser miteinander reden.
Er sagte nichts. Er genoss es, zu schweigen. Und er konnte sogar lächeln, aber das sah ich nicht als Nettigkeit an. Dieses Lächeln war kalt und böse.
»Was willst du?«
Mallmann warf den Kopf zurück und lachte.
»Ich wusste ja, dass ich dich hier finde. Hat die Cavallo sich bei dir ausgeheult?«
»Nein, da hat niemand geheult. Wir haben uns nur mit den Tatsachen beschäftigt.«
»Das war gut. Und was sagst du dazu?«
Ich dachte nicht daran, ihm diese Frage zu beantworten. Ich wollte wissen, was er wollte, und dabei blieb ich.
»Das ist leicht zu sagen. Ich habe lange experimentiert, aber dann habe ich es geschafft. Dr. Frankenstein bin ich zwar nicht, aber ich habe so etwas Ähnliches geschaffen. Es ist einmalig.«
»Du meinst dein Monster?«
»Klar.«
»Davon habe ich gehört.«
»Oh, das ist wunderbar. Das war mir auch klar. Was hat denn meine besondere Freundin Justine dazu gesagt? Wie hat sie es aufgenommen? Hat sie eingesehen, dass es auch für sie Grenzen gibt?«
»Das ist nicht sicher.«
»O doch, John Sinclair. Ich habe etwas geschaffen, was ich selbst als ein Monument bezeichne. Es ist ein Wesen, dessen Chef ich bin. Es gehorcht mir, ich kann es einsetzen, und ich werde es einsetzen. Es ist ein Produkt meiner Welt.«
»Wie auch Loretta?«
»Genau.«
»Und was hast du vor?«
Mallmanns Gesicht verzog sich, als er die Antwort gab.
»Was ich vorhabe, ist nicht wichtig. Es zählt nur, was es vorhat, und da gibt es zahlreiche Möglichkeiten, das kann ich dir versprechen.«
Ja, da hatte er recht. Da musste ich gar nicht mal groß nachdenken.
»Also gut, ich weiß Bescheid. Justine hat mir deinen Freund genau beschrieben. Du hast demonstriert, wozu er fähig ist. Auch das akzeptiere ich, abgesehen von den beiden Toten. Dein Monster hat es geschafft, einen Güterzug aufzuhalten. Was willst du noch?«
Mallmann gab mir die Antwort nicht sofort. Er wiegte den Kopf, schaute sich auch um und meinte dann mit seidenweich klingender Stimme: »Das Blatt ist noch längst nicht ausgereizt worden. Mein Freund kann mehr, viel mehr sogar. Das Stoppen des Zugs war für ihn eine leichte Übung. Da haben nur zwei Menschen das Grauen gesehen. Ich werde dafür sorgen, dass Hunderte von Zeugen meinen neuen Verbündeten zu Gesicht bekommen. Warte es ab. Ich sehe nicht ein, dass ich ihn verstecken soll.«
Er nickte und zeigte wieder sein widerliches Grinsen.
In mir stieg die Wut hoch. Ich wollte den Gedanken nicht weiter fortführen, was passieren konnte, wenn er dieses Monster auf die Menschen losließ, und ich musste mich zusammenreißen, um meine Furcht nicht zu zeigen.
Ich ging sogar zum Angriff über und sagte: »Wie oft hast du schon versucht, deine Zeichen zu setzen. Bisher bist du keinen Schritt weitergekommen. In deiner Welt vielleicht, aber nicht hier. Deshalb sehe ich die Dinge recht gelassen.«
»Man kann sich entwickeln, Geisterjäger. Und auch für dich sind Grenzen gesetzt.«
»Das weiß ich.«
»Und die wirst du
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