1630 - Das Vampirwelt-Monster
widersprechen.«
Eddy trank einen Schluck Kaffee. Mittlerweile hatte sich bei ihm der Hunger gemeldet. Aus einem Imbiss hatte er sich zwei Sandwichs besorgt.
Sie waren dort frisch belegt worden. Einmal mit Thunfisch und der andere mit Truthahnfleisch. Eine Soße sorgte für Geschmack und Eddy wünschte seinem Kollegen einen guten Appetit.
»Danke, den werde ich haben.« Pat schluckte. »Wenn du was essen willst, sag Bescheid, dann löse ich dich ab.«
»Ist schon okay.«
Die Nacht schluckte sie. Sie war wie ein gewaltiger Tunnel, der einen Anfang hatte und irgendwann auch ein Ende. Das würde erst kommen, wenn die Morgendämmerung am Himmel die Nacht verdrängte.
Es war eine Fahrt wie immer. Oder wie meistens, denn sie wurde nicht von den Unbilden des Wetters begleitet. Das Licht tat auch seinen Dienst, die Signale auf der Strecke standen allesamt auf freie Fahrt, und so kamen beide Männer nicht auf den Gedanken, dass etwas passieren könnte.
Beide irrten sich.
Es sollte etwas kommen, und es ging dann ungeheuer schnell. Es fing dort an, wo das Licht nicht hinreichte. Da war mehr eine schattenhaft Bewegung zu erkennen.
Eddy hatte sie zuerst gesehen.
»Da war etwas!«, flüsterte er.
»Wo?«
»Auf den Schienen!«
Sofort war auch Pat Kline hellwach. Seine karge Mahlzeit legte er zur Seite, und er konnte nicht vermeiden, dass eine leichte Gänsehaut in seinem Nacken entstand.
Sein Kollege hatte sofort richtig reagiert. Sie rollten wesentlich langsamer weiter. Beide starrten nach vorn, sahen allerdings nichts.
»Das wird doch nicht so ein Verrückter sein, der plötzlich auf den Schienen liegt?«, flüsterte Kline.
»Mal den Teufel nicht an die Wand.«
»Na ja, ich…«
Pat Kline kam nicht mehr dazu, weiterzusprechen, denn urplötzlich stand ein gewaltiges Hindernis auf den Schienen. Beide Männer sahen nicht, um was es sich dabei handelte. Sie fuhren viel zu schnell darauf zu, und wie in Trance zog Eddy Olson die Notbremse.
Innerhalb einer Sekunde wurde alles anders. Sie hörten das Kreischen der Räder, die über das Metall glitten. Der Zug wurde durchgeschüttelt, als wären monströse Kräfte dabei, die Wagen in Spielbälle zu verwandeln.
Das Hindernis verschwand nicht.
Mit einer mörderischen Wucht wurde es gepackt und wie eine Strohpuppe in die Höhe geschleudert…
***
Der Güterzug war schnell. Sein Licht leuchtete den drei Gestalten entgegen, die das Gefühl hatten, ein Ungeheuer würde auf sie zurasen.
Zwar war die Notbremse betätigt worden, das allerdings half nichts, der Zug rollte noch weiter, und die Vampirin Justine Cavallo sah ihn direkt auf sich zukommen.
Es wurde Zeit für sie. Zwar konnte sie sich gegen bestimmte Angreifer wehren, aber ein Zug war einfach zu viel für sie. Den konnte auch sie nicht aufhalten, und so tat sie das einzig Richtige. Sie wuchtete ihren Körper nach rechts von den Schienen weg und überrollte sich auf dem Hang.
Auch Dracula II und Loretta verschwanden vom Damm. Sie tauchten nur zur anderen Seite hin ab, und das hätte auch das Monster tun müssen.
Es tat nichts.
Der Zug rutschte mit blockierten Rädern kreischend über die Schienen.
Die Lok baute sich übergroß vor dem Monstrum auf und erfasste im nächsten Augenblick das aus der Vampirwelt stammende Hindernis.
Justine Cavallo war wieder auf die Beine gekommen. Gerade noch rechtzeitig, um sehen zu können, wie das Monstrum in die Höhe geschleudert wurde und mit ihm etwas geschah, was sie im ersten Moment nicht fassen konnte. Noch in der Luft wurde es in seine Einzelteile zerrissen, und die wurden durch den Druck zur Seite geschleudert. Sie verteilten sich in der Luft, bevor sie zu Boden fielen und dort liegen blieben, unsichtbar in der Dunkelheit.
Der Zug raste weiter. Trotz der Notbremse war er nicht so leicht zu stoppen. Der Druck bewegte ihn weiterhin über die Schienen hinweg, und er würde irgendwann in der nächsten Minute zum Stillstand kommen.
Das alles interessierte die Cavallo nicht. Sie hatte nicht vergessen, was mit dem Monstrum geschehen war. Sie glaubte nicht, eine Täuschung erlebt zu haben, als es in der Luft in seine Einzelteile zerrissen worden war.
War es vernichtet?
Es hatte alles darauf hingewiesen. Seltsamerweise schenkte sie dem keinen Glauben. Sie hatte es zwar mit eigenen Augen gesehen, aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass Will Mallmann sein neuestes Werk so leicht verloren gab.
Sie schaute zur Dammkrone hinauf. Zu sehen war nichts. Abgesehen von dem leeren
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