1630 - Geheimmission der XENOLITH
intelligenter Lebewesen, den humanoiden Zwergwesen der Zwotter. Deren Durchschnittsgröße betrug im Schnitt nur 1,32 Meter. Sie besaßen eine rauhe, schuppig wirkenden Haut mit bronzefarbenen Tönen und große, haarlose Schädel.
Ungewöhnlich an diesem friedfertigen und liebenswürdigen Völkchen war ihre Wechselgeschlechtlichkeit. In der Mannphase waren die Zwotter eher passiv und stumpfsinnig, in der Weibphase hingegen aktiv und schöpferisch, was sich in einer ausgeprägten Kunstsinnigkeit ausdrückte und in der Fähigkeit, sich an die eigenen Vorfahren, die sogenannten Prä-Zwotter, zu erinnern.
Während der Monos-Herrschaft waren die Zwotter beliebte Forschungsobjekte für Experimente gewesen, aber heute ließ sich nicht mehr feststellen, was mit ihnen alles angestellt worden war. Es existierten keine Unterlagen mehr darüber. Die Überlebenden konnten Fragen dazu nicht beantworten, denn die Versuchsobjekte waren ausnahmslos umgekommen, meist nachdem sie dem Wahnsinn verfallen waren oder ihre Fähigkeit, das Geschlecht zu wechseln, eingebüßt hatten. Um Gen-Versuche, wie sie zahlreich anderenorts durchgeführt worden waren, schien es sich dabei jedoch nicht gehandelt zu haben.
Dieses Kapitel der Vergangenheit war abgeschlossen. Die Masse der Zwotter hatte überlebt, und das allein zählte heute.
Von Gäa nach Zwottertracht existierten heute einige wenige Transmitterstrecken, die von privaten vincranischen Firmen betrieben und fast ausschließlich zum Warenaustausch benutzt wurden. Gäa war ein Schmelztiegel für Angehörige aller möglichen Völker, aber Zwottertracht lockte kaum Geschäftsleute oder Besucher an.
Ein paar Reiseunternehmen boten Tages und Wochenausflüge ins Zwotta-System an, aber die wurden kaum in Anspruch genommen. Die Zwotter waren vielen Galaktikern zu fremd und andersartig, aber auch zu geheimnisvoll. Und die beiden anderen Planeten des Systems, ein merkurähnlicher Glutball und ein Eisriese, boten auch keine Attraktionen.
Das geheimnisvolle Flair Zwottertrachts bestand auch in den Geschichten, die seine Bewohner erzählten.
Während der Monos-Herrschaft sollte es auf ihrer Heimatwelt Stützpunkte der Cantaro gegeben haben, klobige, 200 Meter hohe Zwiebel- oder Pilztürme mit einem Basisdurchmesser von bis zu 150 Metern. In den letzten Jahren der Monos-Herrschaft sollten sie auf geheimnisvolle Weise verschwunden sein.
Die Zwotter stellten das Verschwinden sehr unterschiedlich in den Berichten dar.
Die einen behaupteten, die Türme seien davongeflogen, andere sagten, sie hätten sich aufgelöst, und wieder andere schilderten, die Türme seien noch vorhanden, aber unsichtbar.
Gerade um diese letzte Version rankten sich die wildesten Gerüchte und Märchen.
Für Gucky und sein Team war es daher nicht erstaunlich, daß die Ennox diesen Planeten mieden. Das nächste Versteck für Felix bis zum Eintreffen der XENOLITH stand damit fest, und Alaska würde die erforderlichen Vorbereitungen für ein heimliches Absetzen treffen. „Das ist die größte Katastrophe, die uns treffen konnte", jammerte Ed Morris. „Schlimmer als zehn Tote Zonen oder hundert herumschnüffelnde Ennox. Schlimmer als der Sturz in ein Black Hole oder ..."
„Es langt, mein Freund!" unterbrach Selma Laron scharf. „So schlimm wie dein Gejammer ist es nicht."
Was an den Nerven des Raumkadetten zehrte, war der Totalausfall der Robotküche des Bungalows. Der Zentralchip hatte seinen Geist aufgegeben. Eigentlich wäre das kein Problem gewesen, denn der Besitzer ihrer Unterkunft hätte bestimmt innerhalb weniger Stunden die Reparatur durchführen lassen können. Oder Ed wäre mal schnell nach Sol-Town geflogen und hätte einen Ersatzchip besorgt und eingebaut.
Aber Gucky hatte darauf bestanden, daß keine Kontakte mehr nach draußen durchgeführt wurden. Und außerdem - Alaska war mit dem Gleiter unterwegs. Und für Selma und Ed hatte Gucky praktisch ein Ausgehverbot verhängt.
Für einen Hilferuf an den Reparaturservice blieb noch das öffentliche Kommunikationsnetz, aber auch dessen Benutzung. hatte der Mausbiber mit aller Strenge untersagt. Er wollte unter allen Umständen vermeiden, daß ein ungewollter Hinweis die herumschnüffelnden Ennox aufmerksam machte. „Es ist zwar schon ein paar Jährchen her", meinte Oma Laron, „seit ich das letztemal gekocht habe, aber ich habe nicht alles vergessen und verlernt. Ich werde dir ein saftiges Steak mit einem Berg Bratkartoffeln zubereiten. Dann wird sich deine
Weitere Kostenlose Bücher