1630 - Geheimmission der XENOLITH
Laune wieder bessern. Außerdem muß ich etwas für Felix kochen. Wenn der Bursche wenigstens richtig essen würde. Vielleicht käme er dann wieder zu Kräften."
„Kraft hat er", meinte Ed Morris. „Nur keinen Lebenswillen.
Und diesen Schritt - oder wie ihr das nennt -kann er nicht mehr machen. Er ist mir ja ganz sympathisch, aber ich glaube, er verschweigt eine Menge. Also, wie war das mit dem Steak?
Wann fängst du an?"
„Ich bin schon dabei. Erst einmal muß ich die Robotküche auf manuelle Bedienung einjustieren, denn in der Sonne allein wird dein Steak nie gar."
„Einjustieren? Möchte ich auch mal machen. Kann ich dir helfen? Was machst du da eigentlich? Sieht ja geheimnisvoll aus und doch irgendwie ganz appetitlich."
Ed und Oma fuhren herum.
Mitten im Raum stand ein Koloß von Weib und ruderte wild mit seinem dicken, unbekleideten Armen. „Du mußt mir das erklären!" Sie lachte meckernd. „Ich möchte das auch lernen. Kochen ist bestimmt ganz wild. Das kann nicht jeder."
Ed machte einen Schritt auf die Fremde zu.
Seine Augen wurden zu schmalen Schlitzen, und seine Miene verfinsterte sich.
Eine böse Ahnung beschlich ihn. Die Frau erinnerte ihn spontan an Guckys Bericht. „Würdest du mir bitte einmal erklären", verlangte er mit drohendem Unterton, „wer du bist und was du willst und wie du hier einfach hereinschneien konntest? Die Tür war doch verschlossen."
„Hereinschneien." Die schwergewichtige Person lachte erneut. „Das klingt ja doof. Mitten im Sommer kann es doch nicht schneien. Aber beruhige dich, Kleiner. Ich bin Megananny.
Zumindest hat irgendein Typ mir diesen Namen verliehen.
Wohl wegen meiner klangvollen Lache. In dem Wort >Nanny< muß eine megatiefe Bedeutung liegen."
„Du bist eine Ennox", stellte Oma Laron fest und warf Ed einen warnenden Blick zu.
Der kapierte und nickte nur kurz. „Nanny bedeutet in einer alten Sprache entweder >Kindermädchen< oder >Ziege<", erklärte der Pilot. „Ich finde, auf dich paßt >Ziege< besser. Vielleicht hätte der Schöpfer deines Namens besser >Rhinozeros< genommen.
Das hätte auch gepaßt."
Zeit gewinnen! dachte Ed voller Panik, aber er blieb äußerlich so ruhig wie Oma. Und dieses Weib hinausekeln!
Es war genau das eingetreten, was Gucky hatte verhindern wollen. Die Ennox hatten den Weg zu ihnen gefunden!
Ed bezweifelte, daß jetzt noch etwas zu retten war, aber er gab sich alle Mühe. Die dicke Frau vermittelte nicht den Eindruck überragender Intelligenz.
Vielleicht gab es noch eine Chance.
Wäre Megananny ein paar Sekunden früher erschienen, hätte sie womöglich das Gespräch über Felix mitbekommen. Dann wäre alles verloren gewesen. Auch zeigte sich jetzt, daß es vorausschauend richtig gewesen war, Felix im Anbau separat unterzubringen. „Werd nicht frech!" Die Ennox drohte mit einer geballten Hand, aber an ihrer Mimik war zu erkennen, daß sie das nicht sehr ernst meinte. „Und stell dich nicht so an! Man wird doch noch mal fragen dürfen. Wir haben das so an uns.
Wir fragen und fragen."
„Okay." Ed lenkte scheinbar ein. „Dann stelle deine Fragen und verschwinde wieder. Wir beide leben hier gern für uns allein."
„Ist sie nicht etwas zu alt für dich?" erkundigte sich die Ennox respektlos und deutete auf Selma Laron. „Sie ist meine Großmutter", sagte Ed. „Weißt du, was das bedeutet?"
„Natürlich, ich bin ja nicht blöd. Sonst unterhaltet ihr keine Beziehungen?"
„Ich wüßte nicht, daß dich das etwas angeht", sagte Ed. „Aber ich. Mich geht alles etwas an. Wenn du es nicht sagst, dann bekomme ich es auch so heraus. Wo hast du deine Liebesbriefe versteckt?"
Sie lachte und zeigte damit, daß sie gar keine Antwort erwartete. „Zur Sache, mein Kleiner." Megananny wechselte plötzlich den Ton. Ihre Stimme klang jetzt wie das Grollen eines fernen Donners. „Ich suche einen komischen Typ. Er ist nicht besonders groß und stellt das genetische Mischprodukt aus einem Känguruh und einem, einer, hm, was war das noch gleich?"
Ed ahnte, was sie meinte, denn er hatte ja Guckys Worte aus der vorletzten Nacht noch in bester Erinnerung. „Und einer Schildkröte?" fragte er scheinheilig und tat so, als wolle er der Ennox helfen. „Quatsch!" grollte sie. „Du kannst doch kein Reptil mit einem Säuger kreuzen. Nein, es war etwas anderes. Wenn es mir bloß einfallen wtirde!"
„Schaf, Wildsau, Ziege, Elefant, Walroß, Rindvieh, Hängebauchschwein, Ameisenbär", zählte Ed scheinbar wahllos auf, aber
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