1636 - Satans eigene Rockband
weiterhin an ihnen. Man konnte es mit Fleischfetzen vergleichen oder auch mit alter, lappiger Haut, die nach unten hing und sich bei jeder Bewegung fast zu lösen schien.
Wenn sie den Kopf ein wenig anhob, dann sah sie sogar noch die Haare, die an den Schädeln festklebten, zu Strähnen geworden waren, die wie lange Würmer herabhingen.
Insgesamt ein Anblick, der einfach nur widerlich und zu viel für einen Menschen war.
Und jetzt standen sie vor ihr und hatten sich aufgebaut wie auf einer Bühne. Senta hörte noch die Musik von der Kassette. Sie war in den Hintergrund getreten, weil sie sich einzig und allein auf die vier Besucher konzentrierte.
Sie zeichneten sich nicht so exakt ab, als dass sie ihre Gesichter hätte erkennen können. Alles an ihnen war verbrannt. Ihre Menschlichkeit zeigte sich nur in ihren Gestalten, denn die hatten sich nicht verändert.
Und die Besucher waren in der Lage, sich normal zu bewegen.
Die Musik lief vom Band, aber die vier Gestalten benahmen sich so, als würden sie selbst die Töne produzieren.
Einer spielte Luftgitarre. Er war darin perfekt. Trotz seiner finsteren Gestalt bewegte er sich geschmeidig. Der Oberkörper zuckte hin und her, die Beine blieben auch nie ruhig. Hektisch bewegte er die Finger einer Hand, um sie über die nicht vorhandenen Saiten der Gitarre zu jagen.
Der Zweite sang. Er lief hin und her. Seinen rechten Arm hatte er angewinkelt und die verbrannte Hand zur Klaue geschlossen, als hielte er dort etwas fest, das durchaus ein Mikrofon hätte sein können. Er bewegte zuckend seinen Kopf, der nicht vom Körper fiel, obwohl es beinahe so aussah. Das verkohlte Gesicht gab einen schwachen Glanz ab, als wäre es poliert worden.
Es gab noch die Gestalt am Keyboard. Das Instrument war nicht vorhanden, aber der Rocker tat so, als gäbe es dies. Er war leicht in die Knie gegangen. Dabei war der Oberkörper nach vorn gebeugt, und die Finger der Hände bewegten sich hektisch über imaginäre Tasten hinweg. Keine Pantomime hätte dies besser inszenieren können als dieses schrecklich verbrannte Wesen.
Und dann gab es noch den Drummer. Er stand im Hintergrund. Auch bei ihm waren die Hände zu Fäusten geballt, die Daumen und die Zeigefinger aber etwas vorgestreckt, als hielte er wirklich zwei Trommelstöcke fest. Er bewegte sie hektisch und schlug damit auf seine nicht vorhandenen Trommeln ein, deren Musik trotzdem zu hören war, denn das Band lief weiter.
Das Quartett war verrückt. Es war wie von Sinnen, aber es war vorhanden und keine Einbildung.
Senta Gomez hielt sich nach wie vor im Wasser auf. Die Hitze war in ihrem Körper geblieben. Das war ein Phänomen für sie, über das sie nachdenken wollte, es jedoch nicht schaffte, denn sie hatte das Gefühl, dass von ihr selbst nicht mehr viel vorhanden war.
Sie erlebte das Finale.
Noch einmal gaben die vier Gestalten alles, und als es zum Schluss kam, da warfen sie ihre Körper zurück, sodass es aussah, als sollten sie in Fetzen auseinanderfliegen, was natürlich nicht passierte. Sie blieben so schrecklich, wie sie waren, und die letzten Töne klangen in einem wahren Trommelwirbel aus.
Schluss - vorbei!
Senta Gomez verspürte in sich die Hoffnung, dass mit dem Verklingen der Musik auch die vier Gestalten verschwinden würden, was leider nicht eintrat.
Es war ruhig geworden, aber die verbrannten Wesen standen weiterhin dort.
Senta wollte nicht mehr hinschauen. Sie hatte genug gesehen. Aber sie schaffte es einfach nicht. Die Verbrannten waren wie Magnete, die ihre Blicke anzogen.
Sie fing an zu zittern, obwohl die Hitze weiterhin in ihrem Körper steckte.
Der Ausdruck in ihrem Gesicht spiegelte die Angst wider, die sich in ihr breitgemacht hatte. Und sie merkte, wie schwer sich ihr Herz damit tat, normal zu schlagen.
Da lief etwas verkehrt. Es war nicht mehr ihre Welt. Sie fühlte sich verlassen, und die wahnsinnige Angst wollte einfach nicht weichen. Über den Hals stieg die Hitze hoch in ihren Kopf. Sie rechnete damit, dass er in der nächsten Sekunde explodieren und aus ihrem Halsstumpf eine Feuersäule in die Höhe schießen würde.
Diejenige Gestalt, die den Sänger imitiert hatte, löste sich aus der Gruppe und ging einen langen Schritt nach vorn. Als er stehen blieb, hatte er den Beckenrand erreicht, sodass ihn Senta Gomez jetzt aus allernächster Nähe sah.
Er sah schlimm aus.
Die stinkenden und angekokelten Haare umgaben die beiden Gesichtsseiten.
Ein ekliger Brandgeruch strahlte von ihm ab, der
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