1637 - Gefangene der Zeit
nicht, daß sich die Legion von dem Schlag erholen würde. Andererseits wurde darüber spekuliert, daß der Kopf des Bundes an anderer Stelle Reserven besitzen könne, mit denen die Aktivitäten problemlos fortgesetzt werden würden.
Dann kamen offizielle Sprecher zu Wort.
Die akonischen Diplomaten gaben sich weiterhin selbstbewußt oder gar überheblich. Natürlich verdammten sie den „verbrecherischen Schlag", aber sie unterstrichen gleichzeitig, daß der Rückschlag an ihren berechtigten Ansprüchen nichts ändern werde. Und auch nicht an der offiziellen Politik Akons, die schließlich dem Wohl der ganzen Galaxis diene. Überzeugen konnten sie damit kaum einen Nichtakonen.
Sprecher des Galaktikums gaben ihre Meinung erst zögernd bekannt. Schließlich schälte sich aber auch hier eine einheitliche Beurteilung heraus. Die Gefahr, die von der Blauen Legion ausgehe, so hieß es, sei wohl erst dann endgültig gebannt, wenn man der „Blauen Schlange" habhaft werden würde. Doch die MAGENTA war mit unbekanntem Ziel entkommen.
Interessanter für den Wissenschaftler war aber die Meldung, die vorerst nur über die inoffiziellen Kanäle zu ihm gelangt war. In den öffentlichen Nachrichtensendungen war davon noch nichts zu hören. Myles Kantor konnte sich ausmalen, daß Homer G. Adams hinter der Geheimhaltung steckte.
Innerhalb der Forschungsstation gab es keine Geheimnisse.
Daher wurde hier ganz offen über die Nachricht diskutiert, die besagte, daß Perry Rhodan mit der ODIN und einem Medoschiff namens PARACELSUS aufgebrochen war, um 250 Ennox zu retten, die den Kurzen Weg nicht mehr gehen konnten. Das Sensationelle an der Nachricht war, daß Rhodan mit den Geborgenen dann den Heimatplaneten der Ennox anfliegen sollte.
Von der LFT und der Ersten Terranerin Koka Szari Misonan lagen erste Stellungnahmen ebenso vor wie aus dem HQHanse.
Alle Beteiligten drückten darin ihre Überraschung aus.
Auch Kallia Nedrun staunte. Die junge Frau befand sich mit Enza Mansoor in den Privaträumen Kantors. „Ich würde zu gern einen der Ennox um eine Stellungnahme dazu bitten", meinte Myles nachdenklich. „Ewig spuken sie hier und überall herum. Aber wenn man einen braucht, ist keiner da."
„Du solltest mit Bully darüber sprechen", meinte seine Mutter. „Der kommt sowieso heute abend. Da ist noch Zeit und Gelegenheit genug. Ich frage mich aber, wie die anderen Ennox auf die Geschichte reagieren."
Als ob jemand seine Worte gehört hätte, erschienen zwei kleinwüchsige Ennox mitten im Zimmer. Myles war ihnen hier schon einigemal begegnet. Die beiden nannten sich Max und Moritz. Wer ihnen diese Namen verpaßt hatte, war dem Wissenschaftler nicht bekannt. „Eh, Myles!" rief der kleinere der beiden. „Hab' gehört, daß du heute 'ne tolle Party steigen läßt. Viel Prominenz und so.
Hättest mich auch einladen können. Und Moritz natürlich auch."
„Euch braucht man nicht einzuladen." Kantor winkte ab. „Ihr kommt und geht doch eh, wie's euch beliebt. Außerdem handelt es sich nicht um eine Party, sondern um eine sachliche Unterredung über aktuelle Fragen. Aber euren Oberennox Philip, den hätte ich ganz gern hier gesehen. Wo steckt er denn?"
„Keine Ahnung", antwortete Max. „Bin weder sein Schutzengel noch sein Großvater. Er kann auf sich selbst aufpassen. Was willst du denn von ihm, eh?"
„Ich möchte gern erfahren, was ihn bewogen hat, Perry Rhodan um die Rettung der 250 Ennox zu bitten. Und was er sich dabei gedacht hat, Rhodan die Koordinaten seiner Heimatwelt anzubieten."
Max und Moritz blickten sich an und brachen in lautes Gelächter aus. „Weißt du, wovon er spricht?" fragte der kleine, dickliche Max.
Moritz schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung. Wahrscheinlich kümmert er sich wieder einmal um Dinge, die ihn nichts angehen."
Myles Kantor merkte schon nach diesen wenigen Worten, daß sich die beiden wohl kaum sachlich zu der Geschichte äußern würden. Daß sie nichts davon wußten, schloß er aus. „Hört mal, ihr beiden", versuchte es Kallia. „Kann man denn nicht einmal vernünftig mit euch reden?"
„Gern. Aber nur über vernünftige Dinge, die euch etwas angehen. Wenn ihr da ein Problem haben solltet, dann kommen wir wieder."
Sprach's, winkte seinem Kompagnon zu und verschwand. „Sehr aufschlußreich", stellte Enza Mansoor spöttisch fest. „Wenn die Runde heute abend auch so verläuft, dann bin ich fast umsonst gekommen."
Sie sah das erstaunte Gesicht ihres Sohnes und lächelte.
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