1639 - Las Vegas-Wölfe
Stella Moreno schluchzen. Sie hatte den Kopf gedreht und suchte meinen Blick.
Ich sagte nichts, eine Erklärung würde ich später geben, sie sollte sich erst wieder fangen.
Dann bewegte sie ihre Lippen. Es war nur nicht zu hören, was sie genau sagte. Sie sprach mehr zu sich selbst, und als sie schluckte, zuckte die dünne Haut am Hals.
Es war Zeit, dass ich das Schweigen unterbrach. Zudem wollte ich Abe Douglas anrufen, denn er musste auch Bescheid wissen. Er würde es hinnehmen müssen, dass diese Wölfe keine normalen Tiere waren, auch wenn sie so aussahen.
Es kam anders.
Mein Handy meldete sich. In der Annähme, dass es der FBIAgent war, meldete ich mich mit den Worten: »Okay, Abe, ich…«
»Hier spricht nicht Abe!«, unterbrach mich die Frauenstimme, bei deren Klang sich meine Nackenhaare aufrichteten.
Ja, die Stimme kannte ich!
Himmel, wie hatte ich sie vergessen können! Sie passte in diesen Fall hinein, denn die Stimme gehörte einer mächtigen Person, der Werwölfin Morgana Layton…
***
Ja, wie hätte es auch anders sein können. Um den Kreis zu schließen, war sie das letzte Glied, aber auch das mächtigste. Wenn irgendwo auf der Welt Werwölfe in Aktion traten, dann stand sie an erster Stelle, denn sie war die Chefin, die Anführerin dieser gefährlichen Bande, die das Grauen über die Menschen bringen konnte.
Ich war trotzdem überrascht, ihre Stimme zu hören. Bei unserem letzten Zusammentreffen hatte ich die Tierärztin Maxine Wells in letzter Sekunde vor ihr retten können, als Morgana sie zur Werwölfin machen wollte.
»Bist du noch da, John?«
»Sicher.«
»Warum? Warum nur mischst du dich immer wieder ein? Das hier ist mein Spiel. Hier in Las Vegas werde ich meine Zeichen setzen, das habe ich mir fest vorgenommen. Ich möchte meine Diener in die Städte bringen und habe mir dieses Sündenbabel nicht grundlos ausgesucht. Meine Diener sind bereit, die Stadt zu überschwemmen und…«
Ich unterbrach sie. »Als Werwölfe?«
»Nein, dieses Privileg nehme ich für mich in Anspruch. [1] Dabei wird es auch bleiben. Du kannst dir vorstellen, dass ich die Tiere manipuliert habe. Es steckt mein Keim in ihnen, aber sie werden nicht als Werwölfe durch die Stadt laufen.«
»Andere schon - oder?« Ich wollte dabei auf etwas ganz Bestimmtes hinaus.
»Du denkst an mich?«
»Nicht nur, Morgana.«
Sie lachte. »Nicht schlecht, John. Ja, es ist möglich, dass ich mir eine Helferin gesucht habe.«
»Dann hast du Liz Moreno gebissen?«
»Das wird sie niemals zugeben. Sie hat mich doch nicht so gesehen, wie du mich kennst.«
»Klar, als Mensch bestimmt nicht. Wir müssen uns nichts vormachen, Morgana. Ich kenne dich in beiderlei Gestalten, und bisher habe ich es noch immer geschafft, dich in die Schranken zu weisen. Das wird auch jetzt der Fall sein.«
»Du riskierst also das Leben von Menschen?«
»Nicht unbedingt. Aber…«
»Wenn ich meine Wölfe schicke, werden sie wie Menschen, und ich kann dir sagen, dass sie bereits unterwegs sind. Es wird nicht lange dauern, bis es sich herumgesprochen hat, dann ist der Weg bis zur Panik nur noch ein kurzer Schritt…«
»Das dachte ich mir. Aber wir werden uns zu wehren wissen, Morgana.«
»Ich bin gespannt.«
Es waren ihre letzten Worte, danach legte sie auf. Meine Hand mit dem Handy rutschte von meinem Ohr ab nach unten. Das Gerät verschwand in der Tasche, und in den nächsten Minuten saß ich unbeweglich auf meinem Stuhl.
Erst als sich Stella Moreno räusperte, fand ich wieder zurück in die Wirklichkeit.
»Eine Bekannte?«, fragte sie. »Die Stimme hat weiblich geklungen.«
»Ja, das ist sie.«
»Und?«
Ich runzelte die Stirn, bevor ich fragte: »Können Sie mit dem Namen Morgana Layton etwas anfangen?«
Sie wiederholte ihn und schüttelte den Kopf. »Nein, das kann ich nicht.«
»Sind Sie sicher?«
»Ja, absolut!«
»Keine Aufregung, bitte. Und was ist mit Ihrer Schwester? Hat sie den Namen mal erwähnt?«
»Ich kann mich nicht daran erinnern. Wer soll diese Morgana Layton denn sein?«
Ich hatte keine Lust, ihr alles zu erklären. Deshalb winkte ich ab.
»Vergessen Sie es zunächst, aber ich möchte noch etwas anderes von Ihnen wissen.«
»Gut…«
»Hat Ihnen Liz gesagt, wer sie angegriffen und sie schließlich gebissen hat?«
»Nein - ahm - ja. Das ist eine Wölfin gewesen. Oder ein Wolf. Ein besonderer.«
»Inwiefern?«
»Größer als die anderen, hat sie gesagt. Sie wurde gepackt, gebissen und dann wieder laufen
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