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1639 - Signale aus NGC 6503

Titel: 1639 - Signale aus NGC 6503 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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käme es zu einem Blutbad. Das, glaube ich, habe ich gesehen."
    Xii-Gien-Qek war nachdenklich geworden. Fast schien es, als hätte er Boris überhaupt nicht zugehört. „Eines habe ich vergessen zu sagen", zwitscherte der Blue nach einer Weile. „Es erschien mir bisher nicht wichtig. Ich habe ein Geräusch gehört, während ich durch die Ruinen wanderte."
    „Was für ein Geräusch?"
    „Dumpf, drohend. Es klang zornig. Es wiederholte sich in regelmäßigen Abständen. Woher es kam, konnte ich nicht feststellen. Es hörte sich an wie >maleom ... maleom ...<".
    Die Synopsis, von der Julian Tifflor gesprochen hatte, bestand aus einer Zusammenstellung der Aufnahmen, die die Roboter während der Spiegelung gemacht hatten.
    Mehrfachbeobachtungen waren eliminiert worden. Man hatte sich auf die nach Meinung der Experten wichtigsten Ereignisse konzentriert. So war ein Video von etwa zwanzig Minuten Dauer übriggeblieben, das Julian Tifflor, Myles Kantor, Boris und Xii in der kleinen Kommandozentrale der Landefähre betrachteten.
    Die Aufzeichnungen wirkten auf den ersten Blick wenig aufschlußreich. Alle einhundert Roboter, unabhängig davon, wo sie in der realen Welt des Planeten Gromat Vihren Standort gehabt haben mochten, hatten sich noch im Bereich der zertrümmerten Stadt befunden. Die Bilder zeigten Ruinen, halb eingestürzte Mauern und schuttübersäte Straßen.
    Akustisch waren die Aufnahmen tot. Es ließ sich kein einziges Geräusch hören.
    Erst gegen Ende wurde die Darstellung interessant. Das Aufnahmegerät eines Roboters blickte eine schmale Straße entlang. Am Ende der Straße war die Landefähre zu sehen, recht deutlich, wenn sie auch mitten in einer der zertrümmerten Mauern zu stehen schien. Das Hindernis der potentiellen Parallelwirklichkeit war für das Fahrzeug nicht vorhanden. Es durchdrang den Mauerrest und ragte hüben wie drüben ein paar Dutzend Meter hervor.
    Zwei Roboter kamen in Sicht. Sie schwebten die Straße entlang. Der Robot, von dem die Aufnahme stammte, schwenkte herum und glitt die Straße entlang. Boris Siankows Blick war starr auf das Bild gerichtet. Er glaubte, diesen Ausschnitt der Szene zu kennen. An jener Stelle dort hatte er gestanden, als die Spiegelung wirksam geworden war.
    Einhundert Meter weiter vorne war die Stelle, an der die schmale und eine breite Straße einander kreuzten. Dort war er nach rechts eingebogen.
    Plötzlich waren Geräusche zu hören, die Laute einer menschlichen Stimme. Boris zuckte zusammen. Das war er selbst, der dort schrie! Der Roboter war inzwischen auf die breite Straße eingebogen. Er kam an die Toreinfahrt, die auf die weite Innenfläche des zerstörten Gebäudes führte, und zögerte.
    Durch die Augen des Maschinenwesens sah Boris Siankow sich selbst. Er stand im Hintergrund des Innenraums. Vor ihm ragte der Schuttberg auf. Er schwankte, schien das Gleichgewicht zu verlieren, drohte zu stürzen.
    Da war mehr. An der rechten Seitenwand war, nicht deutlicher als ein Schatten, eine Gestalt zu erkennen. Boris hätte sie nicht identifizieren können, wenn nicht der weit ausladende, tellerförmige Schädel gewesen wäre.
    Xii-Gien-Qek!
    Auf dem Boden des Innenraums lagen Schutt und Trümmer verstreut. Zwischen den Trümmerbrocken waren hier und da dunkle Flecken zu sehen.
    Die Leichen!
    Der Schuttberg war in Bewegung geraten. Er rutschte in sich zusammen. Jeden Augenblick mußte jetzt die zerbeulte Maschine erscheinen!
    Der Roboter sah sie nicht. Der Schutthügel breitete sich aus, wurde fast eben mit dem umliegenden Gelände. Aber die Maschine kam nicht zum Vorschein. Der Roboter sah nur den wankenden Menschen, der jetzt endgültig die Balance verloren hatte und zu Boden stürzte.
    Im selben Augenblick löste er den Paralysator aus. Boris sah sich selbst im Fallen zusammenzucken. Der Roboter kam näher und nahm ihn mit seinen tentakelartigen Greifarmen auf. Damit endete die Aufzeichnung.
    Boris konnte vor Aufregung kaum an sich halten. „Das beweist einiges!" sprudelte er hervor. „Die Roboter sehen alles, was der aktuellen Wirklichkeit angehört. Daneben natürlich auch Einzelheiten der Spiegelung. Unsere Augen dagegen - ich meine die Augen organischer Lebewesen - sind partiell geblendet. Xii hat mich nicht, ich habe ihn nicht gesehen. Ich sah Leichen und eine Maschine, Xii sah sie nicht.
    Wir beide konnten optisch die Landefähre nicht erfassen, obwohl wir höchstens zweihundert Meter von ihr entfernt waren. Es ist ganz klar, daß hier eine

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