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1639 - Signale aus NGC 6503

Titel: 1639 - Signale aus NGC 6503 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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psionische Wechselwirkung besteht. In dieser Spiegelung sehen wir Dinge oder sehen sie nicht, je nachdem, wie unser Bewußtsein mit der potentiellen Wirklichkeit der Spiegelung interferiert."
    „Das ist Spekulation", sagte Julian Tifflor. „Du bringst einen völlig neuen Aspekt in unsere Hypothesen von der Bedeutung der Spiegelungen."
    „So kann man es nicht sagen", widersprach Myles Kantor. „Kann sein, daß Boris spekuliert. Aber er tut es auf solider Grundlage. Der Aspekt, den er einbringt, ist keineswegs völlig neu."
    Boris Siankow sah seinen unmittelbaren Vorgesetzten verwundert an. Es geschah selten, daß Myles Kantor zu seiner Verteidigung antrat, noch dazu in einem Fall wie diesem, in dem er tatsächlich, ohne lange nachzudenken, hinausposaunt hatte, was ihm gerade in den Sinn gekommen war. „Seit Accarodrei wissen wir, daß die Möglichkeit individuell verschiedener Beobachtungen besteht", fuhr Myles fort. „Ronald Tekener sah etwas anderes als die Leute, die an Bord der LEPSO zurückgeblieben waren, und die Aufnahmegeräte registrierten gänzlich verschiedene Szenen und Abläufe.
    Lediglich die Idee, daß die Unterschiede zwischen den von organischen Wesen angestellten Beobachtungen auf eine psionische Wechselwirkung mit der Sphäre der Spiegelung zurückgeführt werden könnten, hat Boris neu eingebracht."
    „Ich halte sie übrigens für eine ausgezeichnete Idee", zirpte Xii-Gien-Qek. „Boris und ich, wir haben uns schon darüber unterhalten. Je länger ich darüber nachdenke, desto plausibler erscheint mir das Ganze."
    Julian Tifflor zuckte mit den Schultern und warf in gespielter Verzweiflung die Arme in die Luft. „Wer bin ich armes Menschlein, daß ich mich mit den Koryphäen der Wissenschaft streiten könnte!" klagte er. „Wenn euch die Idee brauchbar erscheint, verfolgt sie und macht meinetwegen eine neue Theorie daraus. Hauptsache ist, wir finden eines Tages eine Handhabe, der Toten Zone zu Leibe zu rücken und das Geheimnis der Spiegelungen zu enthüllen."
    „Ich habe noch eine Idee", sagte Boris Siankow etliche Stunden später zu Xii-Gien-Qek. „In der Zentrale wollte ich nicht darüber sprechen. Julian Tifflor ist ein durch und durch konservativer Denker. Er hätte mich vielleicht für einen Phantasten gehalten."
    „Ich glaube, das tut er sowieso", antwortete der Blue. „Erzähl mir von deiner Idee."
    In den Monaten, seit sie als Mitglieder des Kantorschen Teams Seite an Seite arbeiteten, hatte sich zwischen den beiden so verschiedenartigen Wesen eine eigenartige Beziehung herausgebildet. Von der Mentalität her waren die beiden noch weitaus verschiedener voneinander als ein Swoon von einem Haluter. Dennoch scheute sich Boris Siankow nicht, Xii-Gien-Qek seinen Freund zu nennen. Zum Gefühl der Zusammengehörigkeit trug sicherlich auch bei, daß sie beide - der eine als Nexialist, der andere als Korrelationist - unkonventionellen Denkwegen folgten, die von den orthodoxen Jüngern der sogenannten exakten Wissenschaften mit scheelem Blick angesehen wurden. „Auf Kaahar hörten wir den Lockruf", begann Boris mit seiner Erklärung. „Damals wirkte er auf dich wesentlich stärker als auf mich. Du folgtest dem Ruf, drangst in den Tunnel ein und hattest einen Zusammenstoß mit der Leuchterscheinung."
    „Richtig", kommentierte Xii. „Auf Kaahar erlebten wir, wie Sinta Soldaten rekrutierte. Sie setzte sie unter hypnosuggestiven Druck, und den armen Opfern blieb nichts anderes übrig, als der Lockung nachzugeben und sich unter die Kämpfersklaven einreihen zu lassen."
    „Jetzt wird's langsam Zeit, daß was Neues kommt", beschwerte sich der Blue. „Hier war die Beziehung umgekehrt", fuhr Boris unbeirrt fort. „Man hörte abermals einen Lockruf, aber diesmal beeindruckte er mich wesentlich stärker als dich. Ich konnte ihm nicht widerstehen, du konntest es. Außerdem gab es hier für Sinta keine Notwendigkeit, Söldner durch suggestive Lockung an sich zu ziehen. Der Lockruf muß also einem anderen Zweck gedient haben."
    „Ich folge dir", versicherte Xii-Gien-Qek. „Sprich weiter!"
    „Nach allem, was wir bisher in Erfahrung gebracht haben, glauben wir zu wissen, daß Sinta einen Angriff auf unser Universum plant."
    „Warte einen Augenblick!" unterbrach der Blue. „Ich weiß, man hat sich angewöhnt, Sinta für die Bewohnerin eines Paralleluniversums zu halten, und unterstellt ihr die Absicht, in unser Universum eindringen zu wollen. Mir persönlich fehlen dafür noch die Beweise. Ich

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