1639 - Signale aus NGC 6503
bin bereit zu glauben, daß dort, wo Sinta lebt, die Raumzeit eine gänzlich andere Struktur hat als hier bei uns. Deswegen aber gleich von einem anderen Universum zu sprechen, halte ich für voreilig."
„Also gut, nehmen wir eine neutrale Bezeichnung", lenkte Boris Siankow ein. „Sinta lebt in ihrer Sphäre, wir in der unseren. Sinta will aus ihrer Sphäre heraus unsere Sphäre angreifen. Liegt ihr daran, daß sie dabei beobachtet wird, wie sie ihre Heere zusammenstellt? Gewiß nicht. Nun ist sie aber schon ein paarmal dabei beobachtet worden, und zwar von uns: auf Zhruut, auf Acearodrei, auf Kaahar und in den Raumzeitfalten, die Paunaro aufgebaut hat."
„Du meinst, Sinta betrachtet uns als Kundschafter oder Spione?"
„Ja. Und versucht, uns das Handwerk zu legen. Ich bin überzeugt, daß wir, wenn wir dem Lockruf folgten, nicht mit dem Leben davonkämen."
Eine Zeitlang herrschte Schweigen in der kleinen Kabine. „Das wirft eine ganze Menge Fragen auf", sagte Xii-Gien-Qek schließlich. „Nichts von dem, was uns in der Spiegelung begegnet, ist wirklich - mit Ausnahme der psionischen Strahlung, die uns anlocken soll."
„Für mich hat die Bedrohung Gestalt", führte Boris den Gedanken weiter. „Ich sehe eine Maschine mit einer zerbeulten Blechverkleidung und einer Art Antenne. Die Gefahr scheint mir von diesem Gebilde auszugehen, das mir schon einmal im Traum erschienen ist. Du auf der anderen Seite siehst gar nichts. Für dich kommt die Bedrohung aus dem Nichts."
„Aber ich höre!" fügte Xii-Gien-Qek hinzu. „Ich höre das häßliche Brummen und Dröhnen. Du weißt schon: maleoum .. .maleoom ... maleooom..."
Sie sahen einander an. Die Augen des Blues glitzerten.
Er suchte angestrengt nach einer Lösung des Rätsels. „Da soll sich noch einer auskennen", seufzte Boris. „Vielleicht das Einhorn der dritten Glückseligkeit", antwortete Xii-Gien-Qek mit leisem Spott. „Womöglich heißt das Einhorn Paunaro. Wir müssen ihn fragen, und wenn wir Glück haben, wird er uns alles erklären."
Abermals wurde es still, während sie ihren Gedanken nachhingen. „Wenigstens haben wir einen Namen für das Ding", sagte Boris Siankow nach einer Weile und lachte ein wenig dazu. „Ob es materiell ist oder nicht, spielt dabei keine Rolle."
„Einen Namen?" fragte der Blue überrascht. „Wie soll es heißen?"
„So, wie es sich uns vorgestellt hat: Maleom."
Xii wollte darauf antworten. Aber plötzlich stand ein matter Piepston im Raum und ließ sie beide aufhorchen. „Die Tote Zone hat sich zurückgezogen", sagte Xii. „Ich werde mich ebenfalls zurückziehen. Es ist lange her, seit ich mich das letztemal länger als ein paar Minuten ausgeruht habe."
Die Kabinentür öffnete sich vor ihm.
In diesem Augenblick sprach der Interkom laut an.
Julian Tifflors Stimme war zu hören. „An alle! Point Panot meldet, daß das Dreizackschiff TARFALA mit dem Nakken Paunaro an Bord vor knapp zwei Stunden eingetroffen ist. Wir kehren auf dem schnellsten Weg nach Point Panot zurück."
Noch in derselben Minute hob die Landefähre von der Oberfläche des Planeten Gromat Vab und nahm Kurs auf die PERSEUS
3.
Myles Kantor hatte im Konferenzraum der FORNAX alles zum Empfang des Nakken vorbereitet. Er wollte, daß es eine würdevolle Angelegenheit würde. Paunaro sollte deutlich gemacht werden, daß man seine Bereitschaft zur Mitarbeit zu schätzen wußte und ihn für einen großen Wissenschaftler hielt.
Allerdings war Myles seines Erfolges nicht sicher. Er wußte nicht, wie Paunaro auf die Vorbereitungen reagieren, ob er ihren Sinn verstehen würde. Es war unbekannt, auf welche Weise sich ein Nakk überhaupt beeindrucken ließ.
Die TARFALA war längs der FORNAX gegangen. Das geschah wie selbstverständlich. Unter all denen, die sich im Sektor Panot aufhielten, waren Myles Kantor und seine engsten Mitarbeiter diejenigen, mit denen Paunaro am vertrautesten war.
Die Teilnehmer am Empfang hatten sich bereits eingefunden.
Aus Rücksicht auf die Verständigungsschwierigkeiten, die es bei der Kommunikation mit Nakken immer gab, hatte Myles Kantor den Kreis der Eingeladenen klein gehalten. Julian Tifflor war da und die Kartanin Dao-Lin-H'ay. Auch Boris Siankow und Xii-Gien-Qek hatten sich eingefunden. Auf Siankows Anwesenheit hätte Myles lieber verzichtet. Der Nexialist neigte dazu, auf höchst impulsive Art und Weise Ideen von sich zu geben, die noch nicht richtig durchdacht waren. Boris Siankow war in einer Unterhaltung
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