164 - Der Todessarkophag
nichts", schloß Fernando seinen Bericht. „Weshalb wünscht Luguri ihren Tod, Don Hermano?"
„Das hat dich nicht zu interessieren", brüllte Hermano. „Das ist ein Geschäft, das nur Luguri und mich etwas angeht. Du schweigst, daß ich Rebeccas Tod wünsche."
Langsam verrauchte Hermanos Zorn.
„Ich muß zugeben, Fernando, daß du deine Sache nicht übel gemacht hast. Es war eine gute Idee von dir, Rebecca einzuladen. Lorenza verfolgt sie. Demnach kann sie uns nicht entkommen. Laß mich ein paar Minuten nachdenken."
Fernando war über das Lob hocherfreut, denn damit ging sein Schwiegervater sehr spärlich um.
„Ja, so werden wir es machen, lieber Fernando. Der Todessarkohag! Das ist die Lösung. Du wirst Rebecca herzlich willkommen heißen und sie dann lähmen. Das sollte bei einer Vampirin sogar dir möglich sein. Außerdem werde ich da noch genaue Anweisungen ausarbeiten. Du schaffst die bewußtlose Rebecca in den Keller, öffnest den Deckel des Sarges und stößt sie hinein. Dann schließt du den Sarkophag. Rebecca verwandelt sich und wird für ewige Zeiten ein Sklave unserer Sippe sein."
„Aber Luguri will doch ihren Tod?"
„Sie ist ja auch tot, du Dummkopf. Ein hirnloses Geschöpf, zu keinem Gedanken mehr fähig. Das soll sie sein. Aber davon werde ich Luguri nichts erzählen. Mein Mund wird versiegelt sein. Erst wenn ich es für notwendig erachte, werde ich ihm berichten, was tatsächlich geschehen ist."
Er stöhnte genußvoll auf.
„Das ist überaus prächtig. Vielleicht überreiche ich ihm Rebecca, der ich aber den Befehl eingebe, daß sie auf Luguri losgehen soll. Das wäre vielleicht ein Spaß, den ich mir keinesfalls entgehen lassen will. Das sind in jeder Weise höchst befriedigende Nachrichten. Luguri werde ich täuschen, ihn belügen und mich über ihn erheitern. So soll es geschehen. Ich will morgen dabei sein, wenn du Rebecca in den Sarg stößt."
„Du kommst persönlich, Don Hermano?" fragte Fernando, der darüber nicht sehr erfreut war.
„Nein, ich werde alles durch die Kugel beobachten. Bis morgen, mein lieber Fernando."
Fernando starrte die blinkende Kugel an, brachte sie zum Erlöschen und verschwand in einer düsteren Kammer. Bis auf den kunstvoll verzierten ägyptischen Sarkophag, der an einer Wand lehnte, war der Raum leer.
Hermano hatte diesen Sarg vor vielen Jahren von einer ägyptischen Hexe geschenkt bekommen. Er stellte die gefährlichste Waffe der Munante-Sippe dar. Unzählige Dämonen und Menschen hatten in ihm den Tod gefunden…
„Wie bei Karl May", sagte Coco zufrieden.
Ich blickte sie verwundert an.
„Seine Helden schleichen sich immer an", erklärte sie mir, „und erfahren so die Pläne der bösen Feinde und können sich danach richten. Diese zwei Gespräche, die wir da eben gehört haben, waren ausgesprochen aufschlußreich."
Widerstrebend stimmte ich zu. Wahrscheinlich wußte auch Rebecca wesentlich mehr, als sie Lorenza Camaz verraten hatte, und auch Fernando hatte sie ganz schön belogen. Hatte es sich noch nicht bis nach Südamerika herumgesprochen, daß Rebecca nicht mehr die dumme, leicht verwundbare Vampirin war? Die Kostproben ihrer neuen Fähigkeiten hatten mir schon gereicht, aber ich war sicher, daß Cocos Freundin nicht alle ihre Karten aufgedeckt hatte. Da standen den Dämonen und Luguri noch einige Überraschungen bevor. Luguri wünschte also Rebeccas Tod. Doch das würden wir diesmal unter allen Umständen verhindern.
„Wir sollten gar nicht auf Rebecca warten", meinte ich. „Stürmen wir doch einfach das Munante- Haus, schnappen uns diesen Fernando und ab mit ihm in den Todessarkophag, den wir danach einfach in die Luft jagen - zusammen mit dem ganzen Haus."
„Dein Vorschlag reizt mich ungemein, Rian", sagte Coco. „Aber ich will vorerst einmal mit Rebecca sprechen."
„Zeitverschwendung", brummte ich. Denn wie ich die beiden kannte, würden sie sicherlich irgendeinen komplizierten Plan erfinden, der sich dann nicht verwirklichen ließ.
Coco hakte sich bei mir unter. Mehr als eine halbe Stunde liefen wir durch dieses herrschaftliche Viertel, doch kein Taxi kam uns entgegen. Erst als wir belebtere Straßen erreichten, fanden wir eines, das uns zum Hotel brachte.
Meine Hoffnung, daß es doch noch mit einem nächtlichen Bummel durch Santiagos Straßen klappen würde, begrub ich langsam.
Nach der Polizeikontrolle in Huara winkte Lorenza Camaz Rebecca noch einmal kurz zu, dann drehte er um und schoß in Dichtung Norden
Weitere Kostenlose Bücher