164 - Der Todessarkophag
Polizisten an. „Heute wurde ich bereits sechsmal kontrolliert."
„Wir haben unsere Vorschriften", antwortete einer der Beamten. „Wir dürfen auch eine Leibesvisitation anordnen. Wäre Ihnen das vielleicht lieber?"
Rebecca schwieg ergrimmt. Ihre Wut verrauchte, denn die Polizisten hatten recht, sie waren es nicht, die diese Bestimmungen befohlen hatten.
Sie begnügten sich mit einer flüchtigen Kontrolle, aber nun war noch eine Hürde zu nehmen. Denn kaum war sie fünfzig Meter weiter gefahren, wurde sie nochmals angehalten. Diesmal waren es Zollbeamte! Und das mehr als vierhundert Kilometer von der peruanischen Grenze entfernt!
All ihre Proteste nützten nichts, die Zöllner kontrollierten sie besonders kritisch und zerlegten dabei den halben Wagen.
Als sie endlich weiterfahren durfte, war sie rasend vor Zorn.
Die Straße stieg hier nun ein wenig an. Als sie den höchsten Punkt erreicht hatte, sprang sie wie eine Furie aus dem Auto, blieb breitbeinig stehen und schlug zu.
Und sie ließ ihre Wut aus. Die Schranken und Zollhäuschen flogen durch die Luft, panikartig ergriffen die Polizisten und Zöllner die Flucht. Sie zerdrückte noch einige Dienstfahrzeuge. Als ihr Zorn sich langsam legte, fuhr sie weiter.
Das Autofahren war ihr nun gründlich verleidet. Sie beschloß, bis nach Antofagasta zu fahren und die restlichen 1400 Kilometer mit dem Flugzeug zurückzulegen.
Ihr war bewußt, daß sie höchst unklug gehandelt hatte, denn noch immer wurde sie von Lorenza Camaz verfolgt.
„Was war denn da los?" fragte Coco verblüfft.
Rebecca erzählte es ihr, dann unterhielten sie sich über den vagen Plan, der immer deutlichere Formen annahm.
Das folgende Wüstengebiet war in seiner abscheulichen Häßlichkeit wohl kaum mehr zu überbieten. Chile war ihr nun endgültig verleidet.
In der Hafenstadt nahm sie sich in der Nähe des Flughafens ein Hotelzimmer, doch an Schlaf dachte sie nicht. Eifrig studierte sie die Informationen, die sie von den drei Untoten erhalten hatte. Angeblich war der früheste Linienflug der LADECO völlig ausgebucht, doch das glaubte sie nicht. Sie gab den Leihwagen zurück, drückte einem Angestellten ein Bündel Banknoten in die Hand, und zehn Minuten später hatte sie ihr Ticket.
Sie war nicht überrascht, daß das Flugzeug halb leer war. Eric machte die Reise in einer großen Tasche mit, eine Beförderungsart, die er schon lange gewohnt war.
Um 12.35 Uhr landete die Maschine auf dem Flughafen Pudahuel in Santiago. Rebecca hatte während des Fluges nicht einmal einen Blick auf die wunderschöne Landschaft geworfen.
Knapp eine Stunde später traf sie im Hotel Carrera ein. Ihr war natürlich klar, daß sie weiterhin beobachtet wurde, doch das war ihr gleichgültig.
Vermutlich gab es auch im Hotel Spione von Fernando Munante-Camaz. Doch auch dies störte sie nicht.
Coco konnte sich hier unbemerkt mit ihr in Verbindung setzen.
Coco war den ganzen Vormittag kaum ansprechbar gewesen, sie dachte nur daran, was um Mitternacht geschehen sollte. Außerdem wollte sie sich richtig entspannen und dazu in einen tranceartigen Schlaf fallen. Dadurch stärkte sie ihre magischen Kräfte, und ich hatte nur wenig Lust, im Hotelzimmer zu hocken und die schlafende Coco anzuglotzen.
Wir hatten vereinbart, daß ich am späten Abend zurück ins Hotel kommen sollte. An den Plänen, die Rebecca und meine Gefährtin entwickelten, wollte ich nicht mitarbeiten. Ich konnte ihnen nicht viel helfen, sondern ihnen eher schaden.
So sah ich mir die Stadt an, die aber keine sonderlichen Sehenswürdigkeiten zu bieten hatte. Ich besichtigte die San-Franzisco-Kirche und spazierte in Richtung Santa-Lucia-Berg weiter. Eine halbe Stunde verbrachte ich im Historischen Museum. In einem der unzähligen Lokale genehmigte ich mir ein leichtes Mittagessen, danach besuchte ich den Cerra Santa Lucia, genoß den herrlichen Blick über die Stadt und unterhielt mich mit ein paar Einheimischen und Touristen. Ich verließ den kleinen Berg auf der Nordseite, spazierte den Mapocho-Fluß entlang und kam an einem alten Fort vorbei. Nun war eigentlich für den heutigen Tag meine Sehnsucht nach Sehenswürdigkeiten gestillt. Ich sah mich nach einem Leihwagen um, denn meine nächtliche Aufgabe beschränkte sich auf meine Fahrkünste. Nach langer Suche fand ich einen kleinen Japaner, der tadellos gepflegt war. Diesen Wagen nahm ich, drehte ein paar Runden durch die Innenstadt, verließ dann die Stadt und zischte die Straße entlang, die
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