164 - Mr. Samba - Mr. Tod
niedergestochen hatte, wurde ins Krankenhaus gebracht, und Roxane begab sich mit mir zum Rover.
Ich schaute über das Autodach und sah den schrecklichen Tumult auf der Straße vor dem Theater.
Ein einziger Mann war dafür verantwortlich: Parembao, der Rächer aus dem Urwald. Er war nach London gekommen, um sich sein Eigentum wiederzuholen - und so nebenbei wollte er der schwarzen Macht einen Dienst erweisen, indem er diesen verfluchten Giftpfeil auf mich abschoß.
»Heute werden wir ihn nicht mehr aufspüren. London bietet ihm genug Möglichkeiten, sich zu verstecken«, meinte Roxane.
Das war leider richtig. Leicht würde es nicht sein, Parembaos Spur wiederzufinden, obwohl wir hier zu Hause, waren und sich somit der »Heimvorteil« auf unserer Seite befand.
***
»Wie zu Hause« sollte sich Fenmore Caulfield in Barry Shaddocks Haus fühlen. Man hatte ihn in ein bequemes Zimmer gesteckt, dessen Fenster vergittert war. Es gab eine gut bestückte Hausbar und ein Fernsehgerät.
Ein bequemes Gefängnis - und doch hätte der junge Mann keine Sekunde die »Gastfreundschaft« des Gangsterbosses in Anspruch nehmen müssen. Niemand hätte Fenmore Caulfield aufhalten können. Wenn er das Haus verlassen wollte, konnte er es tun, ohne daß ihn jemand daran hätte hindern können.
Schließlich war er kein Mensch mehr, seit er sich den Zauberhelm aufgesetzt hatte. Der goldene Helm hatte ihn zum Ungeheuer gemacht, doch das wußten die Gangster nicht.
Noch machte er ihnen die Freude, ihr Spiel mitzuspielen, doch lange würde er nicht mehr bleiben. Er hatte keine Lust, die ganze Nacht in Shaddocks Haus zu verbringen.
Während die Fernsehshow zu Ende ging und der alkoholkranke Entertainer mit schmalzigem Lächeln sein Abschiedslied sang, wobei er mit den langen Beinen lässig schlenkerte und mit dem Kopf wackelte, blickte Fenmore Caulfield auf seine Hände, die die Gangster mit stählernen Handschellen versehen hatten.
Seine Miene nahm einen harten Ausdruck an. Er wollte nicht länger gefesselt sein, deshalb aktivierte er seine übernatürlichen Kräfte - und riß die Achterspangen auseinander.
Anschließend zwang er die Klammern auf und schüttelte sie ab. Nun grinste er zufrieden. Ein Anfang war gemacht. Es gab niemanden, der ihn gefangenhalten konnte, das würden Barry Shaddock und seine Männer bald erfahren.
***
Bob Kendall und Blake Eckman hatten den Gefangenen - Shaddocks Faustpfand - zu bewachen. Sie fanden zwar, daß das nicht nötig gewesen wäre, aber wenn der Boß es so wollte, mußten sie eben vor der Tür zu Caulfields Zimmer Wache schieben.
»Hältst du mal für kurze Zeit allein die Stellung?« fragte Kendall.
Eckman kniff mißtrauisch die Augen zusammen. »Wieso? Willst du dich inzwischen etwas aufs Ohr hauen?«
»Du kennst mich doch, ich bin ein Nachtmensch. Ich muß bloß mal für Königstiger.«
Eckman grinste. »Fall nicht in die Muschel.«
Kendall entfernte sich, und Blake Eckman hörte kurz darauf, wie Fenmore Caulfield drinnen die Fernsehstationen durchschaltete.
Anscheinend gefiel dem Knaben nicht, was geboten wurde, denn gleich darauf herrschte Stille im Zimmer. Was würde Caulfield nun tun? Sich hinlegen?
Eckman lauschte. Er hörte Schritte. Caulfield ging auf und ab. Der Gangster lächelte. Er wird langsam ungeduldig, dachte er. Ob ich mal nach ihm sehen soll?
Zunächst unternahm Eckman nichts. Er wollte später einen Blick in das Zimmer werfen, wenn Bob Kendall wieder da war - eine Vorsichtsmaßnahme, die zwar nicht nötig war, auf die er aber doch nicht verzichten wollte.
Plötzlich… Seufzen! Stöhnen! Eckman durchzuckte ein Gedanke: Er hat sich vergiftet! Nun konnte er nicht auf Kendalls Rückkehr warten.
Er mußte sofort etwas unternehmen. Sollte er Alarm schlagen? Erst mal nach Caulfield sehen! riet ihm eine innere Stimme. Hastig trat er an die Tür und öffnete sie.
Fenmore Caulfield lag auf dem Sofa und wand sich in Krämpfen. »Du verdammter Idiot!« stieß Blake Eckman nervös hervor. »Was hast du getan? Was hast du geschluckt? Wir hätten deine Taschen filzen sollen.«
Leichenblaß war Caulfield geworden, und er schien schon mehr drüben als hier zu sein. Eckman beugte sich aufgeregt über den jungen Mann.
»Womit hast du dich… Was hast du eingenommen?«
Fenmore Caulfield röchelte schaurig.
»Du Blödmann, wir pumpen dir den Magen aus. Kendall war mal Sanitäter, der weiß, wie man das macht.« Auf einmal lag Caulfield still. Er stöhnte, röchelte nicht mehr -
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