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1642 - Ein Rächer aus dem Nichts

1642 - Ein Rächer aus dem Nichts

Titel: 1642 - Ein Rächer aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Hundesöhne trat vor und zeigte ihm seine Faust.
    Es ging ihm nicht nur um die Hand. Skip Tandy sollte etwas anderes sehen, was nicht zu übersehen war. Es war ein Ring, der auf dem Mittelfinger saß und der auf seiner Oberseite aussah wie eine Krone. Die hellen Spitzen waren deutlich zu erkennen. Sie umrahmten einen blau schimmernden Totenschädel, der den Boden des Rings bedeckte.
    »Siehst du ihn?«
    Skip nickte.
    »Du wirst ihn bald zu spüren bekommen. Er wird sich in deinem Gesicht abzeichnen und dort für immer bleiben. Die Spitzen der Krone fressen sich tief in deine glatte Visage. Wenn du denkst, dass du aussiehst wie ein Künstler, kannst du dir das zum letzten Mal vorstellen. Bald bist du mit unserem Zeichen geschmückt.«
    Skip Tandy wusste, dass sein Aussehen in einem krassen Gegensatz zu dem der beiden Schläger stand. Er hatte dunkle Haare, die sehr dicht wuchsen und sogar leicht lockig waren. Seine weichen Gesichtszüge und die vollen Lippen hätten auch zu einem Mädchen gepasst, und er war deswegen schon oft gehänselt worden.
    »Na? Freust du dich schon?«
    »Bitte, lasst mich doch in Ruhe«, bettelte Skip. »Ich habe euch nichts getan…«
    »Aber du magst uns nicht«, sagte der zweite.
    »Das habe ich nicht gesagt. Ich habe euch nicht angemacht, nicht, bitte, das ist…«
    »Wir sehen dich gern betteln, aber das bringt dir nichts, wir werden unser Zeichen in deinem Gesicht hinterlassen, und daran ändert sich nichts.«
    Die Angst steigerte sich. Kein Mensch erlebt gern Schmerzen, und die würden kommen, wenn der Hundesohn zuschlug.
    Er nahm seinen Arm mit der Faust zurück. Jetzt füllte sie nicht mehr Skips Blickfeld aus, und so sah er das Gesicht des Schlägers und auch den Ausdruck in dessen Augen. Es war ein Blick, der seine Furcht noch steigerte. Eine Gnadenlosigkeit vermischt mit dem Wunsch, einen Menschen leiden zu sehen. So etwas war Skip völlig neu.
    »Und jetzt richte dich darauf ein, dass wir dich brandmarken werden, du kleines Arschloch. Welche Wange soll ich nehmen? Die rechte oder die linke?«
    »Du wirst keine nehmen!«, sagte plötzlich eine Stimme, die sich anhörte, als wäre sie aus einer tiefen Gruft gedrungen. »Euer Spiel ist vorbei!«
    ***
    Der Schläger hielt tatsächlich inne. Auch sein Kumpan tat nichts, und Skip Tandy wagte erst recht nicht, sich zu bewegen. Aber er hatte die bessere Sicht und blickte an den beiden Totschlägern vorbei. So sah er, was sich hinter ihnen tat.
    Dort stand eine schwarze Wand, die es zuvor nicht gegeben hatte. Das zumindest war Skips erster Eindruck, den er wenig später revidieren musste, als er sah, dass sich die Schwärze bewegte. Jetzt war sie mehr mit einer Wolke zu vergleichen.
    Eigentlich hätten die beiden Totschläger schon längst angreifen müssen, was sie jedoch nicht taten. Sie schienen über das Verhalten des Jungen überrascht zu sein, der plötzlich keine Angst mehr zeigte, denn dieses Gefühl hatte sich bei ihm in Erstaunen umgewandelt.
    Skip hatte gesehen, dass sich in der schwarzen Wolke etwas bewegte.
    Wer oder was das genau war, sah er nicht. Da verdichtete sich etwas.
    Jemand erschien, und die Augen des Betrachters weiteten sich noch mehr, als er einen menschlichen Umriss erkannte, was eigentlich nicht stimmen konnte und trotzdem stimmte. Er täuschte sich nicht, es gab diese Konturen, die allerdings nicht nur dunkel waren, sondern sich in den folgenden Sekunden leicht erhellten.
    Skip atmete schneller. Die Typen vor ihm waren zunächst vergessen. Er schluckte einige Male, stöhnte sogar auf, was den Hundesöhnen vor ihm auffiel.
    »He, was ist los?«
    Skip gab keine Antwort. Seine Peiniger waren plötzlich unwichtig für ihn geworden. Er sah nur die Gestalt in der Wolke, die sich immer stärker hervorschälte.
    Es war ein Mensch. Aber kein normaler.
    Skip konnte es nicht fassen.
    Unmöglich!, schrie es in seinem Innern, doch er hatte sich nicht getäuscht. Diesen Menschen hätte es eigentlich nicht geben dürfen. Er war nur eine Fantasiegestalt, die seiner Kreativität entsprungen war, denn derjenige, der sich in der Wolke aufhielt, war Gothic. Sein großer Held und kein anderer.
    Er sah so aus, wie er von Skip geschaffen worden war. Umgeben mit einem dunklen Umhang, der ihm allerdings nur bis zur Hüfte reichte.
    Sein Gesicht lag frei, und es sah trotzdem so aus, als wäre es von einer Maske bedeckt worden, die aus einem hellen Material bestand und leicht silbrig schimmerte.
    So hatte er sich seinen Helden gewünscht

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