1643 - Psychospiel auf Akon
der TENTRA BLUE. Unter anderem die, wie sich der Block der Ersten Verantwortung das vorstellte - die Aktion des Friedensstifters.
Als ob dieser ominöse Arinu Barras nur den Boden Akons zu betreten brauchte, um allseitige Friedfertigkeit zu verbreiten!
Ein namenloser Friedensstifter in den ersten paar Jahren seiner Begabung. In Cailman Tzyks vier Augen erschien der Plan völlig hirnrissig.
Er stellte eine ganz andere Frage. „Warum ich?"
Mit leisem Spott antwortete Dagoran Yijan: „Eben deswegen, weil du allgemein als akontreu giltst. An deiner Loyalität wird man bestimmt nicht zweifeln. Raffiniert, nicht wahr?"
„Außerordentlich raffiniert", gab Cailman Tzyk sarkastisch zurück. „Soll das Kritik am Ratschluß des Blocks der Ersten Verantwortung sein?"
„Keinesfalls", erwiderte Cailman Tzyk schnell. „Es ist nur so - sollten die Spione und Späher der Blauen Legion Akons inzwischen herausgefunden haben, daß ich der Politik Akons entgegenarbeite, bin ich als Doppelagent enttarnt. Und das wäre das Ende der TENTRA BLUE und ihrer Besatzung."
Die nachlässige Geste von Dagoran Yijan zeigte an, daß dieser Einwand in den müden Augen des Gesandten von minderer Wichtigkeit war. „Und wir würden dabei auch den einzigen Friedensstifter verlieren, den wir zur Mitarbeit gewinnen können - falls wir ihn finden."
Dieser Einwand gab Dagoran Yyan ein wenig mehr zu denken - aber höchstens eine Zehntelsekunde mehr. „Auch dieses Risiko müssen wir eingehen", sagte er entschlossen. „Du wirst verstehen, daß wir dir diese Befehle nicht in verbindlicher oder gar schriftlicher Form geben können. Diese mündliche Weisung von mir muß genügen.
Willst du noch einmal das Siegel sehen?"
„Nicht nötig", wehrte Cailman Tzyk ab. „Ich habe nur noch einen Einwand vorzubringen."
Der Gesandte zeigte sich von Cailman Tzyks Widerstand gelangweilt und angeödet. Vielleicht hatte er angenommen, Cailman Tzyk werde sich mit der gleichen Lässigkeit in Lebensgefahr begeben, mit der ein Gesandter seine diesbezüglichen Anweisungen erteilt. „Sprich!"
„Ich habe einen Verräter an Bord, einen Judas."
„Judas?"
„Eine Gestalt aus der Mythologie der Terraner. Er war ein Verräter, der seinen Herrn und Meister an dessen Feinde auslieferte. Für Geld. Er hat sein Opfer mit einem Kuß verraten."
Der Gesandte ließ Laute der Erheiterung hören. Bei vielen Gatasern und anderen Blues waren die Liebesbräuche der Terraner ein steter Quell der Erheiterung. Gelegentlich wurden entsprechende Filme über die Liebesrituale der Terraner Blues-Jugendlichen zur Unterhaltung und Belustigung vorgeführt.
Der Lacherfolg war meist durchschlagend. „Wie albern", ließ sich der Gesandte vernehmen. „Ein Verräter also. Wer ist es?"
„Das weiß ich nicht", antwortete Cailman Tzyk. „Ein Mitglied meiner Besatzung. Er steht nicht in ständiger Verbindung mit Akon, aber ich bin sicher, daß jede Operation der TENTRA BLUE von ihm an die Blaue Legion weitergemeldet wird."
Der Gesandte dachte angestrengt nach. „Nun gut", sagte er schließlich; der Tonfall zeigte an, daß die Unterredung damit ein Ende zu finden hatte. „Dann erweitere ich deine Befehle in einem Punkt."
Cailman Tzyk wartete ab. „Finde den Verräter und töte ihn. Ich wünsche dir den Segen der Kreatur der Tapferkeit. Möge das Sternenlicht dein Haupt bestrahlen."
Der Gesandte verabschiedete sich und verließ die Kabine des Kommandanten der TENTRA BLUE in angeregter Stimmung.
Der Kommandant selbst war weniger aufgeräumt.
Cailman Tzyk wußte, daß dieser Angriff auf Akon der gefährlichste Auftrag war, den er jemals bekommen hatte.
Gefährlich in mancherlei Hinsicht.
Das Unternehmen konnte bereits im Ansatz fehlschlagen. Dann nämlich, wenn sich der seltsame Friedensstifter gar nicht erst finden ließ. Möglich war auch, daß der Plan entdeckt und umgehend gekontert wurde - was im Klartext hieß, daß die TENTRA BLUE von zahlreichen akonischen Geschützen in Atome zerblasen würde.
Ungünstigstenfalls - falls Schiff und Besatzung unversehrt in die Hände der Blauen Legion fallen sollten, beispielsweise durch Verrat – drohte den Blues an Bord ein Schicksal, das den Tod als Happy-End erscheinen lassen würde.
In diesem Fall stand zu befürchten, daß Akon sich für den Verrat der Blues rächen würde.
Kommandant Cailman Tzyk gab einen Laut der Verzweiflung von sich. „Verstecke dich, Friedensstifter", sagte er leise. „Kriech in ein Loch und zeig dich nicht,
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